Kapitel 9

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Remus' Sicht:

Seitdem ich mich wieder mit Lily vertragen habe, sind drei Tage vergangen. In der Zeit hatte ich versucht Sirius, James und Peter so gut, wie es ging aus dem Weg zu gegen. Ich wusste, dass das nicht richtig war und ich mit ihnen reden musste, Lily erinnerte mich täglich daran, aber ich hatte ganz einfach immernoch Schiss. In unserem Schlafsaal schlief ich zwar, aber ich hielt mich außerschulisch sonst nur in der Bibliothek, im Gemeinschaftsraum oder bei Lily oder Evelyn auf. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, die beiden einander vorzustellen. Also so richtig. Vielleicht würden sie sich ja gut verstehen. Relativ schnell hatte ich diese Idee wieder verworfen. Die beiden waren zwar gar nicht mal so unterschiedlich, aber ich wusste einfach aus Intuition, dass es nur in Streit enden würde. Abgesehen davon, war das Verhältnis zwischen mir und Evie irgendwie angespannt, seit ich wieder mehr mit Lily machte. War sie vielleicht eifersüchtig? Ich wusste es wirklich nicht, aber es war mir im Moment auch egal, hatte wichtigere Probleme; Morgen war Vollmond. Diesen Streit zwischen mir und den anderen musste ich entweder ganz schnell beseitigen oder die Nacht alleine in der heulenden Hütte verbringen. Beides war mir nicht lieb. Natürlich wollte ich diesen blöden Streit beenden, aber wie? Ich konnten den anderen doch jetzt nicht mehr unter die Augen treten. Bestimmt hassten sie mich. Was sollte ich nur tun?

Nachdem ich die nächsten drei Stunden über nichts anderes nachgedacht hatte, kam ich zu dem Entschluss, das ich mit ihnen reden würde. Vorfreude war definitiv was anderes, aber es musste nunmal sein. Ich erhob mich aus meinem Sessel im Gemeinschaftsraum, während ich in Gedanken noch einmal den Text, den sagen würde, durchging. Jetzt musste ich die drei nur noch finden. Als erstes schaute ich in unseren Schlafsaal. Er war leer. Für einen kurzen Moment sah es aus, als wenn Sirius und James auf dem Boden saßen, aber beim zweiten Mal hinschauen, war niemand dort. Allerdings sah es so aus, als wären sie vor kurzem noch hier gewesen. Hätten sie dann nicht an mir vorbei gemusst? Komisch. Nachdenklich ließ ich mich auf Sirius' Bett fallen. Es war sogar noch warm. Als hätte er es vor wenigen Sekunden erst verlassen. Ich griff mir ein Kissen und drückte es an mich. Der vertraute Geruch von Sirius stieg mir in die Nase und eine Träne bahnte sich ihren Weg meine Wange runter. Wie hatte ich es nur so bei ihm verkacken können?! Noch einige Sekunden länger hielt ich das Kissen fest an mich gedrückt, doch als mir bewusste wurde, was ich hier tat, ließ ich es verschreckt fallen.
Es kann jeden Moment jemand reinkommen und du sitzt hier und schnüffelst an Paddies Kissen?!
Ich schüttelte meinen Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Entschlossen stand ich auf. Sie waren nicht hier, also würde ich woanders suchen.

Sirius' Sicht:

Die Tür knallte hinter Remus ins Schloss und ich atmete erleichtert auf. Auch James neben mir entspannte sich. Wir saßen zusammengekauert unter James Tarnumhang, nur wenige Meter von Sirius' Bett entfernt. Eigentlich wollten wir uns gar nicht verstecken, aber meine Neugier, was er machen würden, wenn wir nicht hier waren, war zu groß, sodass ich geistesgegenwärtig den Umhang über uns gezogen hatte.
Jetzt saßen wir hier und niemand brachte einen Ton raus. Was wir gerade gesehen hatten war... verwirrend.
Remus kuschelte mit meinem Kissen. Er hat daran gerochen... Was hatte das zu bedeuten?
"Sirius...", fing James an und zog langsam den Tarnumhang wieder runter.
„Wieso hat er an meinem Kissen gerochen, James?", flüsterte ich.
„Ich... Ich denke er... er mag dich.", erwiderte dieser leise.
„Ist doch klar, ich mag ihn auch; wir sind doch Freunde!"
„Nein, Sirius... Ich denke, er mag dich mehr, als man einen Freund mögen sollte und das weißt du auch..." Die Stimme von James war kaum hörbar, so leise flüsterte er. „Und du... Du magst ihn auch... oder?"
Ich nickte zögerlich und traute mich nicht James dabei anzusehen. Tränen traten mir in die Augen. Vorsichtig legte Prongs einen Arm um mich.
„Es ist okay, Sirius. Es ist okay."
Mein ganzer Körper zitterte und Tränen liefen in Strömen mein Gesicht runter. James drückte mich so fest an sich, wie es nur ging und sprach mir beruhigend zu.
Eine Weile lang, saßen wir so da. Mit der Zeit ebbten meine Heulkrämpfe wieder ab uns ich war einfach nur noch erschöpft.
„Was soll ich jetzt tun?", fragte ich James unsicher.
„Naja... Du magst ihn und er mag dich, wo ist das Problem?" Er zuckte mit den Schulter.
„Das Problem ist Evelyn!" Wütend krallte ich meine Hände in meinen Pulli. „Sie nimmt ihn uns weg! Hat denn meine Ansprache nichts genützt? Merkt er das wirklich nicht?"
„Anscheinend nicht. Vielleicht sollten wir den ersten Schritt machen."
„Was?!" Verständnislos schaute ich meinen Bruder an. „Er baut Scheiße und wir sollen auf ihn zu gehen?! Nein! Das werde ich nicht machen!" Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust.
„Sirius... Willst du wirklich lieber mit ihm Streit haben, als dein Ego zu überwinden?"
„Mmpf...", grummelte ich vor sich hin.
„Wenn er dir wirklich was bedeutet, musst du um ihn kämpfen und darfst ihn dir nicht wegnehmen lassen. Diese Sache mit Evelyn darf keinen Keil zwischen euch treiben. Klar, er hat Scheiße gebaut, aber wir müssen ihm verzeihen. Du musst ihm verzeihen."
Langsam nickte ich. Er hatte Recht. Ich wusste nur nicht, ob ich es schaffen würde. Ich war nicht so stark.
„Doch bist du. Du bist stark genug!"
„James, woher-?", fragte ich verwundert. Er winkte ab.
„Echt man, du bist mein Bruder. Ich weiß, was du denkst." Grinsend sprang er auf und schnappte sich seinen Umhang.
„Essen?", fragte er und auch ich fing an zu grinsen. Dieser Junge wusste echt, wie man mich aufheitern konnte.
„Wenn ich jemals dazu nein sage, versprich bitte, dass du mich umbringen wirst." Ich fasste mir theatralisch an die Brust, sah James bedeutungsschwer an und griff dann auch meinen Umhang. Gerade wollte ich zur Tür rausgehen, als James mich am Arm festhielt. Sein Gesichtsausdruck war wieder ernster geworden.
„Versprich mir, dass du mit ihm redest. Ich bin mir sicher er leidet genauso sehr." Ich seufzte auf und nickte betreten.
„Na los, komm. Es wartet ein Abendmahl auf uns." James hielt mir den Arm hin. „Wenn ich bitten dürfte, edler Herr."
Galant hakte ich mich bei ihm unter und wir verließen den Schlafsaal.

Remus' Sicht:

Ich hatte Sirius, James und Peter den ganzen Nachmittag gesucht: Sie waren nirgends zu finden. Weder im Schlafsaal, noch in der Bibliothek, noch sonst wo. Ich war sogar bei Hagrid und in den Gewächshäusern gewesen; Nichts.
Gleich gab es Abendessen. Dort würden sie zwar sein, aber ich wollte mit ihnen alleine reden und nicht mit der gesamten großen Halle.
Nervös rückte ich mein Hemd zurecht. Ich wusste nicht, warum ich so aufgeregt war. Es würde sein, wie immer: Ich würde die Halle betreten, die drei würden mich keines Blickes würdigen und ich würde mich zu Lily oder Evie setzen.
Zittrig setzte ich einen Fuß vor den anderen und betrat die Große Halle. Es war genau, wie ich es erwartet hatte: Keiner bemerkte mich. Ich ließ meinen Blick über die Schülermengen schweifen. Eine einzelne Hand wank mir zu. Evelyn. Ich schüttelte den Kopf und deutete auf den Gryffindortisch. Eingeschnappte ließ sie die Hand sinken und widmete sich wieder ihrem Essen.
Lily war noch nicht da und so setzte ich mich zu Frank Longbottom. Er und Alice waren seit gestern offiziell ein Paar und ich freute mich wirklich unheimlich für die beiden. Sie waren für einander bestimmt. Allerdings machte es mich auch ein bisschen traurig. Ich wusste genau, dass es bei mit und Sirius niemals so sein würde. Ja, ich hatte eingesehen, dass es zwecklos war es zu leugnen: Ich war in Sirius Black verliebt. Wahrscheinlich wollte ich es einfach nicht wahrhaben und hab mich deswegen so Evie konzentriert. Allerdings hoffte ich auch immernoch, dass das Ganze nur eine Art Phase war, deswegen würde ich das Date morgen auch nicht absagen.
Es konnte sich noch alles ändern!
„Ey, schag mal, hascht du schon den Aufsatsch für Kräuterkunde?", fragte mich Frank, mit Kürbispastete im Mund. Ich nickte.
„Kannscht du mir dann nachher helf'n?", fuhr er fort, immernoch am essen. Wieder nickte ich. Abwesend schaute ich am Gryffindortisch entlang. Fünf Plätze weiter saßen die anderen Rumtreiber. Peter stopfte Pasteten in sich hinein, während James und Sirius sich gegenseitig mit Nüssen bewarfen. Sie sahen glücklich aus. Es brach mir das Herz zu sehen, dass sie mich anscheinend nicht vermissten.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich erst nach einer Minute merkte, dass James meinen Blick auffing und zurück blickte. Jetzt beugte er sich über den Tisch zu Sirius vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Nun blickte auch dieser in meine Richtung. Sein gerade eben noch so glücklicher Gesichtsausdruck verschwand mit einem Schlag und wurde durch einen traurigen ersetzt. Ich fühlte mich schlecht ihn so zu sehen und zu wissen, dass es meine Schuld war. Schnell wandte ich den Blick ab und drehte mich in Richtung Frank. Dieser war allerdings in ein Gespräch mit Alice vertieft, sodass ich mich der mir gegenübersitzenden Marlene McKinnon zuwandte.
„Hey.", sagte sie.
„Hey.", erwiderte ich unsicher. Ich hatte nicht so sehr viel mit ihr zu tun, aber eigentlich verstanden wir uns ganz gut.
„Also... Hast du schon den Aufsatz in Kräuterkunde?", fragte ich, da mir auf die Schnelle nichts besseres einfiel.
„Jap, gestern gemacht.", antwortete sie und streckte sich zufrieden über ihrem leeren Teller. „Entschuldige mich bitte, Remus. Ich will noch ein bisschen trainieren vor der Ausgangssperre." Sie stand auf, schwang ihre Haare zurück und verabschiedete sich mit einem Luftkuss, den sie mir zu warf. Marlene spielte seit der Dritten Klasse im Quidditchteam von Gryffindor und nahm das Training wirklich ernst. Da konnte man nichts machen.
Lange alleine saß ich allerdings nicht, denn nur kurze Zeit, nachdem Marlene gegangen war, ließ sich eine völlig erschöpfte Lily, mir gegenüber auf den Platz plumpsen.
„Alles okay?", fragte ich sie. Sie nickte und sagte dann außer Atem: „Ja... War nur... kurz... joggen!"
Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Seit wann gehst du denn joggen?"
„Seit ich beschlossen habe sportlicher zu werden!"
„Lily... Du weißt, dass du es nicht nötig hast abzunehmen oder?", fragte ich besorgt. In letzter Zeit hatte sie viel abgenommen. Vor den Sommerferien war sie noch kurvig mit etwas Babyspeck gewesen, aber inzwischen war sie ziemlich schlank.
„Ja, natürlich, Remus! Ich fühl mich zurzeit nur nicht so wohl in meinem Körper." Ich nickte verständnisvoll. Auch wenn ich mir etwas Sorgen machte, konnte ich das Gefühl gut nachvollziehen. Meine Narben waren auch nicht die allerschönsten...
Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken konnte, wurde ich von einer Stimme hinter mir unterbrochen.
„Moony, wir müssen reden!"
Sirius.

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Tut mir leid, dass das Kapitel erst heute kommt!
Außerdem: Danke für über 300 Reads! Das geht so schnell!

(pausiert) addicted to you. [WOLFSTAR]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt