Part 17

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Über meine folgenden Gedanken war ich völlig geschockt.

Am liebsten hätte ich meine Mutter angeschrien. Ich könnte Wände hochlaufen, ich wollte diese Plakate runterreißen und zerfetzen. Einfach nur, weil ich so wütend war. Weil meine beste Freundin mir eine Freude bereiten wollte? Irgendwie krank.. In mir saß tiefer Hass, obwohl ich wusste, dass weder meine Mutter noch Giulia Schuld trugen. Sie meinten es doch nur nett... Nicht mal ich wusste, dass es mir so weh tun würde, wenn ich mich von Marco verabschieden musste. Sofort spürte ich wieder diesen leichten Druck seiner Lippen auf meinen.

Die Aufzugtüren gingen auf, als mich der nächste Schmerz durchzog. 'Seine Nummer! Du hast seine Nummer nicht!' schrie es in mir. Verdammt! Da ich nach wie vor kein Handy hatte, kam keiner von uns beiden auf die Idee, die Nummern auszutauschen. Eine nächste Flut an Tränen sammelte sich in mir und war bereit zu fließen. "Können wir nicht einfach nach Hause fahren? Wir könnten durch den Hintereingang verschwinden."

"Nein!", antwortete meine Mutter entsetzt. "Emma, das wäre wirklich unhöflich. Außerdem freuen sich deine Freunde schon so auf dich."

"Natürlich. Deswegen waren sie auch fast jeden Tag hier und haben sich nach mir erkundigt." Die Ironie war nicht zu überhören.

Ich hörte meine Mutter nur enttäuscht seufzen.

Schon vom Weiten sah ich orangene Luftballons und eine Menge Leute, die angeregt tuschelten. In mir wuchs die Nervosität und ich wünschte mir gerade nichts sehnlicher, als dass Marco jetzt bei mir sein könnte. Er würde meine Hand drücken und mir zuflüstern, dass alles gut werden würde. Aber er war nunmal nicht hier und das tat mir unglaublich weh. Eine einzelne Träne kroch über meine Wange und tropfte lautlos auf meine Hose.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten, krallte meine Nägel in meine Handfläche. Ich biss mir auf die Zunge, ich hielt die Luft an. Und das nur, damit ich nicht losheulte.

Für einige Sekunden klappte das auch ganz gut, doch als meine Mutter mich aus dem Krankenhaus schob und all meine Freunde zu klatschen und zu pfeifen begannen, während einige auch noch "Auf ein neues Leben, Emma" riefen, brach der Damm endgültig und die Welle an Tränen schwappte über meine Wangen.

Alle ließen sie ihre Luftballons in die Luft fliegen und kamen auf mich zugerannt. Sie kuschelten sich an mich. Ein Haufen von mindestens zwanzig Leuten erdrückte mich. Einige kletterten auf die Rücken der anderen, grinsten mich von dort oben an. "Na, Eimerchen? Wie geht's dir?", fragte ein rothaariger Typ und alle anderen brachen in schallendem Gelächter aus. "Hör auf, sie so zu nennen! Du weißt ganz genau, dass sie das nicht mag", mischte sich ein Mädchen mit blonden Haaren und grüner Mütze ein.

"Das weiß sie doch gar nicht mehr!", rief ein anderer und wieder begannen alle zu lachen. Dass ich nach wie vor weinte, schien anscheinend keinem aufgefallen zu sein.

"Leute, seid nicht so gemein zu ihr.." Die Stimme erkannte ich sofort. Auf einmal wurde ich herumgedreht und sah Giulia direkt ins Gesicht. Sie strahlte mich glücklich an, aber als sie meine feuchten Wangen sah, fielen ihre Mundwinkel glatt zu Boden. "Oh.. Süße, warum weinst du denn?" Sanft nahm sie mich in den Arm, worauf ich mein Kinn auf ihre Schulter legte. Hinter ihr standen noch drei weitere Mädchen, die mich mitleidig ansahen, doch auf sie achtete ich nicht wirklich, denn plötzlich sah ich zwischen ihren Köpfen einen Blondschopf hervorblitzen.

Schnell schob ich Giulia von mir. Ich schwang mich aus dem Rollstuhl, drückte die Mädchen zur Seite, aber so schnell er da war, war er schon wieder verschwunden.. Hatte ich mir das nur eingebildet? Nein! Ich war mir sicher, dass es Marco gewesen war.

"Um Gottes Willen, Liebling! Setz dich sofort wieder hin!" Meine Mutter war es, die mich aus meinen Gedanken riss und in den Rollstuhl zurück drückte. 'Kann dieser Tag eigentlich noch schlimmer werden?' Und ob er das konnte, denn genau in diesem Moment tat sich eine Lücke in dem Kreis um mich auf und ich spürte eine gewisse Übelkeit. In meinem Kopf gingen die Warnsignale los, ich wollte nur noch hier weg! Aber seine Hände lagen schon auf den Armlehnen und nahmen mir jede Gelegenheit zu fliehen. Sein Gesicht war mir so nah wie noch nie zu vor. "Hallo, mein Schatz", säuselte Tobias und küsste meine Nase. Die klebrige Flüssigkeit heftete sich an meine Haut. Sein Speichel war mir fremd, und widerlich!

Inzwischen war mir klar, dass das zwischen Tobias und mir nichts mehr werden könnte. Ich hatte keinerlei Hoffnungen, dass meine Gefühle für ihn noch einmal auftauchen könnten. Ich hatte ihn hier keine Minute vermisst. Dieses Date vor einigen Wochen war wirklich toll. Die Aktion, dass ich es nicht wissen sollte, war süß, aber Gefühle waren von meiner Seite aus keine mehr vorhanden. Mittlerweile fragte ich mich wirklich, wie ich ihn überhaupt je lieben konnte. Und daraus schloss ich, dass ich durch den Unfall und dem Gedächtnisverlust zu einem anderen Menschen geworden war. Man kann sich doch schlagartig so verändern, oder nicht?

Ich lächelte ihn nur schwach an. Vorsichtig nahm Tobias eine meiner Haarsträhnen zwischen seine Finger und spielte mit ihr.

"Ey Tobi, solche Spielchen hebst du dir lieber für Zuhause auf", rief einer der Jungs, worauf Tobias leicht rot wurde und beschämt lächelte. Er zwinkerte mir, bevor ihn jemand unsanft zur Seite schob.

"Luisa!" Ich hätte die Augen zu machen können und hätte auch so gewusst, wer vor mir stand, denn nur zwei Personen nannten mich so. Matthias und Vroni fielen mir gleichzeitig in die Arme und ich drückte sie ganz fest an mich. "Wir dachten schon du gehst, ohne dich von uns zu verabschieden", murmelte Vroni. Wieder schossen mir Tränen in die Augen und wieder konnte ich sie nicht zurückhalten. "Ich will hier nicht weg. Ihr werdet mir so sehr fehlen!", schluchzte ich.

Beide lösten sich von mir. "Na hör mal! So schnell wirst du uns aber nicht los. Wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt." Matthias lächelte mich aufmunternd an, während er mir eine Träne von der Wange wischte. Jeder andere ist wahrscheinlich froh, aus dem Krankenhaus entlassen zu werden, aber bei mir war es was ganz anderes. Denn ich kannte nur das Leben im Krankenhaus und ich hatte Angst vor dem, was mich nun erwarten würde.

Hektisch kramte Vroni aus ihrer Jackentasche einen Notizblock, so wie einen Kugelschreiber und notierte etwas. Dann reichte sie beides weiter an Matthias. Auch er kritzelte etwas auf das Blatt, bevor er den Zettel abriss und mir in die Hand drückte. "Meld dich, wenn du Langeweile hast oder jemanden zum Reden brauchst."

"Danke", flüsterte ich.

Meine Mutter tauchte hinter mir auf und bückte sich zu mir hinunter. "Können wir fahren?"

Ich nickte nur. Sachte schob sie mich aus der Menge raus und half mir ins Auto. Matthias nahm den Rollstuhl an sich, winkte mir lächelnd zu und verschwand mit Vroni wieder im Krankenhaus.

Nachdem sich auch meine Eltern ins Auto gesetzt hatten, startete mein Vater den Wagen und rollte langsam vom Krankenhausparkplatz.

Ich hörte, wie meine Freunde klatschten und pfiffen, was mich für kurze Zeit sogar zum Lächeln brachte. Die Aktion war wirklich extrem süß! Aber einer hatte in der Menge gefehlt, obwohl ich mir ziemlich sicher war, Marco vorhin hinter den drei Mädchen gesehen zu haben! Dennoch machte ich mir darüber nicht all zu viele Gedanken, da Matthias mir ein wenig Hoffnung gemacht hatte. Wenn ich mir in nächster Zeit ein Handy besorgt hatte, würde ich ihn auf jeden Fall anrufen und fragen, ob er mir eventuell Marcos Nummer geben könnte und dann wird vielleicht alles ganz wunderbar sein! Ich vermisste Marco schon jetzt unglaublich doll, aber vielleicht ist das Wiedersehen gar nicht so weit entfernt!

Was ich in diesem Moment jedoch nicht wusste, war, dass die folgenden Wochen für mich die Hölle auf Erden sein sollten.

Also meine süßen Schnittchen! Zu erst einmal wünsche ich euch allen einen wunderbaren ersten Advent! Ich liebe die Weihnachtszeit *-* Habt ihr schon irgendwelche Adventskalender? Ich find die Dinger ja immer noch besonders toll xD vor allem den vom BVB mit den kleinen Bildern der Spieler *-* Hat den sonst noch jemand? Oder den von Bayern? Na ja wie auch immer.. Zweitens: Die drei Mädchen, von denen ich geschrieben habe, sollen im weiteren Verlauf eine wichtige Rolle spielen, also wenn jemand in dieser Geschichte mitspielen möchte, lasst es mich wissen :) Drittens: Zur Adventszeit werde ich versuche jeden Samstag oder Sonntag einen neuen Teil reinzustellen und falls ich in Schreibstimmung sein sollte, gibt es zu Weihnachten ein kleines Special :D Und viertens: Feedback? :)

Ohne Vergangenheit durchs Leben (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt