11 : It's Cold

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* Sophia *

Am nächsten Tag war Daniel joggen als ich aufwachte. Er holte wie jeden Morgen auf diese Weise die Brötchen, wobei ich mir nicht sicher war, wie man bei dieser Kälte joggen konnte.
Ich quälte mich gerade aus dem Bett, als Danny wiederkam und lächelte. Trotz der Kälte schwitzte er und sah aus, als wäre er gerade frisch vom Strand-Workout, nur in Wintersachen, gekommen.
"Morgen.", murmelte er leise und für einen Moment wurde es still.
"Warum bist du schon wach?", fragte er gleich danach während er mich kritisch mit seinen Blicken durchscannte. Ich hatte mir eine Strickjacke über den Schlafanzug gezogen. Ich zuckte mit den Schultern und er zog mich einfach in seine Arme, ganz vorsichtig. So standen wir eine Weile, bis Daniel sich löste.

"Ich muss mich langsam fertig machen.", brummte er gegen meine Haare, doch ich protestierte wie ein bockiges Kind, indem ich meine Arme enger um ihn schlang.
"Und heute Abend müssen wir zu meinen Eltern", fügte er hinzu und ich verdrehte die Augen.

"Wir bleiben nicht so lange, versprochen.", fügte er hinzu und strich mir eine wirre Haarsträhne hinter das Ohr. Dann verschwand er in das Bad und ich hörte das Wasser in der Dusche plättschern.
"Soll ich dich zum Arzt begleiten?", fragte er als er wiederkam und ich schüttelte den Kopf.
"Das schaffe ich noch alleine.", lächelte ich sanft und er nickte.
"Pass auf dich auf.", sprach er zum Abschied und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er verschwand.

Der Arztbesuch dauerte ewig, da das Wartezimmer voll besetzt war. Als ich endlich dran war, stellte der Arzt lediglich fest, dass ich mir eine Grippe eingefangen hatte. Also holte ich in der Apotheke die zugehörigen Medikamente ab und fuhr zurück nach Hause. Als ich erschöpft und mit Kopfschmerzen ankam, war noch niemand zu Hause. Aus diesem Grund ging ich schnell duschen. Gerade als ich unentschlossen vor dem Schrank stand, hörte ich Daniel  rufen.

"Im Schlafzimmer.", rief ich und kurz darauf trat er ein und lachte. Es passierte jedes Mal, wenn wir bei Dannys Eltern zum Essen eingeladen waren, dass ich nicht wusste, was ich anziehen sollte. Ich erinnerte mich noch zu gut an das erste Zusammentreffen mit Daniels Eltern.

"Bitte, du musst mitkommen.", bat Daniel mich. Sie veranstalteten an diesem Abend eine Grillparty für die Springer, da diese gerade in Norwegen waren und das Wetter wundervoll war. Ich kannte Dannys Mutter zwar schon vom Sehen her, aber sie wusste nichts von unserer Beziehung.
"Was ist wenn sie mich nicht mag?", fragte ich schüchtern. Ich war gerade 17 und hatte Angst vor diesem Treffen.
"Wie könnte sie dich nicht mögen? Du bist wundervoll." sagte er während wir zu mir nach Hause liefen und er meine Hand hielt. So kam es also, dass er meine Eltern davon überzeugte mich mitzunehmen, wenn er mich spätestens um 10 nach Hause brachte.
"Hin zu nehmen wir den Bus und abends fahr ich dich, okay?", fragte er mich und ich nickte, während ich überlegte, was ich anziehen sollte.
"Okay, ich bin verzweifelt.", lachte ich. Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Celina, welche mir geraten hatte mich nicht zu verstellen.
"Augen zu.", sagte ich also zu meinem Freund und zog mein dunkelblaues Kleid mit den Punkten und einer Schleife an.
"Zu kurz? Zu lang? Zu verzweifelt? Vielleicht doch lieber ein...", er unterbrach mich, in dem er aufstand und seine Arme um mich legte. "Es ist perfekt.", lächelte er. Zusammen mit Celina und Johann betraten wir den Garten von Dannys Familie. Es war nicht das erste Mal, dass ich da war, doch es fühlte sich irgendwie so an. Die meisten anderen waren schon da, ich erkannte einige Teamkollegen von Daniel.
"Danny, da bist du ja endlich.", sprach Anders, während seine Schwester ihn angrinste.
"Mama wartet schon auf dich.", zwinkerte sie und Danny lachte.
"Wilkommen im Chaos." Wir begrüßten seine Teamkollegen und dann suchten wir nach seiner Mutter. Sie stand gerade in der Küche und schnitt den letzten Salat zurecht.
"Hey Mum." Sie drehte sich mit einem herzlichen Lächeln zu uns um.
"Ähm...also das...", begann er und seine Mutter begann zu lachen.
"Ich weiß doch schon längst bescheid Daniel-Andre Tande.", zwinkerte sie und umarmte mich.

Es war ein peinliches Zusammentreffen gewesen. Da wir heute in das Lieblingsrestaurant seiner Mutter gingen, entschied ich mich für eine helle Bluse und eine schwarze Hose. Daniel hatte ebenfalls ein helles Hemd angezogen und grinste.
"Wie geht es dir? Wie wars beim Arzt?", fragte er als wäre es ihm gerade erst eingefallen.
"Grippe im Endstadium.", seufzte ich.
"Sollen wir lieber zuhause bleiben?", fragte er sanft und ich schüttelte den Kopf. "Wir bleiben wenigstens zum Essen.", sprach ich und mein Freund musterte mich besorgt.

Als wir gerade auf halber Strecke waren, begann es zu schneien. Es ging so schnell, dass Daniel an den Rand fahren musste, da man kaum noch etwas erkennen konnte. Er rief seine Eltern an und informierte sie, dass wir später kommen würden. Wir setzten uns also mit einer Decke auf die Rückbank und warteten darauf, dass der Schneefall nachließ.
"Ist fast wie vor'm Kamin.", lachte ich. Die Stimmung schien etwas angspannt und ich wollte nicht, dass er sich Stress machte. Ich lehnte mich an seine Brust und er legte die Arme um mich herum. Meine Kopfschmerzen setzten erneut ein und ich hoffte, dass wir bald wieder nach Hause fahren würden. Das Essen war sowieso gelaufen.
Als es endlich aufgehört hatte zu schneien, sprang der Wagen nicht an.

"Verdammter Mist.", fluchte Danny und rief nach einigen Versuchen seinen Vater an und bat ihn uns abzuschleppen.
"Was für ein beschissener Tag.", seufzte er zu sich selbst. Ich versuchte ihn also aus dem Auto zu ziehen.
"Schau dir die wunderschönen Sterne an.", lächelte ich und Daniel schien entspannter. Er starrte mich an "Erinnerst du dich an all die Sommernächte in denen wir nachts draußen saßen und die Sterne beobachtet haben?", fragte er und ich nickte. "Wie könnte ich das vergessen?" Er legte einen Arm um meine Schultern und für einen Moment lebten wir in den Erinnerungen. Um ihn aufzuheitern bewarf ich ihn mit einem Schneeball. Für einen Moment reagierte er erschrocken doch dann endete es in einer Schneeballschlacht. Das erste Mal seit einiger Zeit, dass Danny wieder er selbst war. Als wir uns selbst nicht mehr sehen konnten setzten wir uns in wieder ins Auto und hörten Musik. Es dauerte jedoch nicht lange bis Arne vor uns anhielt.

"Bleib sitzen, es ist arschkalt.", sprach er, doch ich stieg trotzdem aus. Sie befestigten das Abschleppseil, nachdem sie die Batterie aufgeladen hatten. Ich half beim Anschieben, da es mittlerweile etwas zugeschneit war. Die Fahrt über sollte ich bei Arne mitfahren, da sie es für sicherer und wärmer hielten. Ich mochte Dannys Vater, doch er hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Er sagte es nicht direkt, aber es war die Art, wie er sich ausdrückte, welche mir verriet dass er etwas bemerkt hatte.

"Es ist ziemlich kalt geworden.", sagte er und ich wusste, dass er nicht die Temperatur meinte.

Soul of scars •• [Daniel Andre Tande]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt