Kapitel 13

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Sirius' Sicht:

"Psst, Prongs! Oder willst du, dass uns jemand erwischt?!", zischte ich meinem besten Freund zu, als wir auf die Peitschende Weide zu gingen.
"Reg dich ab. Wir haben es bis jetzt jedes Mal geschafft.", flüsterte James lässig zurück und grinste. Auch wenn wir definitiv nicht wegen einer schönen Angelegenheit hier waren, bereitete ihm der Nervenkitzel jedes Mal Freude. Ich hingegen war einfach nur besorgt. Auch wenn ich normalerweise derjenige war, der sich bei verbotenen Aktivitäten nicht zurückhalten vor Begeisterung, sobald es um Remus ging, verstand ich keinen Spaß. Mir war bewusst, dass er uns brauchte und wir konnten es nicht riskieren erwischt zu werden!
"Ja, es kann aber auch mal schief gehen! Du weißt, was es für Moony bedeutet, wenn wir uns erwischen lassen!", fauchte ich verärgert. James Gesichtsausdruck wurde ernster.
„Du hast ja recht, tut mir leid.."
Genervt atmete ich auf.
Wir hatten die Peitschende Weide fast erreicht, als ein Rascheln im Gebüsch ertönte.
„Habt ihr das gehört?", flüsterte ich James zu, aber der beachtete mich gar nicht und beobachtete nur, wie Peter, der sich inzwischen verwandelt hatte, in Richtung des versteckten Knopfes, der die Peitschende Weide zum Stillstand brachte und den Tunnel freilegte, flitzte. Als aus der Weide jegliche Bewegung wich, lief James auf den Eingang des Ganges zu und drehte sich zu mir um.
"Kommst du?", fragte er ungeduldig.
Ich warf einen Blick auf das Gebüsch, das nun wieder still im Schatten der Bäume stand und antwortete schließlich:
"Geht schonmal vor, ich muss noch kurz etwas überprüfen."
Misstrauisch runzelte James die Augenbrauen, aber zuckte dann mit den Schultern und verschwand mit Peter, der wieder seinen menschliche Gestalt angenommen hatte, im Inneren der Weide. Ich wartete noch einen Moment ab, lief dann auf die Büsche zu und blieb schließlich etwa einen Meter von ihnen entfernt stehen.
„Komm raus, Evans!"
Nichts tat sich und ich verdrehte, auch wenn sie es in der Abenddämmerung wahrscheinlich nicht sah, genervt die Augen.
„Na los, mach schon! Ich hab nicht die ganze Nacht Zeit!"
Es blieb still.
„Hast du überhaupt die geringste Ahnung, was du hier tust?!", fauchte ich nun ziemlich angepisst und nervös. Ich musste sie unbedingt loswerden! Das ganze hier war viel zu gefährlich für sie und Remus würde es sich nie verzeihen, wenn er sie verletzen würde.
Mit einem Mal tat sich etwas. Ein Busch fing an zu wackeln und eine rote Haarmähne erschien in meinem Blickfeld. Evans. Sie hatte sich aufgerichtete und schaute mich wütend an. Warum war sie denn jetzt wütend?
„Die Frage ist eher; Habt ihr überhaupt die geringste Ahnung, was ihr hier tut?!", fauchte sie zurück und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
„Evans, das ist nicht witzig! Mach, dass du wieder in Schloss kommst! Schnell!" Nervös trat ich von einem Bein aufs Andere. Die Zeit lief. Remus konnte sich jeden Moment verwandeln und dann musste ich bei meinen Freunden sein und Evans im Schloss.
„Na los, mach schon! Das ist kein Scherz! Du hast keine Ahnung in was für einer Gefahr du schwebst!"
„Sirius...", sagte sie leise. Das war das erste Mal, dass sie mich beim Vornamen ansprach. Ich wollte sie gerade nochmal auffordern ins Schloss zu gehen, aber sie fiel mir ins Wort.
„Remus ist ein Werwolf!" Schockiert starrte ich sie an.
„Woher-?", begann ich, aber sie unterbrach mich:
„Er wird euch nicht erkennen. In seinem Zustand würde er euch ohne zu zögern umbringen. Ihr könnt ihm nicht helfen, er muss da alleine durch!"
Ihre Stimme war nur noch ein ersticktes flüstern und von der trotzigen Art von vorher, war nichts mehr übrig.
Trotz der Dunkelheit sah ich, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten und wusste, dass sie furchtbar darunter litt, Remus nicht helfen zu können. Ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte. Sie zu oblivieren wäre unmöglich, da ich, falls es zu einem Duell kommen würde, keine Chance gegen sie hatte. Zwar war ich ein talentierter Zauberer und Verteidigung gegen die dunklen Künste war nach Verwandlung mein bestes Fach, aber sie war eben Lily Evans und wurde von den Lehrern nicht umsonst die klügste Hexe ihres Alters genannt. Die einzige Möglichkeit, die mir blieb, war ihr alles zu erzählen. Und zwar wirklich alles.
„Evans... Ich kann dir alles erklären, wenn-", begann ich und stockte dann abrupt. Offenbar war es nicht nötig ihr alles zu erläutern, denn ein wissender Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit und sie schlug die Hände vor dem Mund zusammen.
Etwa eine Minute lang starrte sie vor sich hin und ich wurde mit jeder Sekunde ungeduldiger. Remus brauchte mich.
„Evans?", fragte ich nach einiger Zeit vorsichtig und sie blickte mich an, als wäre sie aus einer Trance erwacht.
„Alles okay?", hakte ich nach.
„Ihr seid Animagi oder? Ich hab mir nicht eingebildet, dass Pettigrew zur Ratte geworden ist, richtig?" Zustimmend nickte ich.
„Weil Werwölfe Tieren nichts antun... Black, das ist brilliant!" Ich merkte, wie sie richtig in Fahrt gelangte und in einen Redeschwall ausbrach.
„Seid ihr registriert? Nein, natürlich nicht, wieso frage ich überhaupt, das Ministerium würde das niemals erlauben. Weiß McGonagall davon? Weiß Dumbledore es? Das ist faszinierend! War es schwer? Bereitet es Schmerzen? Wielange seid ihr schon Animagi? Was sind du und James für Tiere? Habt ihr-"
„Evans!", unterbrach ich sie. „Wir werden dir alles erklären, aber ich muss jetzt zu James! Remus kann sich jede Sekunde verwandeln. Versprich mir, dass du zurück ins Schloss gehst und dich nicht wieder raus bewegst!"
Ich konnte sehen, dass sie mit der Entscheidung kämpfte. Ihre Gesichtszüge waren unentschlossen und ihre Augen, die im Mondschein leuchteten, strahlten Unsicherheit aus. Schließlich nickte sie und ich wollte mich umdrehen, aber sie hielt mich am Ärmel meines Pullovers fest. Ihr Gesicht hatte einen liebevollen Ausdruck angenommen.
„Ich danke euch, dass ihr das für Remus tut.", flüsterte sie so leise, das es kaum hörbar war. „Passt auf euch auf, ihr alle!"
Ich nickte. „Wir sehen uns, Evans."
Wieder wollte ich mich umdrehen, aber erneut hielt sie mich am Ärmel fest.
„Lily. Ich heiße Lily." Überrascht schaute ich sie an und streckte schließlich lächelnd die Hand aus: „Sirius."
Sie schlug ein und ich konnte sehen, dass auch ihre Lippen ein leichtes Lächeln umspielte.
Ich drückte ihre Hand und wollte gerade noch etwas sagen, als ihr Lächeln einem Gesichtsausdruck roher Angst wich.
Und jetzt hörte ich es; Das Knacken von Pfoten, die sich, nicht weit von hier entfernt, rasch durchs Gras bewegten.
Ruckartig drehte ich mich um, nur um festzustellen, dass der Werwolf nicht mal mehr 5 Meter von uns entfernt war. Dicht hinter ihm galoppierte ein Hirsch, der völlig auf das Wesen fokussiert war. Mir blieben nur wenige Sekunden, bis Remus bei uns war und ich machte das in dem Moment sinnvollste, in dem ich laut „Lily, lauf! Wir halten ihn auf!" brüllte. Ich hörte, wie sie sich hinter mir in Bewegung setzte und schnell verwandelte ich mich. Der Werwolf hatte mich inzwischen fast erreicht und ich stellte mich ihm mutig in den Weg. Ich musste verhindern, das er Lily einholte und ihr etwas passierte. Für James.

Lily's Sicht:

Ich rannte so schnell, wie ich konnte. Natürlich wollte ich unbedingt helfen, aber in diesem Fall wäre ich nur ein Angriffspunkt gewesen. Die Idee mit den Animagi war fabelhaft gewesen, aber ich machte mir trotzdem furchtbare Sorgen! Gleich dann, wenn der Vollmond wieder verschwunden war, würde ich mich auf den Weg in den Krankenflügel machen, um Remus beizustehen und nach den anderen sehen. Ich fragte mich, wie es ihnen jetzt grad wohl erging. Waren sie verletzt oder hatte sie es geschafft Remus in den Wald zu treiben? Ich wusste, ich durfte mich nicht umdrehen und sollte so schnell wie möglich zurück ins Schloss, aber ich musste mich wenigsten noch einmal kurz davon überzeugen, dass nichts passiert war. Ich rannte noch ein paar Meter und blieb dann stehen. Schnell drehte ich mich um und warf einen Blick in Richtung der Weide. Sie lag einsam und verlassen im Mondlicht. Keine Geräusche aus dem Wald. Nichts, außer Stille.
Ich wusste nicht ob mir das Sorgen bereiten sollte oder ob das hieß, dass sie Remus ohne Komplikationen in den Wald getrieben hatten. Ich hoffte einfach, dass niemand zu Schaden gekommen war, auch Remus nicht. Auch wenn es mich Beherrschung kostete, drehte ich mich langsam wieder von der Peitschenden Weide weg und stieß einen markerschütternden Schrei aus, als ich direkt in zwei große gelbe Augen blickte. Der Werwolf hatte mir den Weg zurück zum Schloss abgeschnitten, sodass meine einzige Möglichkeit war, zurück zur Weide und in den verbotenen Wald zu rennen oder in Richtung Hogsmeade. Ich entschied mich für erstes, da ich die Hoffnung hatte dort auf die anderen Rumtreiber zu treffen. Langsam trat ich zwei Schritte rückwärts, ließ den Werwolf jedoch nicht aus den Augen. Im Bruchteil einer Sekunde drehte ich mich um und rannte. Ich rannte weiter und weiter, so schnell, wie ich konnte. Remus folgte, aber eine verletzte Pfote, die ich vorhin im Moment des Schocks nicht bemerkt hatte, verhinderte, dass er schneller war als ich. Ein bisschen Hoffnung keimte in mit auf, erlosch jedoch als ich merkte, wie ich langsam außer Atem kam. Ich hatte die letzten Tage zum Abendbrot kaum etwas gegessen und die letzten Nächte hatte ich nicht viel geschlafen. Mein Tempo verlangsamte ich nicht, auch wenn ich zu kämpfen hatte es zu halten. Mittlerweile hatte ich den Rand des Verbotenen Wald erreicht und rannte hinein. Ich sprang über Baumwurzeln und lief mitten durch Büsche durch. Die Zweige peitschten mir ins Gesicht und ich spürte, wie Blut aus dem Kratzer lief, den ich mir unterhalb des rechten Augen zugezogen hatte. Wenige Meter hinter mir hörte ich, wir Remus sich hinter mir durch den Wald schlug. Als Tier hatte er einen großen Vorteil und ich begann zu bereuen, dass ich nicht in Richtung Hogsmeade gelaufen war.
Meine Beinmuskeln brannte und Schweiß lief mir übers Gesicht und vermischte sich mit Blut.
„James! Sirius!", schrie ich verzweifelt.
Langsam gelangte ich ans Ende meiner Kräfte. Das Bild vor meinen Augen begann zu flimmern und meine Beine fingen an zu zittern. Ich kämpfte mich noch ein paar Meter weiter bis ich über eine Wurzel stolperte und erschöpft zusammen brach.
Die Schritte des Werwolf kamen immer näher, aber ich hatte keine Kraft mehr den Kopf in seine Richtung zu heben. Das letzte, was ich mitbekam, war der Schmerz, der sich in meinem ganzen Körper ausbreitete, als sich Remus' Klauen tief in meine Oberschenkel gruben und ein Schrei, von dem ich nicht wusste, ob es mein eigener war.

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Heyy!
Tut mir leid, dass jetzt einen ganzen Monat nichts kam. Ich hatte/habe sehr viel für die Schule zu tun...
Ich versuche so viel zu updaten, wie ich kann.
Btw: Danke für die fast 3k reads!Das ist wirklich total krass!! :)

(pausiert) addicted to you. [WOLFSTAR]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt