Kapitel 12

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Sirius' Sicht:

Irgendwoher kannte ich dieses Mädchen. Ich wusste zwar nicht genau woher, aber sie kam mir auf jeden Fall bekannt vor.
"Hey.", piepste das Mädchen und versuchte die Nervosität in ihrer Stimme zu überspielen.
"Ähm... hi. Kennen wir uns?" Fragend sah ich sie an.
„Erkennst du mich denn nicht?" Nervös spielte das Mädchen an ihrer Krawatte rum. „Ich hab dich am ersten Schultag nach einem Date gefragt." Sie schaute mich unsicher an.
„Achsoooo! Ja, klar erinnere ich mich an dich! Wie heißt du eigentlich?" Ich versuchte so freundlich, wie möglich zu klingen, obwohl es mich eigentlich gar nicht interessierte.
„Olivia! Ich wollte eigentlich nur fragen, ob es bei dem Date bleibt?"
Zu gern hätte ich jetzt gesagt, dass ich kein Interesse an ihr hatte, jedoch hielt mich irgendetwas davon ab.
„Ja klar. Morgen, 15 Uhr, vor der Großen Halle?" Eifrig nickte sie und rannte dann kichernd mit den Freundinnen, die sie schon letztes Mal dabei gehabt hatte, davon. Genervt verschränkte ich meine Arme und ließ meinen Kopf mit einem lauten Rums auf den Tisch knallen.
"Ey, Black!", kam auf einmal die Stimme von Lily.
"Was ist, Evans?", nuschelte ich und hielt es nicht für nötig den Kopf anzuheben.
"Dieses Mädchen... Sie kommt mir unheimlich bekannt vor! Nicht sie selbst, aber als hätte ich ihr Gesicht schon einmal gesehen."
"Evaaaans... Wieso erzählst du mir das?!" Ich stöhnte genervt. All meine Energie war verschwunden und ich kam mir vor, wie ein reines Nervenbündel.
"Ich... Tut mir leid! Pass einfach ein bisschen auf, okay?", zischte mir nun Lily zu.
"Ich bin wirklich gerührt, dass sich Lily Evans um meine Wohlergehen sorgt, aber was soll mir schon passieren?!", stieß ich mit einem Lachen aus, nachdem ich mich von der Tischplatte hoch gequält hatte. Lily wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch James, der das ganze Gespräch verfolgt hatte, unterbrach sie:
"So spannend, wie ich euren Kleinkrieg auch mit anzusehen finde... Ich geh mal nach Remus sehen!" Schwerfällig erhob sich James vom Tisch und wollte gerade gehen, als Lily ihn am Ärmel festhielt.
"Ich komm mit, er ist auch mein Freund!", sagte sie entschlossen.
Eigentlich wollte ich auch mitgehen, aber etwas hielt mich davon ab. Ich hatte so ein merkwürdiges Bauchgefühl, dass Remus mich gar nicht sehen wollte und auch wenn ich dieses Gefühl sonst ignoriert hätte, hörte ich heute darauf. Eigentlich hatten Moony und ich uns wieder vertragen, aber es herrschte immer noch eine angespannte Atmosphäre zwischen uns.
Verdrießlich biss ich in ein Stück Brot, während James und Lily sich auf den Weg in Richtung Krankenflügel machten.
"Sirius, geh mit.", forderte Marlene neben mir mich sanft, aber streng auf. Ich schüttelte den Kopf.
"Ich weiß was du jetzt denkst." Sie griff vorsichtig nach meiner Hand und drückte sie. "Remus wird dich bestimmt sehen wollen, auch wenn euer Verhältnis zurzeit komisch ist."
"Hm.", brummte ich. In gewisser Weise wusste ich, dass Marlene recht hatte, aber dieses Bauchgefühl...
"Ich geh später nach ihm sehen!", sagte ich in dem Wissen, dass ich es nicht tun würde.
"Lust auf ein bisschen Training?", hängte ich schnell an meinen Satz hinten ran, um vom Thema abzulenken.
"Wenn ich dazu jemals 'Nein' sagen sollte, fress' ich 'nen Nimbus!", grinste sie mich an und sprang auf. Auch wenn sie es geschickt überspielte, erkannte ich sofort, dass sie mich durchschaut hatte und dass sie wusste, dass ich nicht zu Remus gehen würde.

Remus' Sicht:

Stöhnend rieb ich mit meiner Hand meine Schläfe. Diese unertragbaren Kopfschmerzen raubten mir noch den letzten Nerv. Gestern Abend, kurz nachdem Sirius und Marlene aus unserem Schlafsaal wiedergekommen waren, war ich zum Krankenflügel gegangen und seitdem lag ich hier. Mir war kotzübel und meine Glieder schmerzten. Madame Pomfrey hatte wie immer ihr bestes gegeben, aber die Schmerzen, die der nahende Vollmond auch jetzt schon hervorrief, konnten nicht komplett verhindert werden.
Erneut rieb ich über meine Schläfe, als sich die Tür zum Krankenflügel öffnete. Ich sah wie zuerst James und dann Lily den Raum betraten. Einen kurzen Moment lang hoffte ich, dass Sirius' Gestalt nach ihnen im Türrahmen auftauchte, aber er erschien nicht. In gewisser Weise war ich darüber froh, da ich wirklich nicht die Nerven hatte, mich jetzt auch noch mit meinen Gefühlen auseinander setzen zu müssen, aber andererseits vermittelte seine fehlende Anwesenheit eher den Eindruck, als wenn ich ihm nicht einmal wichtig genug wäre, mir einen Besuch abzustatten.
„Remus! Wie geht es dir? Was hast du denn überhaupt?" Lily hatte sich zügig meinem Krankenbett genähert und setzte sich nun besorgt an die Bettkante.
„Kopfschmerzen!", war das einzige, was ich hervorbrachte, da ich gerade in diesem Moment von einer Migräneattacke gepackt wurde. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stöhnte ich auf. Bei Merlin, das war ja nicht auszuhalten!
„Soll ich Madame Pomfrey holen?", fragte Lily und sie klang noch besorgter als vorher. Ich wollte ihr antworten, aber der Schmerz war zu groß, sodass ich einfach nur verkrampft Lippen zusammen presste.
„Ist schon okay, Lily. Er hat das öfter", mischte nun James ein. „Vielleicht sollten wir ihn einfach in Ruhe schlafen lassen."
Lily sah nicht sehr überzeugt aus, aber ich wusste, dass sie nur das Beste für mich wollte und sie willigte schließlich ein.
„Gute Besserung, Bro!", sagte James zum Abschied und klopfte mir auf die Bettdecke. Dabei sah ich, wie er einen kleinen Zettel unbemerkt darunter schob. Schließlich wünschte mir auch noch Lily alles Gute und die Beiden verließen den Krankenflügel.
Neugierig holte ich den Zettel hervor und klappte ihn auf. Mit Mühe entzifferte ich die Nachricht, die offenbar in Eile darauf gekritzelt war:
Lily schöpft Verdacht, wir müssen aufpassen! PS: Ich denke nicht das Sirius dich besuchen kommen wird.
Auch wenn ich damit gerechnet hatte, enttäuschte es mich trotzdem. Ich hatte ihn immer besucht, wenn er im Krankenflügel lag.

Nicht mehr lange, dann ging der Mond auf. In wenigen Minuten würde Madame Pomfrey kommen und mich zur Peitschenden Weide bringen. Auch wenn ich mich jeden Monat, seit ich 5 Jahre alt war, verwandelte, hatte ich jedes Mal aufs Neue Angst. Angst vor den Schmerzen, Angst davor, dass jemand mich sehen würde, aber vorallem Angst davor, dass ich jemanden verletzen würde...
Sirius hatte mich tatsächlich nicht besucht. Über den Tag kamen Peter, Marlene und James und Lily, die sogar mehrere Male kamen.
Ein bekanntes Geräusch riss mich aus meinen Überlegungen. Die Tür des Krankenflügels hatte sich geöffnet und ich hörte Schritte, die sich in Richtung meines Bettes bewegten. Einen Augenblick später kam Madame Pomfrey um die Trennwand herum gelaufen, die sie aufgestellt hatte, kurz nachdem Lily und James gegangen waren. Sie lächelte mir beruhigend zu.
"Bist du bereit?", fragte sie mich freundlich. Ich nickte und quälte mich aus meinem Bett. Meine Kopfschmerzen waren schlimmer geworden, genauso  wie meine Übelkeit und die Gliederschmerzen. Dazu kam, dass mir jetzt, wo ich mich hinstellte, total schwindelig wurde und ich Mühe hatte mich auf den Beinen zu halten. Madame Pomfrey kam wie jedes Mal zu mir, um mich zu stützen und gemeinsam schafften wir es, mich runter zu Peitschenden Weide zu schleppen.
Mit dem Zauberspruch "Immobilus" brachte Madame Pomfrey sie zum Stillstand. Ich lief mit Mühe auf den Stamm zu und betätigte eine Art Knopf an einer Wurzel und es wurde ein Gang, der mich zur Heulenden Hütte führen würde, freigelegt. Ein letztes Mal, bevor ich den Gang betrat, drehte ich mich um und rief: "Danke!"
Madame Pomfrey bedachte mich mit einem liebevollem Blick und antwortete schließlich: "Ich wünsche Ihnen viel Glück, Mr Lupin!" Danach drehte sie sich um und verschwand in Richtung Schloss.
Schnell verschwand ich im den Tunnel, denn die Weide begann sich wieder zu bewegen. Langsam schleppte ich mich den Gang entlang. Heute ging es mir wirklich noch viel schlechter als sonst. Ich war am Ende meiner Kräfte.
Als ich die Heulende Hütte endlich erreicht hatte und durch die Luke geklettert war, ließ ich mich erschöpft auf den Boden fallen. In etwa einer Stunde würde ich mich verwandeln, das hieß in ungefähr 45 Minuten würde der Rest der Rumtreiber kommen. Genug Zeit, um über mein Leben nachzudenken.

Lilys Sicht:

Diese ganze Sache, dass Remus jeden Monat krank war und das immer an Vollmond, kam mir schon seit einer Weile komisch vor. Ich hatte einen Verdacht, aber ich hoffte sehr, dass er sich nicht bestätigen würde!
Ich hockte jetzt schon seit einer Weile hier im Gebüsch, in der Hand eine Tüte Bertie Bott's Bohnen. Als ich letztes Schuljahr durch Zufall durch ein Fenster gesehen hatte, dass Remus mit Madame Pomfrey zur Peitschenden Weide ging, hatte ich den Schluss gefasst, mich beim nächsten Mal in den Sträuchern in der Nähe zu verstecken, um aus der Nähe sehen zu können, was sich hier abspielte.
Vor 42 Minuten, wie mir meine Muggeluhr verriet, war Remus in einer Art Gang zwischen den Wurzeln verschwunden. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es dort überhaupt einen Gang gab!
Nervös stopfte ich mir gleich eine halbe Hand voll Bohnen in den Mund und kaute darauf rum. Angeekelt verzog ich das Gesicht. Anscheinend hatte ich nicht nur eine schlechte Geschmacksrichtung dabei gehabt. Bevor ich mich allerdings weiter ekeln konnte, wurde ich von dem Klang von gedämpften Stimmen unterbrochen. Drei Personen waren in meinen Blickfeld erschienen, liefen geradewegs auf die Peitschende Weide zu und hinterließen den Eindruck, als wollten sie nicht gesehen werden. Als ich das Gesicht von einer der Gestalten erblickte, rutschte mir vor Schreck die Tüte Bertie Bott's Bohnen aus der Hand und fiel mit einem Knistern zu Boden. Die Person, die ich dort sah, war niemand anderes als James Potter. Verärgert über meine Unachtsamkeit, verfluchte ich mich innerlich. Die Tüte allerdings hob ich nicht auf; Das Ganze war viel zu spannend, als dass ich mich da um mein Essen gekümmert hätte.
Da James eine der Personen war, konnte ich davon ausgehen, dass die anderen beiden Black und Pettigrew waren. Allerdings fragte ich mich, was die drei hier suchten. Also mir war schon klar, dass sie vermutlich zu Remus wollten, aber wenn meine Theorie stimmte, war das Ganze viel zu gefährlich für sie!
Gespannt beobachtete ich, wie die drei stehen blieben und im nächsten Moment entfuhr mir ein erstickter Schrei, denn Peter Pettigrew verwandelte sich gerade in dem Moment in eine Ratte!

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Wow, schon mehr als 700 Reads. Danke, danke, danke!

Was denkt ihr, was jetzt wohl passieren wird?

(pausiert) addicted to you. [WOLFSTAR]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt