Kapitel 11

642 36 6
                                    

Lily's Sicht:

Ich bekam nur nebenbei mit, wie Marlene und Black nach oben verschwanden, mein Gespräch mit James war zu spannend.
Ja, James. Wir hatten uns darauf geeinigt uns mit Vornamen anzusprechen. Seit unseren gescheiterten Verkupplungsversuchen verstanden wir uns ganz gut. Eigentlich sogar mehr, als das: Wir verstanden uns super. Hätte man mir das vor ein paar Wochen gesagt, hätte ich denjenigen wahrscheinlich zusammen geschrien oder  ihm einfach nicht geglaubt. Tatsächlich war es einfach absurd. Eine Freundschaft zwischen James Potter und mir... Ich konnte selbst noch nicht ganz glauben, dass ich das aushielt.
Naja, eigentlich gab es ja auch gar nichts, was ich aushalten musste. James war einfach total nett und verständnisvoll. Wir konnten uns stundenlang unterhalten, was wir in letzter Zeit echt oft taten. Bis jetzt hatten wir das immer im Geheimen getan, da wir keine Lust auf Gerüchte hatten, aber wir hatten entschieden, dass  es uns egal sein konnte, was die anderen dachten. Über uns würden eh immer Gerüchte kursieren und wir wollten ihnen stolz entgegen treten, also warum nicht indem wir den Anfang unserer Freundschaft verkündeten.
Ich grinste glücklich in mich hinein.
„Was ist? Warum lächelst du?", fragte James mich und grinste zurück.
„Es ist nur... ach nichts!" Ich versuchte einen neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen, was mir offenbar nicht gelang, denn James' Grinsen wurde noch breiter und er zog fragend die Augenbraue hoch, mit den Worten: „Das Nichts scheint dich ja ziemlich glücklich zu machen." Vielsagend lehnte er sich nach hinten und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.
„James!", rief ich und warf ihn mit dem Kissen ab, das ich mir gerade geschnappt hatte. Auch wenn ich mir nichts anmerken ließ, fragte ich mich innerlich ob er Recht hatte. Machte mich das Nichts, auch genannt James Potter, glücklich?
Schnell verwarf ich den Gedanken. Natürlich machte er das, wir waren schließlich Freunde... oder? Inzwischen war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich wirklich nur Freundschaft für James empfand, weswegen ich auch sehr froh war, dass er mich die letzten zwei Wochen nicht nach einem Date gefragt hatte, denn ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob ich verneint hätte. Es kam mir einfach so vor, als würde ich ihn schon ewig kennen, was ich ja im Prinzip auch tat, aber eben nicht diese Seite.
Meine Gedankengänge wurden unterbrochen von einem Kissen, das in mein Gesicht flog und dessen Reißverschluss sich schmerzhaft meine Wange entlang zog. Schmerzverzerrt verzog ich mein Gesicht und fasste ich an die Stelle. Es blutete zwar nicht, tat aber trotzdem weh.
"Oh Scheisse, Lily!" James schaute mich schuldbewusst an. "Das wollte ich nicht! Tut mir lei-"
"Ist schon okay. Ich weiß, dass es keine Absicht war.", unterbrach ich ihn. Ich musste Lächeln und zog den völlig verdatterten James in eine Umarmung. Es fühlte sich gut an. Sehr gut sogar. Am liebsten wollte ich ihn nie wieder loslassen und dieses angenehme Gefühl für immer behalten.
„Ähm... Lily!", krächzte mit einem Mal James. „Lily, ich bekomm keine Luft mehr!"
Erschrocken ließ ich in los und er rang keuchend nach Luft, während ich geschockt die Hände vor dem Mund zusammenschlug. Jetzt war es an mir Entschuldigungen vor mich hinzustammeln. James' Reaktion darauf war die selbe, wie bei mir. Er zog mich an sich und legte seine Arme um mich, allerdings weniger kräftig, als ich es bei ihm getan hatte.
Eine Weile saßen wir so da. Mein lag Kopf halb auf seiner Schulter und sein Gesicht war in meinen Haaren vergraben. Keiner von uns Beiden wollte diesen Moment zerstören. Lächeln schloss ich die Augen und zog ihn näher an mich. Sollten die anderen doch denken, was sie wollten. Wir waren James Potter und Lily Evans; Wir würden alles überstehen.

„Ey, also ich will ja echt nicht stören, aber es ist schon 11 Uhr morgens!", ertönte mit einen Mal Marlenes Stimme.
Ich zuckte zusammen und öffnete langsam die Augen. Bei Merlin, wir hatten geschlafen! Mein Kopf lag auf seiner Schulter und sein Gesicht war in meinen Haaren, genauso wie wir dasaßen, bevor wir eingeschlafen waren.
Nun regte sich auch James. Verschlafen rekelte er sich auf seinem Platz und als er merkte, dass ich noch an ihm lag wie gestern Abend, erschien ein fettes Grinsen auf seinen Lippen.
„Morgen Lily!", grinste er mich überheblich an.
„Morgen.", brummte ich. Ich war noch nicht bereit dafür. Ich wollte weiterschlafen.
„Und wie war ich?", grinste James weiter.
Ich verdrehte die Augen. „Das klingt so, als hätte ich mit und nicht neben dir geschlafen... Aber ja, du warst ein bequemes Kissen!"
Langsam setzte ich mich auf und rieb mir über die Augen, als mir etwas einfiel.
„Bei Merlin! Wir haben die ersten Stunden Unterricht verpasst!" Ich war gerade in Begriff aufzuspringen und die Treppe zu den Mädchen Schlafsälen hoch zu sprinten, als mich jemand am Ärmel festhielt und ich Sirius Blacks Stimme vernahm: „Reg dich ab Evans; Es ist Samstag."
Wo kam der denn jetzt her? War er vorher schon da gewesen?
Erst jetzt bemerkte ich, dass wir nicht die einzigen im Gemeinschaftsraum waren. Ungefähr die Hälfte aller Gryffindors waren hier und nicht wenige schauten zu uns hinüber.
"Ich... geh mich kurz frisch machen; warte auf mich!", sagte ich an James gewandt und eilte die Treppe zu meinem Schlafsaal hoch. Keuchend schlug ich die Tür ins Schloss und ließ mich auf mein Bett fallen. Nur wenige Sekunden später öffnete sich die Tür wieder, um kurz danach wieder mit einem Knall zuzuschlagen. Marlene stürmte herein und blieb, die Arme verschränkt, vor meinem Bett stehen.
"Was war das denn gerade? Du und James? Warum hast du mir nichts gesagt?" Sie schaute mich anklagend an.
"Zwischen uns ist nichts, Marlene! Wir sind nur Freunde.", versuchte ich sie zu beruhigen.
"Freunde mit gewissen Vorzügen oder was?" Empört schnappte ich mir ein Kissen und warf es nach ihr. Ich hatte ihre Reflexe als Quidditchspielerin vergessen. Ohne Mühe wehrte sie meinen Angriff ab und ließ sich neben mir aufs Bett fallen.
"Aber jetzt Mal im Ernst: Was ist zwischen dir und James?"
Ich seufzte laut auf. Gute Frage. Was war denn zwischen uns?
"Wir sind einfach nur Freunde.", erwiderte ich nach kurzem überlegen.
"Aber du magst ihn doch oder?", hakte Marlene nach.
"Ja, natürlich, aber ich bin mir nicht sicher, ob eben auch auf diese Art und Weise."
"Dann geh doch einfach mal mit ihm aus. So schlimm wird es nicht werden. Falls er nicht den Typ ist, kannst du ihn immer noch in den Wind schießen."
Sie hatte Recht. Langsam stand ich auf und nickte, während ich die Tür zu der Hälfte des Schranks, die mir gehörte, öffnete. Ich blickte auf eine Reihe geordneter Hogwartsröcke, -blusen und
-krawatten. Es war Wochenende, also musste ich meine Schuluniform nicht tragen. Nur; Was zur Hölle sollte ich anziehen? Da wir in der Woche jeden Tag das selbe trugen, musste ich mich da nicht entscheiden, aber an schulfreien Tagen tat ich mich immer furchtbar schwer und heute irgendwie noch mehr, als sonst.
"Wieder das übliche Problem?", fragte Marlene, die auf einmal direkt hinter mir stand. Ich nickte und begutachtete kritisch das rote T-Shirt, das ich in den Händen hielt.
Marlene, die in unserem Schlafsaal zur Modeexpertin ernannt wurden war, schob mich zur Seite und warf einen Blick auf meine Kleidung. Einen Moment später hielt sie auch schon ein Outfit hoch, das sie mir direkt in die Hand drückte.
"Anprobieren. Und mach nicht so ein Drama draus, wir gehen nur zum Frühstück.", war ihr einziger Kommentar gewesen und ich verschwand im Bad.
Als ich mich im Badezimmerspiegel beäugte, fiel mir erneut wieder auf, was für einen guten Modegeschmack Marlene hatte. Ich trug ein eng anliegendes, schwarzes Langarm-Shirt und dazu eine olivgrüne Hose mit Camouflage-Muster, die locker an meinen Beinen saß. An den Seiten waren jeweils zwei Streifen, die exakt die Farbe meiner Haare hatten und an meinem Oberschenkel war eine Hosentasche, die nur als Dekoration diente, eingelassen. Ich konnte mich noch erinnern, als ich diese Hose gekauft hatte. Damals hatte ich gedacht ich könnte sie nirgends wo zu kombinieren, aber offensichtlich hatte ich mich getäuscht. Warum war ich auf dieses einfache Outfit nicht selbst gekommen?!
"Und?", rief Marlene von draußen. Als Antwort riss ich die Tür auf und machte eine ziemlich übertriebene Modelpose, während ich mit meinen Lippen einen Knutschmund formte.
Marlene begann zu grinsen und gab mir ein High-Five. Schnell begann sie auch was für sich herauszusuchen, da ihr offenbar erst jetzt aufzufallen schien, dass sie ihre Schuluniform trug. Währenddessen putzte ich mir schnell die Zähne, wusch mein Gesicht und legte etwas Mascara auf. Fünf Minuten später stiegen Marlene und ich die Treppe zum Gemeinschaftsraum runter. Black saß auf einem Sessel mit dem Rücken zu uns und James stand lässig an die Wand gegenüber gelehnt, während er sich mit ihm unterhielt.
"Können wir?", fragte Marlene ungeduldig. Black drehte sich um und als er sie sah, pfiff er durch die Zähne: "Du siehst gut aus!"
Er hatte Recht. Marlene sah umwerfend aus und das, obwohl sie weder geschminkt noch besonders gekleidet war. Sie trug einfach nur ein enges weinrotes T-Shirt, eine schlichte schwarze Hose und einen karierten Cardigan ohne Ärmel. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, aus dem ihr ein paar lockere Strähnen ins Gesicht fielen. Neben ihr fühlte ich mich mit meiner nicht zu bändigen roten Lockenpracht total fehl am Platz.
"Du siehst auch gut aus.", hörte ich Marlene im Hintergrund antworten. Momentan lag meine Aufmerksamkeit ganz bei James. Er schlenderte langsam durch den Raum auf mich zu und fuhr sich dabei durch die in alle Himmelsrichtungen abstehenden Haare.
"Schön, wie immer.", war das einzige, was er sagte. Ich reagierte nicht auf das Kompliment und tat, als wenn meine Haare auf einmal furchtbar interessant geworden waren.
Ganz Gentlemanlike hielt James mir einen Arm hin und ich hakte mich bei ihm unter. Irgendwie fühlte ich mich mehr, als würde ich auf ein Date, anstatt zum Frühstück gehen. Gerade wollte ich mich in Bewegung setzen, als mir etwas einfiel. "Wir müssen noch auf Remus warten."
Black, der neben James aufgetaucht war, winkte lässig ab und antwortete: "Der ist gestern Abend schon in den Krankenflügel gegangen. Im war total schlecht."
Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen. Der unsichere Blicke den Black James zugeworfen hatte, war mir nicht entgangen und dass Remus schon die letzten Jahre immer einmal im Monat fehlte genauso wenig.
"Na gut. Lasst uns gehen.", sagte ich und versuchte den Eindruck zu erwecken, dass es mich nicht wirklich interessierte. Allerdings war genau das Gegenteil der Fall.

Als ich mit James zusammen die Große Halle betrat, wurde es augenblicklich stiller. Als hinter uns dann auch Black und Marlene, welche sich ebenfalls eingehakt hatte, die Halle betraten, verstummte auch die letzten Stimmen. Jeder beobachtete gespannt unsere vierköpfige Personengruppe, wie wir den Gryffindortisch ansteuerten, uns daran niederließen und anfingen uns ganz normal zu unterhalten. Nach einigen Momenten des Schweigens setzte auch wieder das übliche Stimmengewirr ein.
"Das wäre geschafft. Die „James-Potter-und-Lily-Evans-sind-jetzt-Freunde"-Botschaft ist überbracht.", flüsterte James mir zu. Ich wollte gerade glücklich etwas erwidern, als meine Aufmerksamkeit von etwas anderem angezogen wurde; Black, der sich mit einem etwa zwei Jahre jüngerem Mädchen unterhielt.

~~~

Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass die letzte Woche kein Kapitel kam, aber ich war total im Stress und hatte noch dazu eine Schreibblockade.
Allerdings habe ich auch etwas Gutes zu sagen: Ich habe jetzt zwei Wochen lang Ferien, was heißt, dass ich so updaten kann, wie ich will!
- mrsmarauderx

(pausiert) addicted to you. [WOLFSTAR]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt