Kapitel 8

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James' Sicht:

Es war raus. Sirius hatte das ausgesprochen, was wir alle gedacht hatten: Remus hatte uns vernachlässigt und es nicht einmal gemerkt. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, ob er den Ernst seiner Lage verstand. Er musste sich verändern und zwar schnell, denn den Moony, der jetzt existierte, mochte keiner. Ich hätte jetzt beschrieben, was genau an ihm so furchtbar war, aber ich denke das hatte Padfoot bereits gut genug.
Die Verkupplungspläne konnten Lily und ich uns jedenfalls sonst wohin stecken. Die ersten zwei Tage hatte es noch funktioniert. Wir hatten uns immer so gesetzt, dass Sirius und Remus zusammen saßen, aber dann hatte letzter angefangen sich neben Evelyn zu setzen und ließ Sirius alleine zurück.
Eigentlich war das der Moment in dem Lily und ich begriffen hatten, dass dieser Plan von uns nicht aufgehen würde. Anfangs hatten wir es noch weiter versucht, aber irgendwann hatten wir aufgegeben. Das einzig Gute an dieser Idee war, dass ich mich jetzt besser mit Lily verstand. Wir waren zwar noch weit entfernt von einer Freundschaft, aber sie sah mich inzwischen zumindest, als normalen Menschen und nicht als arrogantes Arschloch. Ich glaub sie begriff langsam, dass ich nicht so war, wie ich mich nach außen gab. Außerdem hatte sie immernoch meinen Pulli. Ich will ja nicht sagen, dass ich da irgendwas rein interpretiere, aber... naja irgendwie schon.
Ich hatte gerade große Lust einfach zu ihr zu gehen und ihr mein ganzen Herz auszuschütten, aber ich war mir sicher, dass sie gerade ihre Ruhe wollte und außerdem brauchte mein Bruder mich jetzt.

Unsicher stand ich vor der Tür unseres Schlafsaals. Ich wusste nicht genau, ob ich reingehen sollte oder ob Sirius mich zurückweisen würde, aber wenn ich ihm nicht helfen konnte, wer dann?
Zaghaft öffnete ich die Tür einen Spalt breit in der Erwartung sofort ein Kissen ins Gesicht zu bekommen oder angeschrien zu werden, aber nichts der gleichen passierte. Entschloßen stieß ich auch den Rest der Tür auf. Sirius lag regungslos auf seinem Bett und wenn ich nicht gesehen hätte, wie sich seine Brust hob und senkte, hätte ich vermutlich gedacht er wäre ohnmächtig.
"Hey, Bro...", sagte ich leise.
Keine Reaktion.
"Ich weiß, wie schwer das ist. Er fehlt mir auch."
Immernoch keine Reaktion.
„Er wird wieder zurück kommen. Der alte Remus ist noch nicht weg!"
Langsam drehte Sirius seinen Kopf in meine Richtung.
„Wieso fühlt sich das so schlimm an?", flüsterte er mit kratziger Stimme. Ich wusste an der Art und Weise, wie er sprach und wie sich ein roter Rand über seiner Lippe bildete, dass er geweint hatte.
Für die meisten musste es ziemlich unglaublich klingen, aber er war ziemlich sensibel und auch wenn er immer so tat, als wäre alles in perfekter Ordnung, hörte ich ihn abends in seinem Bett weinen. Er war nicht so stark, wie alle dachten, nicht so taff und erst recht nicht so gefühllos.
„Ich... Ich habe keine Ahnung. Ich könnte jetzt wohl große Reden schwingen und irgendwelche Psychologischen Erklärungen aus Büchern heraussuchen,", fing ich an, „aber egal, was die dort schreiben, ich weiß es nicht. Herzen werden nunmal gebrochen, dagegen kannst du nichts tun und ich genauso wenig. Ich kann nur versuchen die Zeit ertragbarer für dich zu machen."
Sirius setzte sich langsam auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen seine Bettlehne.
„Weißt du, James, das ist genau der Grund, warum du mein bester Freund bist. Egal, was passiert, ich kann auf dich zählen! Von allem auf der Welt, was du mir jetzt erzählen könntest, hast du dich für die Wahrheit entschieden. Danke. Du weißt nicht, wieviel mir das bedeutet."
Er streckte die Arme aus und ich lief auf ihn zu und zog ihn in eine feste Umarmung.
„Doch weiß ich, Pad..."
Ich lächelte und auch seine Lippen umspielte ein kleines Lächeln, obwohl ihm eine einzelne Träne über die Wange lief.

Remus' Sicht:

Es war mindestens zwei Jahre her, dass ich solange unter dieser Weide saß. Es war schon längst Ausgangssperre, aber ich wollte dieses friedliche Plätzchen nicht verlassen. Ich hatte so Schiss in unseren Schlafsaal zu gehen, dass ich hier übernachten wollen würde. Natürlich wusste ich, dass das nicht ging. Früher oder später musste ich mich meinen Problemen stellen, auch wenn mir später lieber wäre. Langsam erhob ich mich und klopfte mir Erde von meinem Umhang. Ich hatte nicht mal zum Umziehen den Schlafsaal betreten, obwohl ich wusste, dass dort niemand sein würde, da die anderen zu der Zeit noch im Unterricht waren.
Meine Angst war einfach zu groß, auch jetzt noch. Ich wollte solange, wie es ging, um das unausweichliche Gespräch drumrumkommen.
Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen. Wenn ich langsamer lief, kam ich später an und vielleicht schliefen die anderen dann schon.
Ach, was machte ich mir hier eigentlich vor: James und Sirius würde tagelang wach bleiben, um dieses Gespräch mit mir zu führen. Bei Peter war ich mir zwar sicher, dass er das nicht durchhalten würde, aber eine Nacht war auch für ihn kein Problem.
Und wenn ich einfach wo anders schlafen würde? Nur eine Nacht... Meine Schulsachen holen und mich frisch machen, könnte ich ja dann, wenn der Rest der Rumtreiber morgen beim Frühstück waren. Das klang zu mindest nach einem Plan, fragte sich nur noch, wo ich schlafen sollte.
Im Gryffindorgemeinschaftsraum würden die anderen mich finden und bei Frank im Schlafsaal auch. Bei anderen Häusern konnte ich auch nicht übernachten, da ich die Passwörter nicht wusste und auch kaum jemanden dort kannte.
Eine Möglichkeit gab es noch. Diese war zwar etwas schräg und ich wusste nicht, ob er damit einverstanden wäre, aber probieren konnte ich es zumindest.

(pausiert) addicted to you. [WOLFSTAR]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt