Part 9

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Ich war in diesem Moment furchtbar nervös. Mir war klar, dass hier wohl gerade meine Eltern saßen, aber trotzdem waren sie mir fremd. Schließlich konnte ich mich an keine gemeinsame Zeit erinnern. Meine Familie bestand zur Zeit aus Vroni, Matthias und Marco. Mehr hatte ich nicht.

Anfangs hatte ich gesagt, dass ich von meiner Vergangenheit nichts wissen wollte, aber jetzt, wo ich realisierte, dass ich die Mögllichkeit hatte, mehr Gewissheit zu bekommen, warf ich diesen Gedanken weg. Ich wollte wissen, wer ich war. Ich wollte alles wissen!

Während ich in meinem Bett saß, schaute ich die beiden an. Die Frau hatte Tränen in den Augen; der Mann schien eher gelassen. Die Stille war erdrückend!

"Wer sind Sie?", fragte ich dann gerade heraus. Ihnen stockte der Atem, die Frau sah mich entsetzt an. Sie rückte mit dem Stuhl näher an mein Bett und griff nach meiner Hand, die sie dann liebevoll streichelte. "Du kennst uns nicht mehr." Es war keine Frage sondern eine Feststellung. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Sollte ich mich entschuldigen? Nein, ich konnte ja nichts für meinen Gedächtnisverlust.

"Wir sind deine Eltern, Liebling", sagte sie und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. 'Und jetzt?' Ich hätte am liebsten angefangen zu heulen, so verzweifelt war ich! Was machst du denn, wenn du ohne Vergangenheit im Krankenhaus liegst und ein Ehepaar dir sagt, dass sie deine Eltern seien?

Ich schluckte. "Seid mir nicht böse, aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll", gestand ich.

Meine Mutter nickte und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. "Ist schon gut." Sie küsste meine Schläfe. "Ich schlage vor, wir unterhalten uns einfach ein wenig. Du stellst uns Fragen und wir versuchen, sie dir zu beantworten."

Ich stimmte zu und so begannen zwei Stunden voller neuer Informationen. Mein Name lautet Emma Huber. Ich war 23 Jahre alt und studierte seit vier Jahren Medizin. Mein Vater war ein bekannter Chefarzt und ich sollte wohl seinen Platz einnehmen, sobald er nicht mehr arbeiten konnte. Zudem erzählte mir meine Mutter, dass ich eine sehr ordentliche und perfektionistische Person wäre.

"Und du bist begeisteter Fußballfan", lachte mein Vater. Er hatte sich in den vergangenen Minuten verändert. Anfangs hatte er nicht viel gesagt und auch an seinem Gesicht konnte man nicht sehen, was er gerade dachte, aber jetzt blühte er auf.

"Fußballfan?" Das schien mir nicht richtig. 22 Männer rennen einem Ball hinterher und dabei verletzen sie sich noch. Das war doch lächerlich. Soetwas konnte ich unmöglich toll finden. Ich schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, Paps, aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen."

"Doch doch, glaub mir!" Er holte sein Handy aus seiner Hosentasche und setzte sich zu mir aufs Bett. Ich schaute ihm auf die Hände, wie er flink einen Code eingab, seine Finger über den Bildschirm flogen und plötzlich Bilder auftauchten. Bilder von mir. "Als du noch ein kleines Mädchen warst, haben wir dir zu deinem siebten Geburtstag ein Trikot geschenkt. Du warst so stolz darauf, dass du Zuhause nur in diesem Trikot rumgelaufen bist." Ein kleines Mädchen erschien auf dem Bildschirm. Sie trug dieses gelbe Trikot, hatte ihre Haare offen und sie grinste. Ein ehrliches, fröhlches Lachen, wie es dieses nur bei Kindern gab. Ihr fehlten die vorderen beiden Schneidezähne.

"Das bin ich?"

Mein Vater nickte. "Dortmund-Fan seit du denken kannst."

Ich betrachtete das Bild noch länger, als mir auf einmal dieses Logo ins Gesicht sprang. Auf gelbem Grund waren schwarze Buchstaben und Zahlen zu sehen. Ich kannte das Logo, ich hatte es schon einmal gesehen. Wenn ich mich nicht irrte auf Marcos Hose! Ich musste lächeln. Er war wohl ein begeisteter Fan wie ich es war.

Ohne Vergangenheit durchs Leben (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt