* Daniel *
Sophia war nicht mehr sie selbst und der Grund dafür war ich. Ich hatte sie in diese Situation gebracht. Jeden Tag wurde ich mit jedem blauen Fleck oder jeglicher anderer Wunde daran erinnert. Eigentlich sollte ich mich glücklich schätzen auf dem Weg nach Korea zu sein, aber ich fühlte mich elend.
Mir waren die Blicke von Johann und Anders nicht entgangen und es lag auf der Hand, dass sie sich über mich unterhalten hatten.
Sophia und ich hatten uns flüchtig voneinander verabschiedet, denn ich hatte Angst sie zu berühren. Ich war so sauer auf mich selbst, dass ich ihr das angetan hatte.
"Hast du mit Sophia geredet?", fragte Anders nachdem wir in unserem Hotelzimmer angekommen waren und ich zuckte mit den Schultern. Die Situation war alles andere als leicht und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Die Teilnahme an Olympia war eine große Ehre, doch es fühlte sich nicht richtig an. Ich wusste nicht, ob der Abstand zwischen Sophia und mir gut oder schlecht war.
Es tat mir so unfassbar leid. Sophia war das wichtigste in meinem Leben und ich hatte es riskiert sie zu verlieren. Der Tod meines Bruders und das plötzliche Interesse der Medien hatten mich komplett aus der Bahn geworfen. Ich fühlte mich nicht mehr wie ich selbst , sondern eher wie ein wildes und grobes Monster. Und Sophia hatte das nicht verdient. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle, sondern wurde wie ein Roboter von all den äußeren Einflüssen gesteuert.
"Sophia liebt dich, Danny. Krieg dich im Griff und ihr schafft das.", sprach mein Freund und ich seufzte. Ich war mir in dieser Sache nicht so sicher. Ich sah es meiner Freundin an. Sie beobachtete jede Bewegung meinerseits und manchmal zuckte die sogar zusammen. Sophia würde es niemals zugeben, aber sie hatte Angst vor mir und ich konnte es ihr nicht einmal verübeln. Schließlich hatte ich selbst Angst vor mir. Ein falsches Wort und alles brach zusammen, es brauchte nicht viel ehe ich wütend wurde und wie ein Vulkan ausbrach. Mir wurde übel bei dem Gedanken, wie sehr Sophia litt und ich wusste, dass es ewig dauern würde bis diese Wunden verheilen würden. Und selbst, wenn die es taten, war kein Pflaster groß genug, um das Geschehene zu vergessen. Kein Pflaster besaß die Magie etwas ungeschehen zu machen, viel mehr würde es uns immer und immer wieder an die Vorkommnisse erinnern. Und ich wusste nicht, ob wir stark genug dafür wären. Es war schlimm genug, dass ich an der Verangenheit klammern musste, denn im Leben würde ich mir niemals verzeihen, dass ich ihr so weh getan hatte. Sophia hatte ein besseres Leben verdient und sollte dieses genießen, selbst wenn es hieß, dass ich kein Teil davon mehr war. Alles, was ich wollte war ihr Glück. Ich wollte sie wieder lachen sehen, denn das hatte ich so lange nicht. Momentan war alles falsch und gequält, also das Gegenteil einer gesunden Beziehung. Eher eine Scheinwelt, welche einer falschen Barbiewelt nah kam. Denn wenn unsere Eltern uns besuchten, machten wir einen auf heile Familie. Und irgendwie hatten wir versucht uns das selbst vorzuspielen. Doch bei uns war nichts mehr heil, ganz im Gegenteil. Alles war kaputt und hing an seidenen Fäden, alles könnte zusammenbrechen und uns den Halt verlieren lassen. Einen Halt, der längst nicht mehr da war. Ein Zuhause, das sich längst nicht mehr so anfühlte. Eine Liebe, die längst nicht mehr lebte. Und ich trug Schuld daran.
Wieder stiegen mir die Tränen in die Augen. Der Olympiastress machte es nicht besser. Ich wusste, dass überall Kameras waren, wenn ich aus der Tür trat. Jeder wollte ein Interview und jeder Schritt wurde analysiert. Mit wem hängt wer rum? Sind sie wirklich so ein gutes Team? All dieses Pressegewitter rückte mir zu sehr in den Fokus. Ich wusste, dass es zu meiner Karriere gehörte, aber es hatte mich von der einen auf die andere Sekunde erfasst, wie eine Welle in der ich nun ertrank.
Meine Eltern hatten ebenfalls erkannt, dass etwas nicht stimmte und mittlerweile gingen mir die Ausreden aus. Meine Mutter hatte schon die Befürchtung, dass ich vielleicht fremdgegangen war und beinahe hätte ich geweint. Denn das, was ich getan hatte war um vieles schlimmer als ein Betrug und schmerzte wohl deutlich mehr. Ich hatte es versucht mit jemand anderem zu schlafen, um Sophia eine Trennung zu erleichtern, doch ich konnte es einfach nicht.
"Und wie kriege ich mich in den Griff?", fragte ich an Fannis gerichtet und sein gequälter Ausdruck verriet mir, dass er genau wie ich keine Antwort darauf hatte.
"Ich denke, ein Psychologe wäre der einzige, der die helfen kann.", sprach er nach einiger Zeit der Stille und ich seufzte. Wie zur Hölle sollte mir so ein Kerl, der mich in keinster Weise kannte nach einem Gespräch bändigen? War ich wohlmöglich so kaputt, dass man mich nicht mehr reparieren konnte? Wie viel Schmerz konnte man mit sich tragen ohne an der Last zusammen zu brechen? Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, denn wenn ich mich nicht selbst reparierte war ich mir sicher, dass es kein anderer konnte. Ich musste zurück zu mir selbst.Doch nun war ich in Korea und musste den Trubel über mich ergehen lassen, ehe ich mir eine Lösung ausdenken konnte. Irgendetwas musste doch möglich sein. Aber konnte man etwas retten, was es nicht mehr gab? Gab es überhaupt eine Chance die Dinge wieder gerade zu richten?
"Daniel, wir kriegen das irgendwie hin.", sprach mein bester Freund leise. Fannis hatte mich noch nie im Stich gelassen, aber in seinem Gesicht konnte ich die Ratlosigkeit erkennen.
DU LIEST GERADE
Soul of scars •• [Daniel Andre Tande]
Fanfiction"Danny, du...tust mir weh." brachte sie erschrocken heraus und sofort ließ er ihr Handgelenk los. Ihre gläsernen Augen und das schmerzverzerrte Gesicht, bewies ihm, dass es wirklich passiert war. Geschockt fuhr er sich durch das Haar und wandte den...