Part 8

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Einige Tage waren nun vergangen. Um genau zu sein fünf. Jeden Tag um ungefähr 15 Uhr holte Matthias mich ab und ich trainierte unten in der Gymnastikhalle meine Muskeln. Danach brachte er mich wieder auf mein Zimmer, wo ich dann auch schon von Vroni erwartet wurde. Um diese Zeit hatte sie meistens ihre Mittagspause und diese nutzten wir, um zu plaudern. Dabei erzählte sie mir immer, wie ihr Arbeitstag so gelaufen war und was Matthias mal wieder Süßes getan hatte. Ich kannte Vroni noch nicht so lange, aber ich hatte sie jetzt schon ins Herz geschlossen. Ihre aufgeweckte und doch schüchterne Art gefiel mir. Es war schön, jemanden zu haben, mit dem man reden konnte. Manchmal redeten wir über Matthias oder wir malten uns aus, was für eine Person ich gewesen sein könnte. Es war jedes Mal auf jeden Fall sehr abwechslungsreich. Und ich hoffte wirklich, dass sie eines Tages mit Matthias zusammen kommen würde!

Auch mit Marco hatte ich viel Zeit verbracht. Jeden Abend machte er sich die Mühe, sich in mein Zimmer zu schleppen, um mich zu sehen und sich mit mir zu unterhalten. Wir redeten viel. Marco erzählte mir von seiner Schulzeit, seinem Traumberuf als er noch ein kleiner Junge war und vieles mehr. Wir lernten uns besser kennen und auch ich hätte ihm von meiner Kindheit erzählt, aber ich konnte ja nicht.

Eine Sache war mir jedoch aufgefallen und ließ mich nicht mehr los. Jedes Mal, wenn ich Marco fragte, was denn nun sein Beruf geworden war, schüttelte er den Kopf und wechselte das Thema. Und jedes Mal wenn er das tat, beließ ich es einfach dabei, obwohl ich schon gerne wissen würde, wieso er es mir nicht sagen wollte.

Auch in den letzten Tagen hatte mich niemand besucht. Weder Familie noch Freunde. Ich zweifelte wirklich an mir. Ich zweifelte immer mehr an mir, aber das sollte heute zum Teil endlich ein Ende haben.

Vroni half mir gerade dabei, mich umzuziehen, was ich aufgrund meines gebrochenen Beines nun mal nicht alleine machen konnte. "Wo will Marco denn mit dir hin?", fragte sie, als ich mir ein T-shirt über den Kopf zog.

"Nur in den Park."

"Glaubst du, dass du das mit dem Rollstuhl schaffst?"

Ich nickte nur. Um viel zu reden, war ich gerade einfach viel zu aufgeregt. Nur der Gedanke an dieses freche Grinsen verpasste mir eine Gänsehaut. 'Was macht dieser Mann nur mit mir?'

"Du bist aufgeregt."

Ich schüttelte verwirrt den Kopf und schaute Vroni an. "Was?", fragte ich. Sie grinste mich wissend an. "Du bist aufgeregt", wiederholte sie. Ich holte Luft und nickte dann einfach nur.

Mittlerweile saß ich fertig angezogen in meinem Rollstuhl vor meinem Zimmer und wartete darauf, dass die Tür zu Marcos Zimmer aufging und er fröhlich strahlend auf mich zurollte. Aber es geschah nichts. Nicht nach 10 Minuten, nicht nach 20 Minuten und auch nicht nach einer halben Stunde.

Enttäuscht schaute ich auf die große Uhr im Flur. Gestern hatte er mir gesagt, dass ich um 12 Uhr vor meinem Zimmer stehen sollte. Und hier stand ich jetzt im wahrsten Sinne des Wortes bestellt und nicht abgeholt. Es war bereits viertel vor eins, aber von Marco war weiterhin keine Spur. 'Hat er mich angelogen? Aber was wäre so lustig daran-'

"Luisa?" Eine mir sehr bekannte freche Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute auf. Matthias stand einige Meter von mir entfernt da und schaute mich verwirrt an. "Luisa, was machst du hier?" Er klang völlig ensetzt. Sollte ich nicht hier sein? War es falsch, verboten oder sogar dumm vor seinem Zimmer zu hocken?

"Ich warte auf Marco. Er meinte gestern, dass wir uns um 12 Uhr hier treffen sollten, aber er ist nicht da. Ich sitze schon seit einer dreiviertel Stunde hier."

Plötzlich fing er laut an zu lachen. Einfach so. Er lachte und lachte und schien sich gar nicht ein zu kriegen. Ich schaute ihn fragend an. "Was ist denn so lustig?"

Ohne Vergangenheit durchs Leben (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt