9 : How I've Lost Myself

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* Daniel *

Ich seufzte erleichtert aus, als wir im Flieger saßen. Es würde eine lange Nacht werden, da wegen des Schneefalls alles etwas langsamer lief. Wir würden mitten in der Nacht ankommen und waren alle ziemlich müde von dem Tag. Sophia saß neben mir und lehnte sich gegen mich, während Halvor nochmal seine Heldengeschichte erzählte. So sehr ich versuchte ihm zuzuhören, schweifte ich doch in meine eigenen Gedanken ab. Ich strich meiner Freundin durch das Haar und wickelte hin und wieder eine Strähne um meinen Finger.

Ich hatte mich heute Nachmittag wirklich erschrocken als Sophia meinen Namen rief. Schließlich hatte ich sie im Bett erwartet und war besorgt um ihre Gesundheit. Aber ich war so glücklich sie zu sehen, denn so hatte ich sie wenigstens im Auge und konnte ein wenig auf sie achten. Andererseits hatte ich Angst, dass es ihr schlechter gehen würde. Als ich von Halvor erfuhr, dass Sophia wegen Kopfschmerzen gegangen war, wollte ich gleich zu ihr, aber die ganzen Moderatoren und Fans hielten mich auf. Früher war das nicht so, keiner hatte sonderlich auf mich geachtet und jetzt galt ich als einer der Favoriten. Mein Körper spannte sich an, was Sophia natürlich bemerkte und sie versuchte mich zu beruhigen. Panik stieg in mir auf.
"Hey, Danny. Schau mich an.", sprach sie leise.

Und in diesem Moment wurde mir nocheinmal klar, dass kein Mensch in einen anderen  hineinsehen konnte. Keiner wusste, wie es in einem aussah, doch man konnte versuchen zu verstehen. Auch wenn es keine Erklärung gab und genau das versuchte Sophia. Und das war der wahre Effekt an Schmerz und Leid. Keiner konnte es mit dir teilen, keiner konnte es verstehen. Keiner wusste, wie sehr dich etwas treffen konnte und wie du dich fühlst.

Sophias Augen waren glasig, wahrscheinlich war sie immernoch nicht ganz erholt. Ab und an unterdrückte sie ein Husten und verlor ein wenig ihre Stimme.

Wir setzten endlich zum Landeanflug an und ich atmete erleichtert aus. Wir begaben uns aus dem Flugzeug und holten die Koffer, während Celina und Sophia auf die Toilette gingen. Als sie wieder kamen erkannte ich die Blässe im Gesicht meiner Freundin und wie fertig sie aussah. Sie machte den Reißverschluss ihrer Strickjacke zu und Johann sprach leise "Geht es ihr gut?"
Ich nickte "Soweit schon. "

Trotzdem legte ich sofort meinen Arm um sie. "Soll ich ein Hotelzimmer buchen?", flüsterte ich und sie schüttelte den Kopf "Nein, ich will einfach nach Hause.", seufzte sie "Bei dir alles okay?", fragte Sophia und ich nickte. Dieses Mal setzten wir uns in ein Restaurant, doch Sophia aß nichts, sondern trank lediglich eine heiße Schokolade, da ihr, wie mir, der Appetit fehlte. Irgendwann standen wir auf und gingen auf einen Balkon, um frische Luft zu bekommen. Es war kalt und die Luft eben so, wie man sie am Flughafen erwarten konnte, aber die Brise war angenehm.  "Morgen bleiben wir ganz lange im Bett.", lachte Sophia als ich von hinten meine Arme um sie legte.
"Versprochen.", schmunzelte ich und genoss den Moment, bis wir in den nächsten Flieger stiegen. Sophia sagte nicht viel, aber sie schlief nicht. Wir schauten auf meinem Handy eine Serie weiter, bis wir landeten. Vom Flugplatz fuhren wir mit einem Taxi zum Banhof und wurden Richtung Trondheim gebracht. Alle waren fix und fertig, sogar Halvor war still.

Diesmal saß ich am Fenster und Sophia kuschelte sich so gut es ging an mich. "Ich bin sooo müde. ", lachte sie und ich strich ihr durch das Haar.
"Wie fühlst du dich?", fragte ich und sie zuckte mit den Schultern.
"Weiß nicht recht."l, ächelte sie sanft und zuckte mit den Schultern. Ihre Augen hielten sich kaum noch offen "Du bist wundervoll. ", flüsterte ich und sie drehte sich zu mir.
"Du bist wundervoller.", lächelte sie schwach und schloss die Augen.

"Du solltest sie morgen zum Arzt bringen.", sprach Celina als Sophia schlief und ich nickte.
"Sie sieht echt nicht gut aus.", warf Fannis ein und er hatte völlig recht.

Als wir endlich in Trondheim ankamen, sprachen uns am Bahnhof tatsächlich Fans an, die gewartet hatten. Wir nahmen uns kurz Zeit und verteilten Autogrammkarten, entschuldigten uns dann aber, da wir wirklich ausgelaugt waren. Wir stiegen in Johanns Wagen und waren erleichtert als er vor unserer Wohnung anhielt. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir in unsere Etage und betraten die kalte Wohnung. Sofort drehte ich die Heizungen auf. Wir schlüpften in unsere Schlafsachen und fielen sofort ins Bett.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte war der Platz neben mir leer. Ich wusste nicht, was genau in meinem Kopf vor ging, aber ich sprang fast aus dem Bett.
"Sophia?" , rief ich und fand sie in der Küche. Sie lehnte mit geschlossenen Augen an der Theke. Der Wasserkocher piepte und ich goss ihr das Wasser in die Tasse mit dem Teebeutel. Sie lächelte mich schwach an "Nur ein bisschen Hals- und Kopfweh. ", informierte sie mich. Wir setzten uns also in das Wohnzimmer und schauten Filme, denn heute würden wir uns einen ruhigen Tag machen. Am Abend bestellten wir Pizza und mehr passierte nicht.

Am nächsten Morgen musste Sophia arbeiten. Sie war Erzieherin in einem Kindergarten und ab und an ging ich sie dort besuchen. Heute hatte ich unglaublich viel zu tun, denn ich wollte den ganzen Papierkram erledigen, der liegen geblieben war. Eigentlich wollte ich, dass sie zum Arzt ging, aber aufgrund des Personalmangels zwang sie sich auf Arbeit. Währenddessen hatte ich ein Gespräch mit meinem Sponsor und ich müsste mich nun wirklich ranhalten. Und ich ahnte, dass uns in den nächsten Wochen wieder etwas fehlen würde: Zeit für uns.  Sophia liebte ihren Job und die Kinder liebten sie. Das Feuer für diesen Beruf brannte in ihr.

Sie kam völlig müde nach Hause und hatte einen Hustenanfall nach den anderen. Also versprach sie mir, dass wir morgen zusammen zum Arzt fahren würden. Schließlich hatte sie sich schon gestern um den Besuch im Krankenhaus gedrückt.

Morgen hatten wir Traning und eine Teambesprechung, sodass sie wshrscheinlich schon schlafen würde, wenn ich nach Hause käme und das nervte mich. Es nervte mich, dass ich nicht einfach bei ihr sein konnte, sondern immer irgendwas dazwischen kam. Ich war es nicht gewohnt so im Mittelpunkt der Kameras zu stehen und musste nun auf Instagram und co aktiver denn je sein.

"Danny, ich weiß, dass es in nächster Zeit bisschen knapp wird mit gemeinsamer Zeit." Sie lächelte als wolle sie damit alle meine Gedanken wegpusten. "Es nervt mich alles, Soph. Jedes Mal, wenn ich zuhause bin, habe ich so viele Dinge zu tun. Ich habe Freunde und Familie, die mich brauchen und dann ist da mein Team, was mich braucht. Ich fühl mich wie Hannah Montana mit ihrem Doppelleben.", sagte ich frustriert.
"Ich krieg' das so nicht mehr hin.", fügte ich leise hinzu und fühlte mich schwach.

"Danny.", sprach sie sanft, doch ich sollte gehen. Ich war so wütend auf mich selbst, aber ich wollte mich nicht mit Sophia streiten.
"Es ist okay. Wir finden eine Lösung. ", sagte sie leise, doch ich wusste, dass es keine Lösung gab.
"Ich verpasse alles, verstehst du. Ich verpasse wichtige Feiern, verpasse mein Leben und sogar...dich.", erwiderte ich, doch sie schüttelte den Kopf.
"Das stimmt nicht.", sprach sie.
"Doch Sophia, das tut es.", sagte ich in einem scharfen Ton.
"Ich kriege es einfach nicht auf die Reihe.", fügte ich hinzu. Sie wollte mich beruhigen und mir die Hand auf den Arm legen. Ich verlor die Kontrolle, entzog mich ihren Griff und rannte los.

Ich verkroch mich im Stadtpark und weinte. Wie konnte ich mich so verlieren?

Soul of scars •• [Daniel Andre Tande]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt