19 : Frozen in time

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* Daniel *

Die Olympiade zog sich schleppend dahin. Mir entgingen die Blicke meiner Kollegen nicht und ich schätzte es sehr,  dass sie mich trotz der Umstände unterstützen. Alle machten sich Sorgen um Sophia und mich. Jeder hatte sie lieben gelernt nach all der Zeit, die wir zusammen waren.

Natürlich ließen meine sportlichen Ergebnisse zu wünschen übrig und ich fühlte mich schrecklich. Meine Gedanken kreisten stets und ständig bei Sophia. Sie litt unglaublich wegen mir und ich etrug es nicht länger sie so zu verletzen. Warum hatte ich mich nicht unter Kontrolle?

Sophia war meine erste und einzige Liebe und ich durfte sie einfach nicht verlieren. Wir hatten schon so viele Höhen und Tiefen durchlebt, das konnte nicht das Ende unserer Beziehung sein. Ich liebte Sophia von ganzem Herzen und das jeden Tag mehr. Sie hatte dieses ewige Leid nicht verdient und ich hatte keinerlei Ahnung, wie ich das bereits Zerbrochene wieder zusammensetzen sollte.

Wir telefonierten selten, da die Zeitumstellung ungünstig lag oder ich unterwegs war. Aber ich vermisste sie so unglaublich sehr und ich wollte wirklich, dass alles wieder gut werden würde. Deshalb freute ich mich als wir endlich auf dem Weg zurück nach Norwegen waren. Sophia hatte mir geschrieben, dass sie mich abholen würde und ich saß nervös im Flieger.
"Wie fühlst du dich?", fragte Fannis und ich zuckte mit den Schultern.
"Ich freue mich auf Soph.", gab ich zu, allerdings quälten mich Kopfschmerzen und ich fühlte mich komplett ausgelaugt. Dennoch hoffte ich, dass ich mich und meine Beziehung in den Griff kriegen würde.

"Hat Sophia sich bei dir gemeldet?" schrieb meine Mutter dann und ich wunderte mich über ihre SMS.
"Ja, sie kommt mich holen :)" schrieb ich freudig.
"Sie wollte uns eigentlich mitnehmen...", antwortete meine Mutter und ich wurde nervös. Hatte ich ihr doch zu viel zugemutet oder hatte Sophia vielleicht zu viel Angst vor mir? Ich konnte alles verstehen, ich hatte wirklich Scheiße gebaut. Trotzdem passte das Verhalten nicht zu Sophia, sie würde meine Mutter niemals stehen lassen. Meine Freundin gab immer bescheid, wenn sich etwas änderte...

Während des ganzen Fluges machte ich mir Gedanken über die Beziehung zwischen Sophia und mir. Konnte ich diese überhaupt noch retten? Und vorallem; hatte ich mich und meine Wutausbrüche im Griff?

Als wir endlich landeten, wartete meine Mutter bereits auf mich und zog mich in die Arme.
"Alles in Ordnung?", fragte sie und ich  zuckte mit den Schultern.

Auf dem Weg zum Auto rief ich meine Freundin sicherheitshalber an, denn es passte nicht zu ihr sich gar nicht zu melden. Doch alles, was ertönte war die Mailbox und ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit.
"Irgendwas stimmt nicht.", sprach ich zu meiner Mutter und sie nickte.

"Sophia sieht schon länger nicht sonderlich gut aus, wenn du mich fragst.", gab sie von sich und ich nickte, doch es war einzig und allein meinetwegen. Vor dem Auto begrüßte mein Vater mich nun freudig, doch meine Gedanken kreisten um Sophia. Manchmal spürte man gewisse Dinge und, dass etwas  passiert war...ich wusste nicht woher, aber ich spürte es.
"Vielleicht hat sie eine Überraschungsparty für dich.", sprach meine Mutter, doch das war ausgeschlossen, denn es gab keinen Grund dazu.

Die ganze Heimfahrt über versuchte ich meine Freundin zu erreichen, denn irgendwas beunruhigte mich. Ich bat meinen Vater sogar die Landstraße zu befahren, welche Sophia stets als Abkürzung nutze
"Danny?", hörte ich es dann am anderen Ende der Leitung krächzen.
"Sophia? Sophia wo bist du?", fragte ich sogleich besorgt.
"Ich..", sprach sie kaum hörbar, ehe das Handy hörbar zu Boden fiel. In diesem Moment bekam ich Panik und rief noch einige Male ihren Namen.

Meine Mutter rüttelte plötzlich beunruhigt an meinem Knie und ich blickte verwirrt zu ihr.
"Danny? Ist das nicht euer Auto?", fragte sie panisch und mein Blick glitt aus der Frontscheibe.
"Fuck!", schrie  ich als ich unseren Audi neben der Fahrbahn an einem Baum erkannte. Qualm stieg aus der Motorhaube und ich sprang aus dem Auto, sobald es anhielt.

Noch während des Sprintes hoffte ich, dass es eine Alptraum war, aus dem ich jederzeit erwachen würde. Ich hoffte, dass es doch nicht unser Wagen war, doch je näher ich kam, desto ängstlicher wurde ich.
"Sophia?", rief ich und rannte zu dem qualmenden Auto und hoffte, dass alles nicht so tragisch war, wie es aussah.
Ich öffnete die Beifahrertür nur, um Sophia mit einer deftigen Platzwunde und zahlreichen Schürfwunden vorzufinden. Sie hatte die Augen geschlossen und überall waren blutverschmierte Wunden.
"Sophia?", fragte ich vorsichtig und war erleichtert als sie ihre Augen öffnete. Ihr braunes Haare klebte an den Wunden und ihr Anblick ließ mich zusammenzucken.
"Ich...hatte einen...Unfall", stammelte sie tonlos und schloss ihre Augen sofort wieder. Ich seufzte erleichtert aus, da sie Gott sei Dank ansprechbar war.
Vorsichtig ergriff ich ihre Hand  "Bleib bei mir, Sophia.", flehte ich, als sie scheinbar die Kraft verließ. Mein Vater kam zu mir gerannt. Alles passierte so schnell, doch irgendwie hatte ein Nebel sich über meine Sicht gelegt, denn ich war absolut überfordert. Und ich hatte panische Angst, dass ich Sophia verlieren würde
"Der Krankenwagen ist unterwegs. Wie geht's Sophia?", fragte er und warf einen Blick in das Auto, in welchem der Airbag bereits herausgeschossen war.

"Welcher Tag ist heute?", fragte mein Vater sie, um meine Freundin bei Bewusstsein zu halten. Ich hatte solche Angst um sie und begann zu weinen.
"Keine Ahnung.", krächzte sie und mein Vater schmunzelte, da das eine übliche Antwort für sie war.
"Mein...Kopf", brachte sie nur heraus und ich strich ihr über den Handrücken.
"Die Ärzte kommen gleich, Sophia. Alles wird gut.", sprach ich verängstigt, doch ich durfte ihr keine Panik machen.
Sie so zu sehen, war das Schlimmste was mir je passiert war.

Als ich endlich das Martinshorn hörte, verlor Sophia das Bewusstsein. Mein Vater erklärte Polizisten und Ersthelfern den Vorfall, während ich Sophia behütete, welche nicht mehr auf mich reagierte. Als der Notarzt zu dem anderen Wagen rannte, schrie ich ihn an.

"Meine Freundin liegt hier!", schrie ich und sank zu Boden. Ein weiterer Arzt kam auf mich zu und checkte Sophia ab.
"Schwacher Puls und schwache Atmung. ", stellte er fest und seine Kollegen kamen mit der nötigen Ausrüstung.

Als ihr eine Maske zur Beatmung an das Gesicht gehalten wurde, bekam ich unglaubliche Panik.
"Sophia!", rief ich immer wieder nach meiner Freundin und sackte in den Armen meiner Mutter zusammen.
"Danny, Sophia schafft das.", sprach mein Vater ruhig, während die Polizistin ihn befragte.

Alles zog an mir vorbei während mein Blick auf Sophia und den Ärzten haftete.

Soul of scars •• [Daniel Andre Tande]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt