10 : Hurt

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* Sophia *

Erneut hatte Danny einen seiner Wutausbrüche. Ich kam in solchen Momenten einfach nicht an ihn ran und ich hasste dieses Gefühl. Ich konnte ihn nicht stoppen und vor sich selbst schützen, sondern war einfach machtlos. Während er mich abgeschüttelt hatte, knallte mein Handgelenk gegen die Tischkante. Es fiel mir erst jetzt auf, da es erst jetzt zu schmerzen begann. "Fuck.", seufzte ich und  legte die andere Hand auf die schmerzende Stelle. Es klingelte an der Tür, doch ich reagierte nicht. Zu sehr war ich gefangen in der vergangenen Situation. Ich wusste, dass Danny sich selbst im Weg stand und unglaublich unter Druck war, aber was brachte ihn so aus der Fassung? Es war nicht seine Art so auszubrechen und ich wusste, dass er mir keinesfalls mit Absicht wehtat. Aber, wenn er mich nicht an sich ranließ, konnte ich ihm nicht helfen. Es war als stünde eine unsichtbare Mauer zwischen uns.

"Daniel? Sophia?", hörte ich Anders Stimme durch unseren Flur hallen. Mist, ich hatte ganz vergessen, dass er heute nochmal vorbei kommen wollte. Schnell wischte ich mir mit der einen Hand über die Augen, um die Tränen weg zu wischen.
"Sophia?", fragte Anders besorgt als er das Wohnzimmer betrat.
"Hey, alles gut?", flüsterte er als er auf mich zukam.
"Ja, alles gut.", antwortete ich so selbstsicher wie möglich. Anders zog die Augenbraue hoch und ich seufzte.
"Ich bin gestolpert und habe mir die Hand am Tisch eingehauen.", log ich und der Teamkollege meines Freundes warf einen Blick auf mein Handgelenk.
"Das wird dick, Sophia." Er ging zu unserem Gefrierschrank und legte einen Kühlakku in ein Küchenhandtuch.
"Hier.", sagte er und drückte mir den Kühlakku auf die schmerzende Stelle.
"Wo ist Daniel?", fragte er und ich biss mir auf die Lippe. Was sollte ich nun sagen?
"Kurz bei den Nachbarn.", log ich erneut und Anders zog sein Handy heraus und rief ihn an. Es war offensichtlich, dass er mir kein einziges Wort glaubte.
"Hey, Daniel. Wo bist du?"
"Aha. Bis gleich."
An seinem Gesicht sah ich, dass Danny die gleiche Lüge wie ich genutzt hatte.

Kurz darauf stand er im Wohnzimmer und musterte mich besorgt. Sein Blick war so verletzt, dass mich ein Schmerz wie ein Stromschlag durch den ganzen Körper durchfuhr.
Ich brauchte frische Luft, doch als ich aufstand, verschwamm alles um mich herum. Kurz darauf hatte ich Daniels Arm um mich, welcher mich über dem Boden hielt und stützte. Ich hatte keine Angst, denn ich wusste, wie sehr er litt wenn ich litt. Stattdessen ließ ich mich gegen ihn fallen und ließ zu, dass er mich auf den Arm nahm und mich auf das Sofa legte.
"Du hast wieder Fieber.", stellte er fest als er mir seine kalte Hand auf die Stirn legte. "Als ich gekommen bin, stand sie völlig fertig im Wohnzimmer. Sie meinte sie hatte sich die Hand am Tisch eingehauen.", erklärte Anders meinem Freund  als wäre ich völlig verrückt geworden und ich spürte wie er ruckartig zu mir schaute und sich versuchte zu beherrschen.

"Ich glaube sie hat sich während des Wochenendes etwas eingefangen.", sprach er, während er sich unsicher neben mich setzte. Wir waren uns so nah und doch so unglaublich fern. Mein Kopf hämmerte, ich wollte mich aufsetzen, doch meine Sicht verschwamm erneut. Daniel brachte mir sofort ein Glas Wasser und eine Tablette. Das war seine typische fürsorgliche Art, die ich so liebte.
"Ich lass euch dann mal alleine. Gute Besserung, Sophia.", verabschiedete Fannis sich.

Danny seufzte und ich spürte seine Angespanntheit.
"Es tut mir leid, Sophia.", seufzte er und ich konnte das Zittern in seiner Stimme hören.
"Danny, es ist okay, es ist okay.", flüsterte ich während ich die Tablette herunterschluckte.
"Nein ist es nicht, Sophia." Er fuhr sich durch die Haare und seine Augen wurden gläsern. Ich lehnte mich gegen seine Schulter und er legte den Arm um mich.
"Wir kriegen das hin, Daniel.", lächelte ich schwach und er seufzte.
"Ich will dich nicht verlieren.", sprach er dann ängstlich.
"Das wirst du nicht. Ich verspreche es dir." Er drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.
"Ich habe dich nicht verdient, Sophia."
"Doch, mehr als jeder andere.", flüsterte ich und küsste ihn auf die Wange.

"Pizza und Netflix?", fragte ich und er nickte. Morgen könnte ich sowieso nicht auf Arbeit gehen, wenn es mir so wie jetzt ging.
"Du bestellst und ich mach mich fertig.", informierte ich ihn. Ich sprang unter die Dusche und erkannte tatsächlich, dass mein Handgelenk angeschwollen war, aber es tat kaum noch weh. Ich wechselte meinen Look in einen Hoodie und eine Leggings, ehe ich zurück zu Danny auf das Sofa ging. Er lächelte mich an und ich erinnerte mich an all die Abende, die wir so verbracht hatten. Unser zweites Date lief genauso ab und ich wusste, dass er sich ebenfalls daran erinnerte. Es klingelte an der Tür und Daniel stand auf, um die Pizza entgegen zu nehmen. Er positionierte sie auf dem Tisch und setzte sich dann dann neben mich. Sofort kuschelte ich mich an ihn, vergaß meine Hand und verdrehte sie irgendwie, sodass mich ein kurzer Schmerz durchzuckte.
"Gehts?", fragte er sofort besorgt und strich darüber "Es tut mir so unglaublich leid.", flüsterte er erneut.
"Danny, es war keine Absicht." Ich lehnte meine Stirn gegen seine und blickte in seine Augen. Ich wusste, dass er mit sich kämpfte, weshalb ich mich auf seinen Schoß setzte und ihn küsste.

Unwillkürlich vertiefte sich der Kuss, doch gerade als wir die Position wechselten, wich er zurück.
Er schüttelte den Kopf und sein Gesichtsausdruck war gequält.
"Ist der Pizzaduft zu intensiv?" Versuchte ich die Situation aufzulockern und tatsächlich lachte er ein wenig. "Ich habe einfach Angst, dich zu verletzten. ", sagte er kaum hörbar.
"Das tust du nicht.", sprach ich und er zog die Ärmel meines Hoodies nach oben. Der eine Arm zeigte immer noch eine leichte blaue Stelle, während die andere Seite leicht angeschwollen war.
"Das ist nicht so schlimm.", besänftigte ich meinen Freund.  Doch er schüttelte den Kopf "Doch ist es."

Soul of scars •• [Daniel Andre Tande]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt