Part 19

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Seit Tagen - nein, seit Wochen dachte ich nur an eine Person. Marco. Marco Marco Marco. Nur er schwirrte mir ununterbrochen im Kopf herum. 'Warum ist er nicht hier? Werden wir uns je wiedersehen? Vermisst er mich auch so sehr wie ich ihn?'

Meine Gedanken der letzten Wochen waren mir schon beinahe peinlich, als ich sah, wer vor mir stand. 'Du bist wirklich undankbar, du dumme Nuss!' meckerte meine innere Stimme. Das war ich wirklich. Genau genommen war Marco nur ein Teil meines neuen Lebens. Nicht nur mit ihm überstand ich die Zeit ohne Familie. Nicht nur er brachte mich zum Lachen und nicht nur mit Marco konnte ich über meine Anliegen sprechen. Schließlich wäre es ziemlich dämlich, mit Marco von Marco zuschwärmen, nicht wahr? 'Schon wieder redest du nur von ihm!' Unglaublich, dass ich alle anderen vergessen hatte. Ich schämte mich gerade wirklich dafür.

Das war wahrscheinlich ein Grund für mein folgendes Verhalten.

Andere würden einer Person, die sie lange nicht mehr gesehen haben überglücklich um den Hals fallen. Ich jedoch brach in Tränen aus, vergrub mein Gesicht in meinen Händen und klappte zusammen. Meine Beine gaben einfach nach, bevor ich spürte, wie meine Knie unsanft auf den Boden knallten. Ich hab ihn vergessen! Ihn aus meinem Gedächtnis gelöscht..!

Wisst ihr, wen ich meine?

"Luisa!", hörte ich seine erschrockene Stimme, kurz danach kniete er schon neben mir und drückte mich an sich. "Mit so einer Begrüßung hatte ich jetzt nicht gerechnet", flüsterte er mir ins Ohr und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Sanft drückte er meine Arme hinunter, lächelte mich aufmunternd an.

Immer noch rollten mir einzelne Tränen über die Wangen, aber ich schaffte es, ihm ein ehrliches Lächeln zu schenken.

"Dein Vater hat nicht übertrieben, als er sagte, dass es dir grässlich geht. Magst du mir erzählen, was los ist?"

Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zu Stande. Es würde gut tun, mir alles von der Seele zureden. Mit ihm konnte ich das. Er verstand mich.

Nachdem ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte, holte ich zwei Löffel aus der Küche und wir kuschelten uns mit einer Decke auf die Couch im Wohnzimmer.

"Es tut mir so leid", wimmerte ich.

Er runzelte die Stirn. "Was tut dir leid?"

"Dass ich dich vergessen habe! Mein Gott, Matthias, du glaubst nicht wie furchtbar es mir geht. Du weißt, wie viel Marco mir bedeutet und jetzt ist er einfach nicht mehr da. Ich hab mir seit Wochen über nichts Anderes den Kopf zerbrochen. Ständig geht es hier oben um Marco." Ich zeigte auf meinen Kopf. "Und plötzlich stehst du hier vor der Tür und mir fällt auf, dass ich mich nicht ein einziges Mal gefragt habe, wie es dir geht. Oder Vroni! Ich schäme mich dafür. Das tu ich wirklich.." Frustriert stach ich mit dem Löffel ins Eis und stopfte mir eine ziemlich große Portion in den Mund. Nebenbei fing ich erneut an zu weinen, während ich auch noch versuchte Matthias zu erzählen, wie die letzten Wochen verliefen.

Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Matthias hörte mir gespannt zu, währenddessen knabberte er an einem Keks, der die Form eines Tannenbaums hatte.

Ich redete und redete, wischte mir zwischendurch Tränen von den Wangen, löffelte die Eispackung halbleer. "Und jetzt überfresse ich mich auch noch mit Schokoladeneis", schluchzte ich aufgebracht und warf die Packung auf den Tisch.

"Ist schon okay. Und dass du Vroni und mich vergessen hast, ist auch nicht schlimm. So ist das eben, wenn man verliebt ist. Du musst dich wirklich nicht schlecht fühlen."

'Wie war das eben? Wenn man verliebt ist?!'

Ihm musste das riesige Fragezeichen in meinem Gesicht aufgefallen sein, denn aus dem amüsierten Lächeln wurde ein noch mehr belustigtes Grinsen.

Ohne Vergangenheit durchs Leben (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt