Kapitel 14

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James' Sicht:

Langsam schlug ich die Augen auf. Sofort durchfuhr ein stechender Schmerz meinen ganzen Körper und auch mein Kopf begann augenblicklich zu dröhnen. Stöhnend fasste ich gegen meine Stirn, was die Sache, wie mir schnell auffiel, nicht besser machte.
Die Erinnerungen von letzter Nacht kamen Stück für Stück wieder und mit einem Mal war ich hellwach. Ruckartig setzte ich mich auf und schaute mich hektisch um. Ich lag im Krankenflügel, in dem Bett direkt an der Tür und eine Trennwand versperrte den Blick zur anderen Seite des Raums. Im Bett neben meinem lag Remus und im Bett daneben Sirius. Erleichtert atmete ich auf und lehnte mich zurück, schreckte aber sofort wieder auf, als mir auffiel, dass ich Lily hier nirgends sah. Sie musste auf der anderen Seite der Trennwand liegen. Ich hoffte, ihr ging es gut! Gerade wollte aufstehen und nachsehen, als eine Stimme ertönte.
„Mr Potter! Sie sind wach!", hörte ich Madame Pomfrey rufen, gefolgt von dem Geräusch kleiner Schritte. Woher wusste sie das überhaupt?!
Wenige Augenblicke später erschien sie an meinem Bett und drückte mir ein Glas mit einer milchig aussehenden Flüssigkeit in die Hand.
„Trinken Sie. Das wird die Schmerzen lindern!" war ihr einziger Kommentar dazu, bevor sie zu Sirius' Bett tippelte.
Kritisch begutachtete ich die Flüssigkeit, bevor ich sie so leise, wie möglich, auf meinen Nachttisch stellte. Madame Pomfrey war völlig auf Sirius konzentriert, sodass sie nicht mitbekam, wie ich leise, wenn auch unter großer Anstrengung, aus meinem Bett aufstand. Ich musste einfach sehen, ob es Lily gut ging. Langsam quälte ich mich um die Trennwand herum, nur um zu sehen, dass die Betten auf der anderen Seite alle leer waren. Aber... Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein!
„Was machen sie denn da-", ertönte mit einem Mal die Stimme von Madame Pomfrey, doch ich fiel ihr ins Wort.
„Wo ist Lily?", presste ich hervor, ohne sie anzusehen.
„Sie meinen Miss Evans? Nun ja..."
Ruckartig drehte ich mich, den Schmerz, der sich wieder bemerkbar machte, ignorierend.
„Wo. ist. sie?!", fauchte ich nun und nahm keine Rücksicht darauf, dass ich mich unhöflich verhielt. Ich würde mich später dafür entschuldigen.
Madame Pomfreys Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an, bevor sie sagte:
„Es sieht nicht gut für sie aus, aber sie wird es überstehen. Sie liegt zur Zeit im St. Mungos Hospital."
Mein Mund war wie ausgetrocknet und ich spürte einen ziehenden Schmerz in meinem Herz, der jeden anderen in den Schatten stellte.
Inzwischen waren meine Erinnerungen an gestern wieder komplett da.
Lily. Ihr Schrei. Sie, blutüberströmt.
„Ich will zu ihr!", brachte ich schließlich als Krächzen hervor.
„Es tut mir leid, Mr. Potter, aber sie darf zur Zeit keinen Besuch empfangen. Nicht einmal ihre Eltern dürfen zu ihr. Ich habe mich erkundigt."
Fassungslos starrte ich vor mich hin. Das war alles meine Schuld. Ich hätte wissen müssen, dass sie uns folgen würde, wenn sie Verdacht schöpfte.
„Kommen Sie. Legen sie sich wieder hin." Madame Pomfrey war auf mich zugekommen und schob mich sanft in Richtung Bett zurück. Ich wehrte mich nicht und ließ es über mich ergehen.
„Ich werde Ihnen ein Beruhigungsmittel geben." Sie entfernte sich wieder von meinem Bett und rief dabei noch „Und nehmen Sie endlich das Schmerzmittel!", aber ich hörte gar nicht zu. Meine Gedanken drehten sich nur um Lily.
„Hey Bro.", hörte ich auf einmal eine raue Stimme. Ich hob den Kopf an.
„Sirius. Lily, sie-", begann ich, doch er schnitt mir das Wort ab.
„Ich habs gehört.", meinte er und stand auf, um zu mir zu kommen.
„Dein Fuß...", fing ich an, als er auf mich zu gehumpelt kam und ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Ich hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, wie es meinen Freunden ging, sondern hatte nur an Lily gedacht.
Lässig winkte Sirius ab.
„Das kommt schon in Ordung."
Er grinste mich schief an und ließ sich auf meinem Bett nieder.
In dem Moment kam Madame Pomfrey mit dem Beruhigungsmittel. In der anderen Hand hielt sie ein Glas mit dem selben Schmerzmittel, wie meinem, vermutlich für Sirius. Sie stellte beides wortlos auf meinen Nachttisch und verschwand dann genauso schnell, wie sie gekommen war.
Meine Aufmerksamkeit galt nun wieder Sirius.
„Du siehst echt beschissen aus.", sagte ich nach einem Blick auf ihn.
Seine Lippe war geschwollen und ein Bluterguss prangte auf seinem linken Wangenknochen. Außerdem hatte er einige Schnitte, die eindeutig die Kratzspuren eines Werwolfs waren, am Schlüsselbein.
„Du siehst nicht besser aus.", erwiderte Sirius nur und ich musste zugeben, dass er da sehr wahrscheinlich Recht hatte. Ich konnte zwar selbst nicht sehen, wie ich aussah, aber ich spürte eindeutig, dass meine Nase gebrochen war und dass ich eine dicke Beule, sowie einige Kratzer, auf der Stirn hatte.
„Wie sollen wir das Remus sagen?", fragte ich und ein ernster Ausdruck machte sich auf Sirius' Gesicht breit.
"Ich habe keine Ahnung..." Er sah mich mit großen Augen an."James, er wird sich das niemals verzeihen, du kennst doch Moony." Sein Gesicht nahm einen panischen Ausdruck an und er begann am ganzen Körper zu zittern. Ich konnte einfach nicht anders, als ihn in den Arm zu nehmen und fest an mich zu drücken. Auch wenn Sirius anscheinend auf Jungs stand, war an dieser Geste nichts romantisches. Es war eine Geste aus Liebe, die zwei Brüder zueinander hegten.
Eine Weile saßen wir so da, jeder in seinen Gedanken, bis plötzlich ein lautes Röcheln ertönte, gefolgt von einem Husten. Ruckartig drehte ich mich zu dem Bett, in dem Remus lag und Sirius tat es mir gleich.
Der braunhaarige Junge hatte sich aufgesetzt und hielt sich nun keuchend den Brustkorb. Er schien uns gar nicht zu bemerken.
"Remus.", ertönte ein leises Flüstern von Sirius und in der nächsten Sekunde hatte er sich von meinem Arm befreit, war aufgesprungen und, trotz seines verletzten Fußes, zu Remus' Bett gestürzt.

Sirius' Sicht:

In dem Moment in dem ich Moonys Bett erreichte, übermannte mich ein Schwall von Gefühlen und ich brach auf seinem Bett zusammen, wie ein Häufchen Elend.
Remus war inzwischen wieder in sein Kissen zurück gesunken und beobachtete mich mit aufmerksamen Augen, während er seine Hand langsam hob und auf meine Wange legte. Die Stelle, an der seine Haut meine berührte, begann zu glühen und es fühlte sich an, als würden seine Fingerspitzen tausend Stromschläge durch meinen Körper jagen.
„Hey.", flüsterte ich leise und eine einzelne Träne, die ich mit einer hastigen Bewegung wegwischte, rollte mir die Wange runter.
"Hey.", kam kaum hörbar die Antwort von Remus zurück, dessen Hand inzwischen wieder gesunken war. Er sah schwach aus, aber trotzdem hellwach und so aufmerksam, wie immer.
"Was ist mit Lily?", krächzte er nun kraftlos und schaute mich fragend an. Ich warf einen fragenden Blick zu James, aber der war offenbar wieder eingeschlafen. Das Beruhigungsmittel war, wie auch das Schmerzmittel, jedenfalls leer.
„Kannst du dich an gestern erinnern?", fragte ich und versuchte meiner Stimme einen festen Klang zu verleihen.
„Nur an sie. Und an ganz viel Blut." Im nächsten Moment riss er die Augen auf. „Was hab ich getan?!", fragte er mehr sich selbst, als mich.
Der Anblick von Remus Gesichtsausdruck brach mir das Herz.
"Sie ist im St. Mungos, aber es geht ihr gut.", brachte ich hervor.
"Ich will zu ihr.", kam leise über seine Lippen.
"Das hat James schon versucht.", antwortete ich nur.
"Ihm geht es gut?", fragte Remus erleichtert und ich nickte.
"Sirius, es tut mir so unfassbar leid. Ich hab euch verletzt. Ich habe Lily verletzt. Ich bin ein Monster."
Ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören und es brach mir das Herz ihn so zu sehen.
"Moony. Hör mir zu: Du bist kein Monster. Der Werwolf... das bist nicht du, okay?"
Mit einem Mal verspürte das dringende Bedürfnis durch seine Haare zu fahren, über seine Wange zu streichen und ihn ganz fest an mich zu ziehen, aber ich wusste, dass das nicht ging. Er sollte schließlich nichts von meinen Gefühlen wissen.
„Du bist kein Monster.", wiederholte ich nur nochmal, wandte den Blick ab und stand auf, um zu meinem eigenen Bett zu gehen.

Remus' Sicht:

Ich starrte regungslos an die Decke. Seitdem Sirius an meinem Bett gesessen hatte, waren Stunden vergangen. Inzwischen war die Sonne untergegangen und das künstliche Licht der Lampen erhellte den Krankenflügel.
Ich fühlte mich absolut schuldig. Anstatt mir Sorgen um Lily zu machen, konnte ich nicht aufhören an Sirius zu denken. Er hatte Unrecht, ich war ein Monster.
Die Berührung seine Wange schwebte die ganze Zeit in meinen Gedanken herum. Ich fragte mich, ob er auch dieses Feuerwerk gespürt hat, als meine Hand über seiner Haut streifte. Wüsste ich es nicht besser, würde ich fast sagen, dass ich gesehen hatte, wie ihm eine Träne übers Gesicht lief, aber ich hatte Sirius Black in den ganzen Jahren, die wir uns kannten, kein einziges Mal weinen gesehen, auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass James etwas anderes von sich sagen konnte. In solchen Momenten wurde mir bewusst, wie wenig ich eigentlich über seine Gefühle wusste. Ich kannte alle seine Verhaltensweisen, seine Macken und alles andere, aber nie hatte ich einen Einblick in seine tiefsten Gedanken und Empfindungen bekommen. Das blieb wohl nur James vorbehalten.
Ein Schmerz breitete sich in meiner Brust aus, der nicht von dem langen Schnitt stammte, der sich darüber zog. Ich fragte mich, ob Sirius mir wohl jemals genug vertrauen würde, um mit mir das zu teilen, was er mit seinem Bruder teilte.
Langsam drehte ich mich auf die Seite, um Sicht auf sein Bett zu bekommen, in dem er friedlich vor sich hin schlummerte. Ich lauschte seinen gleichmäßigen Atemgeräuschen, die mich schläfrig machten und ohne wirklich darüber nachzudenken, kamen mir endlich die Worte über die Lippen, die ich schon solange loswerden wollte.
„Ich liebe dich."

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Endlichen mal wieder ein neues Update yay. Ich versuche mich wirklich ranzuhalten, aber ich habe viel Schulstress und dann blockiert sich immer meine Kreativität..

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 20, 2019 ⏰

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