Part 14

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Bis ich mich räusperte, bemerkten die beiden mich gar nicht, so sehr waren sie mit sich beschäftigt.

"E-Emma.." Marco löste sich von der Frau, drehte sich zu mir und schaute mich an. Wärme umgab mich, als ich das vertraute Leuchten in seinen Augen wieder fand. Mein Herz schlug bei seinem Blick schneller.

"Tut mir leid, wenn ich ungelegen komme. Ich kann auch später nochmal vorbeischauen", schlug ich vor, doch Marco schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, bleib ruhig hier. Meine Schwester wollte gerade gehen", meinte er, wobei er das Wort Schwester stark betonte und die schwarzhaarige Frau mahnend ansah. Diese nickte nur, schenkte mir ein kurzes Lächeln und verschwand.

Seine Schwester? Die Eifersucht frisst mich auf und es stellt sich heraus, dass es nur seine Schwester ist? Na ja, wie seine Schwester sah sie nicht unbedingt aus. Ihre Nase hatte keine Ähnlichkeit mit der von Marco. Sie hatte blaue Augen; nicht dieses interessante Grün. Ihre Haare waren schwarz und ihre Haut braun gebrannt; sie war nicht so blass wie Marco.

"Das war also deine Schwester?", fragte ich skeptisch, worauf Marco nur nickte. "Yvonne oder Melanie?" Er hatte mir schon einmal von seinen Schwestern erzählt. Ich hatte noch keine Bilder gesehen, aber das wollte Marco noch nachholen. Für eine von beiden hatte es sich wohl erledigt, obwohl ich Marco nicht glauben konnte, dass das eine von seinen Schwestern sein sollte. Ich hatte etwas Anderes erwartet. Etwas Natürliches. So wie Marco eben. Die Frau, die ich gerade gesehen hatte, war das komplette Gegenteil. Wie konnte man sich nur so viel Schminke ins Gesicht schmieren? Und wozu Extensions?

"Yvonne."

Trotzdem glaubte ich Marco nicht, ging aber nicht weiter drauf ein. "Du wolltest, dass ich zu dir komme und von dem Abend erzähle... Nun, hier bin ich!"

Marco klopfte auf den freien Teil seiner Matratze, während er erleichtert ausatmete und lächelte.

Als ich neben ihm lag und er seinen Arm schützend über mich legte, spürte ich wieder dieses Kribbeln. Ich fühlte mich so unglaublich wohl bei Marco und jede Minute, die ich ohne ihn verbringen musste, fehlte er mir sehr. Ich mochte Marco; Ich mochte ihn wirklich so sehr, dass es mir schon Angst machte. Vielleicht würde ich noch verrückt werden! Zu einer Stalkerin mutieren, ihm auf die Pelle rücken...

"Also, erzähl mir von deinem gestrigen Abend." Seine weiche Stimme an meinem Ohr; sein Atem, der meine Haare aufwirbelte; sein Geruch. Es würde mir fehlen, wenn ich wieder nach Hause durfte.

"Tobias, also mein Freund, hat diesen Abend organisiert. Ich wurde von hier abgeholt und zu einem Restaurant gebracht. Wir haben viel geredet, ich hatte Spaß. Danach sind wir zu einem See gelaufen. Angeblich mein Lieblingsort. Dort haben wir es uns unter einem Baum gemütlich gemacht, Sekt getrunken und wollten den Abend so eigentlich ausklingen lassen. Bis Tobias dann angefangen hat, von unserer Vergangenheit zu reden, was mich unglaublich wütend gemacht hat. Verstehst du das? Er hat von ihm und mir geredet; wir als Paar. Ich wollte davon aber nichts wissen, also hab ich ihn angeschrien..."

"Oh, das tut mir leid." Tat es nicht. Er lächelte, das hörte ich.

"Deinem Gesicht nicht."

"Wie bitte?" Marco fühlte sich deutlich ertappt. Er setzte sich auf, sah mich entsetzt an. So wie er mich anblickte, schaute er unglaublich niedlich aus und brachte mich zum Lachen.

"Na du lächelst. Wenn jemandem etwas leid tut, lächelt man nicht. Man zeigt Mitgefühl und setzt eine traurige Miene auf. Na ja, egal. Mir tut es auch nicht leid. Tobias hat mich erdrückt und ich wollte, dass er das weiß. Aber weißt du, was seltsam war?"

"Sag es mir." Vorsichtig legte er seinen Kopf an meine Schulter und vergrub die Nase in meinen Haaren, drückte mich wieder in die Matratze.

"Ich hab mir die ganze Zeit vorgestellt, wie es mit dir gewesen wäre.."

"Mich anzuschrein?"

"Nein, du Idiot! Diesen Abend mit dir zu verbringen. Ich wette, du hättest mich nicht in den See geschubst."

Und dann lachte Marco. Er lachte sein tiefes, herzhaftes Lachen. Ich sah es gern an ihm. Dieses Lachen zeigte den wahren Marco; seine Gefühle, sein ehrliches Strahlen. Nicht dieses verkrampfte Schmunzeln, das er mir zeigte, wenn wir uns auf dem Gang begegneten. "Der Kerl hat dich echt in den See geworfen?" Ich nickte nur. "Unglaublich. So behandelt man also eine Lady..."

"Bist du etwa wütend auf ihn? Das sollte doch im Spaß gemeint sein. Ja, er hat-"

"Nein, sei ruhig. Ich will von dem Typen nichts mehr hören."

Enttäuscht seufzte ich. Natürlich hatte ich schon eine Ahnung, dass er irgendwann ablocken würde. Das war bis jetzt in den wenigen Fällen schließlich schon passiert, wenn ich angefangen hatte, von Tobias zu reden. "Na schön. ich sag nichts mehr. Willst du sonst noch über irgendwas reden? Vielleicht über die Frau, die vorhin hier gewesen ist?" Eigentlich wollte ich ja nicht mehr darüber sprechen, aber es rutschte mir einfach so raus.

"Ich sagte doch schon, sie ist meine Schwester."

"Aber das glaube ich dir nicht." Keine Ahnung, von wo ich so viel Mut hatte, dass ich mich mit Marco anlegen wollte. Wahrscheinlich deshalb, weil ich sauer auf ihn war. Mir war klar, dass er mich anlog. Außerdem wollte er doch über den gestrigen Abend mehr erfahren und jetzt, da er weiß, dass Tobias dahinter steckte, nicht mehr.

"Du glaubst mir nicht? Warum? Habe ich dich je angelogen?"

"Ich sollte jetzt gehen." Natürlich hätten wir das auch ausdiskutieren können, aber das wollte ich nicht.

Enttäuscht und wütend humpelte ich aus dem Zimmer, blieb an der Tür aber noch einmal stehen. "Du.. bist so ein anständiger, gepflegter Mann. Die Frau, die hier war, stellte das genaue Gegenteil von dir dar. Sie kann unmöglich deine Schwester sein. Ihr seid euch nicht im Geringsten ähnlich." Ich machte eine kurze Pause. "Ach und falls dich das interessiert, mir wird heute Abend der Gibs abgenommen." Ein schwaches Lächeln und ich verzog mich.

Tut mir leid, dass so lange nichts kam und dass der Teil so langweilig ist, aber es ging nicht anders. In den nächsten Teilen wird sich so einiges ändern, da ich nicht weiß, was noch im Krankenhaus passieren könnte. Ich hoffe ihr könnt das erstmal so hinnehmen und bleibt mir trotzdem treu :D

Ohne Vergangenheit durchs Leben (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt