12 : Forgetting

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* Daniel *

Der Fakt, dass wir heute bei meinen Eltern übernachten mussten, nervte mich. Aber mein Auto sprang nicht mehr an, egal was wir versuchten. Ich müsste es morgen in die Werkstatt bringen. Es war unglaublich ärgerlich, da es Sophia immernoch nicht gut ging und ich ihr versprochen hatte, dass wir nicht lange bleiben würden.

Nach einer dreiviertel Stunde kamen wir in meinem Elternhaus an. Meine Mutter hatte uns schon warmen Tee vorbereitet und eilte in Idas Zimmer, um Sophia warme und trockene Sachen von meiner Schwester zu geben. "Kinder, ihr seid ja völlig durchgefroren.", stellte sie fest und mir entging ihr skeptischer Blick nicht. Sie musterte erst mich von oben nach unten und dann meine Freundin. Sie zog ihre Augenbrauen kaum merklich nach oben, aber sagte kein Wort. Stattdessen umarmte sie uns herzlich "Ihr lasst euch viel zu selten blicken.", seufzte sie.
"Ich kann es kaum glauben, wie schnell ihr erwachsen werdet.", lächelte sie.  Dann servierte sie uns Bratkartoffeln und entschuldigte sich, dass sie auf die schnelle nichts anderes machen konnte.
"Das macht doch nichts.", lächelte Sophia und meine Mutter erwiderte es. Es bedeutete mir unheimlich viel, dass meine Mutter sie so mochte und behandelte, wie ihr eigenes Kind. Schon seit der ersten Sekunde war meine Mutter begeistert von Sophia gewesen und ich wusste, dass sie oft vorbeischaute, wenn ich nicht da war. Zur RawAir reisten sie alle zusammen zu jeder Station, um mich zu unterstützen. Als meine Mutter nach dem Arm meiner Freundin griff, zuckte Sophia kurz zusammen und ich biss mir auf die Lippe. Sie bemerkte meinen Blick und lächelte mich verkrampft und entschuldigend an.

"Alles in Ordnung?", fragte meine Mutter sofort und Sophia nickte.
"Ja, ich bin kürzlich nur blöd gestoplert.", log sie und eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Ich konnte mir das einfach nicht verzeihen.
"Du gefälltst mir heute nicht, Kindchen.", stellte meine Mutter fest, weshalb ich schnell einwarf, dass Sophia noch angeschlagen war. Meine Mutter gab Sophia eine Tablette gegen ihre Kopfschmerzen, ehe wir die Kartoffeln aßen. Später siedelten wir in das Wohnzimmer um, wo mein Vater bereits in seinem Sessel saß und Fernsehen schaute.
"Ich habe Hans angerufen, er macht das Auto morgen in seiner Werkstatt fertig. In der Zeit nehmt ihr meinen Wagen und am Abend tauschen wir dann.", gab mein Vater bescheid und ich nickte dankbar. Nach kurzer Stille, begann meine Mutter zu erzählen.
"Wisst ihr, ich wusste schon immer, dass ihr beiden mal ein Paar werdet.", lachte sie, worauf Sophia und ich sie erstaunt ansahen.
"Mit 14 habt ihr euch bei diesem Dorffest kennen gelernt. Man hat schon da diese Verbindung zwischen euch erahnen können. Ihr habt euch angefreundet und kurz bevor ihr mir gebeichtet habt, dass ihr zusammen seid, habe ich euch einige Male beim Knutschen erwischt.", lachte sie und Sophia lachte peinlich berührt, während sie sich an mich lehnte und ich ihr über den Handrücken strich. Ich erinnerte mich noch genau daran, als ich sie das erste Mal gesehen hatte. Sie hatte gerade die Kinder geschminkt als ich sie bemerkte. Ihr Lächeln hatte mich sofort in ihren Bann gezogen, aber ich hatte mich nicht getraut sie anzusprechen. Als sie später jedoch am gleichen Tisch wie wir Platz genommen hatte, fragte ich meine Freunde, ob sie wussten, wer sie war. Ich konnte nicht aufhören, sie unauffällig anzuschauen während meine Freunde mir erklärten, wer sie war. So bezogen wir sie in unsere Gespräche ein. Sie war unglaublich süß und schüchtern gewesen.

"Ihr wart immer wie ein Spiegel füreinander, es ist unfassbar.", lachte meine Mutter nebensächlich.
"Danke Trude.", sagte Sophia nur und einmal mehr war mir klar, dass meine Freundin zur Familie gehörte.
Sophia war die einzige Freundin, die sie mochten. Weder die Exfreundinnen meiner Brüder noch den Exfreund von Ida mochte meine Mutter. Mittlerweile hasste sie nur noch die Freundin meines großen Bruders Jens.

"Ich habe mich schon gewundert wieso du bei Sophia nicht einen auf Schwiegerdrache machst.", lachte mein Vater, obwohl meine Mutter stets bemüht war nett zu sein.
"Daniel du musst übermorgen nach Zakopane oder?" Sophia richtete sich auf und ich schlug mir gegen die Stirn.
"Gott, das habe ich komplett vergessen.", seufzte ich.
Ich strich ihr lächelnd über das Haar und wir begannen zu lachen, da wir beide das vergessen hatten.

"Ich bin sowieso die ganze Woche krankgeschrieben, ich fahre dich übermorgen zum Flughafen.", sagte sie leise und ich bemerkte wie meine Mutter uns musterte. Ich lächelte meine Freundin an. "Nimmst du Johann und Halvor noch auf?", lachte ich und Sophia nickte. "Gerade so."

"Lässt du dich vor Korea nochmal blicken?", fragte meine Mutter an mich gewandt und ich nickte. "Versprochen."

Ich sah zu Sophia, welche ihre Augen kaum noch offen halten konnte.
"Na dann. Gute Nacht. ", gähnte ich und nahm Sophias Hand. Sie verabschiedete sich von meinen Eltern und ich zog sie die Treppe hinauf. "Schaffen wir das alles bis übermorgen?", fragte sie als sie sich in meinem alten Bett an mich kuschelte.
"Klar."

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker also um halb sieben und wir hievten uns aus dem Bett. Sophia schlief während der Fahrt und immer, wenn ich zu ihr schaute erinnerte sie mich an einen Engel. Zuhause duschte ich schnell und packte anschließend meine Sachen, während Sophia duschte. Wir hatten noch Zeit für ein kurzes Frühstück, bis ich zum Interview musste. Zum Glück war mein gesamtes Team dabei und die Atmosphäre war locker. Als ich nach Hause kam, duftete die ganze Wohnung nach Essen. Ich lächelte als ich Sophia am Herd vorfand.
"Na wie war's?", lächelte sie so süß, dass ich hätte schmelzen können.
"Ganz in Ordnung.", grinste ich.
"Ich hab gekocht. Also ich kann's immernoch nicht, aber es sieht schon wenigstens aus wie Brokkolilasagne.", lachte meine Freundin und ich drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel.
"Ich liebe dich."

Soul of scars •• [Daniel Andre Tande]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt