Part 20

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Meine Augen fixierten seine. Voller Sehnsucht versank ich in der Mischung aus grün und braun. Ich wollte mich von seinem Blick losreißen, aber auch nicht. Ich wollte die Scherben der Tasse aufsammeln, aber ich konnte nicht. Marco zog mich völlig in seinen Bann. Es kribbelte in jeder Zelle meines Körpers, ohne dass Marco überhaupt etwas gemacht hatte. Seine Anwesenheit reichte vollkommen aus, um mich verrückt zu machen. Ich wollte auf ihn zueilen, ihn in meine Arme schließen und ihn küssen wie an meinem letzten Tag im Krankenhaus.

Gerade setzte ich zum Laufen an, als die schwarzhaarige Frau von damals neben Marco auftauchte und an seinem Arm zog. Wie die Scherben nun unter meinen Füßen zerbrach auch in mir etwas. Ich spürte einen Stich, der meinen kompletten Körper durchzog und mir die Luft zum Atmen nahm. Eifersucht? Ich wehrte mich dagegen, aber es war offensichtlich. Marco hatte mir gesagt, es sei nur seine Schwester, aber ich glaubte ihm nicht.

Etwas zog an meinem Hosenbein, worauf ich nach unten schaute. Matthias kroch auf dem Boden herum und sammelte die großen Scherben ein. "Kannst du mir mal erklären, was das sollte?" Er war mir nicht böse. Ein amüsiertes Grinsen umspielte seine Lippen, so lockerte er die Stimmung auf. Matthias machte sich über mich lustig.

"Marco steht dort drüben", erklärte ich angespannt, ehe Matthias sich hektisch umsah. "Nicht so auffällig! Soll er denn sofort wissen, dass wir über ihn reden?", zischte ich, aber Matthias hörte mir gar nicht zu, sondern ließ seinen Blick weiter zügig durch die Menge schweifen, bis er Marco schließlich fand. "Geh hin und rede mit ihm." Inzwischen stand Matthias wieder neben mir und grinste mich weiter an.

"Was?! Spinnst du? Nein, ich kann das nicht. Ich weiß gar nicht, was ich ihm sagen soll." Mein Herz schlug gefährlich schnell, was mich dazu zwang, mich an Matthias zu stützen, denn ich hatte wirklich das Gefühl, gleich umzufallen.

"Natürlich kannst du das. Frag ihn doch einfach, wie es ihm so geht." Und mit diesem Ratschlag schubste er mich in Marcos Richtung. Ich stolperte natürlich über meinen Schnürsenkel und es kam, wie es kommen musste.. Anstatt mit einem nervösen Lächeln vor Marco stehen zu bleiben, machte ich mich völlig lächerlich. Wegen meines Schnürsenkels fiel ich Marco ungewollt in die Arme. Bevor ich also auf dem kalten, dreckigen Boden landen konnte, packte Marco mich an den Oberarmen und half mir wieder auf die Beine. "Hoppla! Emma, nicht so stürmisch. Will das Bein immer noch nicht so ganz?" Er grinste mich mit seinem typischen Marco-Lächeln an, was mir sofort eine Gänsehaut verpasste.

"Danke. Äh.. Nein, n-nicht wirklich. Ich- ... Hi!" 'Wow... Wirklich sehr selbstbewusst!'

"Hi, schön dich zu sehen, Emma. Wie geht's dir?"

'Das wollte ich ihn doch fragen!' "Gut, danke. Und dir?" Es war wirklich unglaublich dämlich, wie sehr mich seine bloße Anwesenheit durcheinander brachte. War das überhaupt noch normal? Marco tat rein gar nichts und ich starb hier beinahe?

"Mir geht es auch gut. Ich bin wieder Zuhause und meinem Körper geht es schon so gut, dass ich bald wieder mit dem Training anfangen kann!"

Das Strahlen in seinen Augen lenkte mich so sehr ab, dass mir gar nicht auffiel, dass ich gar nicht wusste, von welchem Training er sprach. Es freute mich, dass er so glücklich war, er sprudelte vor Gefühlen. Ich wollte zu einer Antwort ansetzen, als Marco den letzten Meter zwischen uns überwand und mich in seine Arme schloss. Seine gesamte Wärme umgab mich, sein scharfer, männlicher Geruch vernebelte mein Hirn!

Unsicher lehnte ich meinen Kopf gegen seine Brust und genoss diesen mehr als perfekten Moment. Erst jetzt hörte ich sein Herz in einem schnellen Rhythmus schlagen. 'Ist er etwa genau so nervös wie ich?' Das wäre wirklich schön, dann würden mir meine inneren Reaktionen nicht so peinlich sein.

"Ich hab dich so vermisst", flüsterte Marco mir ins Ohr, ehe er mir einen sanften Kuss auf meine Stirn drückte. Hätte Marco mich nicht so fest an sich gedrückt, wäre ich spätestens jetzt ohnmächtig geworden. "Ich hab dich auch vermisst." Meine Stimme war nicht mehr als ein zittriges Flüstern.

Viel zu schnell beendete Marco die Umarmung. Mit einem genervten Stöhnen löste er sich von mir und drehte sich zur Seite. Neben ihn stand mit verschränkten Armen vor der Brust die schwarzhaarige Frau, fragend sah sie ihn an. "Wirklich schön, dass ihr euch wiedergesehen habt. Können wir dann weitergehen?" Man konnte nicht das geringste Fünkchen Freude in ihrer Stimme hören.. Hatte Marco wirklich eine so unsympathische Schwester? Für mich war das unvorstellbar.

Marco schüttelte den Kopf. "Marcel ist auch noch da. Geh doch mit ihm weiter. Ihr versteht euch doch so unglaublich gut." Die Ironie war nicht zu überhören und ich fragte mich, was zwischen 'Marcel' und der schwarzhaarigen Frau passiert sein könnte.

Nun drehte sich Marco wieder zu mir. "Hast du Lust, mit mir über den Weihnachtsmarkt zu schlendern? Du... Du hast mir wirklich gefehlt."

'JA! Nichts lieber als das!' In meinen Gedanken hüpfte ich vor Freude. Es war schwierig, diesen Gefühlsausbruch zurückzuhalten und ihn in meinen Gedanken zu lassen. "Gerne. Ich sag Matthias nur eben Bescheid." Ich schenkte ihm ein kurzes Lächeln, bevor ich zu Matthias lief und ihn über den Verlauf informierte.

"Viel Spaß! Ihr habt meinen Segen." Verschmitzt lächelte er mich an, worauf ich nur den Kopf schütteln konnte. Schnell bedankte ich mich bei ihm für diesen Tag, verabschiedete mich und begab mich zu Marco zurück.

Als ob es völlig normal wäre, griff er nach meiner Hand, während wir unseren Weg antraten. Durch diese Geste erschrak ich so sehr, dass ich meine Hand zurückzog. Überrascht blieb Marco stehen. "Tut mir leid. Ich wollte dich nicht- War das zu viel?"

Ich gab mir Mühe, meinen Puls ein wenig zu senken, doch natürlich funktionierte das nicht. "Nein nein. Es ist schön. Ich hab mich nur erschrocken, weil das so plötzlich kam." Ich lachte über mich selbst. Wegen Marcos Berührungen würde mein Herz noch aufhören zu schlagen! Warum war ich denn so schreckhaft in seiner Gegenwart?

Marco schloss sich meinem Lachen an, dann umschloss er meine Hand mit seiner erneut, natürlich nicht ohne mich prüfend anzuschauen. "Mir geht es gut. Wirklich", beruhigte ich ihn.

"Dann erzähl mal", wechselte er das Thema, "Wie waren deine ersten Wochen Zuhause?"

'Ich hab weder gegessen, noch geredet, weil ich dich furchtbar vermisst habe. Ich habe mir in jeder Situation vorgestellt, wie es wäre, wenn du dabei sein würdest. Jeden Tag habe ich mir gewünscht, dass du vor der Tür stehst und mich aufheitern kannst. Aber du warst nicht da und ich hatte das Gefühl nicht mehr zu leben. Um so glücklicher bin ich jetzt. Du gehst neben mir her, hältst meine Hand und redest mit mir. Es kommt mir vor wie ein Traum!' "Gut. Vorübergehend wohne ich wieder bei meinen Eltern, weil ich nicht direkt alleine sein wollte. Ich mache zur Zeit gar nichts. Eigentlich sollte ich wieder studieren, aber irgendwie bin ich dazu noch nicht bereit. Außerdem hab ich immer noch hin und wieder Probleme mit meinem Bein. Und wie ist es mit dir?"

"Mir geht es genauso. Ich hab wirklich gar nichts getan! Die Tage verbringe ich die meiste Zeit auf der Couch, während ich fernsehe oder mir überlege, wann ich dich wiedersehen könnte." Bei dem letzten Teil seines Satzes sah er zu mir hinunter und lächelte mich zufrieden an.

"Du irrst aber nicht jeden Abend auf dem Weihnachtsmarkt herum und suchst mich, oder?"

"Wer weiß?" Er zwinkerte mir zu, ließ dann seinen Blick über die Stände huschen. Zielstrebig steuerte er ein Häuschen mit verschiedenen Süßigkeiten an. Ein paar Meter davor befahl er mir hier zu warten.

Während Marco zwischen den Lebkuchenherzen verschwand, starrte ich ihm lange verträumt hinterher. 'Er hat meine Hand gehalten und er hat gesagt, dass er sich über unser Wiedersehen Gedanken gemacht hat!'
Nach einer Weile kam Marco wieder, die Hände hinter seinem Rücken versteckt, auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Strahlen ab. "Ich bin wirklich unglaublich froh, dass wir uns wiedergesehen haben. Du musst wissen, ich bin kein großartiger Redner, aber ich kann dir sagen, dass ich dich wirklich gern hab. 'Schön, dass es dich gibt'." Mit diesen Worten zog er seine Hände hervor und präsentierte mir ein Lebkuchenherz, auf dem genau das stand, was Marco gerade gesagte hatte. Schön, dass es dich gibt!

Schön, dass es euch gibt, meine lieben Leser :D Ich wünsche euch frohe Weihnachten und ich hoffe ihr habt schöne Festtage!

Was sagt ihr zum Kapitel? :)

Ohne Vergangenheit durchs Leben (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt