14 : Need you now

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*Sophia *

Ich hatte mich so erschrocken als Daniel mir mit flacher Hand gegen mein Gesicht schlug. Es fühlte sich so surreal an, als wäre ich in einem Albtraum gefangen. Selbst nach einiger vergangener Zeit hatte ich das Geschehene nicht ganz realisiert. Mein Gesicht brannte fürchterlich, doch es war nicht der körperliche Schmerz, der mich erreichte. Vielmehr, brannte mein Herz, als hätte der Schmerz ein Stück davon rausgerissen. Ich wusste, dass es nicht seine Absicht war mir weh zutun, sondern, dass er ein Problem hatte. In diesem Moment fühlte ich mich so unglaublich verloren. Die Hitze in meiner Wange durchzog meinen ganzen Körper. Meine ganze Wange pochte und schmerzte so furchtbar, dass ich sogar das Blut in meinem Mund schmecken konnte.

Als ich aufstehen wollte drehte sich alles um mich herum. Während ich mich an der Kommode hochhievte, fiel eine Vase herunter und schepperte zu Boden. Ich stolperte und griff versehentlich in die Scherben, um mich vom Fall zu retten. Erneut durchfuhr mich ein stechender Schmerz und ich erschrak als ich sah, wie sich Blutspuren auf meiner Haut bildeten. Mein Sicht verschwamm und das Blut tropfte auf den Boden. Als ich die Treppe runterlief, verlor ich ebenfalls das Gleichgewicht und konnte mich gerade so am Geländer festhalten. Meine Hände schmerzten dabei so sehr, dass ich mich kaum festhalten konnte und überall Blutspuren hinterließ. Doch nichts davon übertönte die Stimmen in meinem Kopf. Ich wusste nicht  was ich tuen sollte. Und so blieb ich einfach am Boden liegen, als ich den Halt verlor. Ich war  völlig kraftlos und ärgerte mich über mich selbst. Tränen liefen über meine Wangen und ich hatte keine Ahnung, wie lange ich wie betäubt am Boden lag.

Es war mir unglaublich peinlich als Anders und Johann mich so vorfanden. Es musste so unfassbar schrecklich ausgesehen haben obwohl die Hälfte davon meine eigene Schuld war. Anders stellte mir keine Fragen, was ich ihm hoch anrechnete. Er kniete sich neben mich und redete mit mir, während er Johann Anweisungen gab. Währenddessen hob er mich hoch und brachte mich in sein Auto.
"Tuts sehr weh?", fragte er unterwegs, doch ich reagierte nicht. Ich verstand einfach nicht, wie es so weit kommen konnte. Anders hatte gewartet bis die Ärzte mich behandelt hatten und ich war wirklich froh, dass er da war.
Aber dann erwartete er eine Erklärung von mir und ich wusste, dass Anders geahnt hatte, was geschehen war. Anders hörte mir zu und ich wusste, dass es seine Freundschaft zu Daniel nicht beeinflussen würde. Er würde Daniel helfen. Er würde uns helfen.

Auch jetzt, wo ich auf dem Sofa von Celina und Johann saß, sprach ich kein Wort mit ihnen. Mir entgingen die besorgten Blicke meiner Freunde nicht, doch ich konnte nicht anders als an Daniel zu denken. Ich konnte ihn jetzt nicht alleine lassen, denn er würde sich kaputt machen. Ich hatte ihm versprochen bei ihm zu bleiben und diese Zeit durchzustehen. Ich konnte nicht einfach gehen und ihn alleine lassen. Er würde zerbrechen wie eine Weihnachtskugel, die man fallen ließ und das wollte ich keinesfalls. Ich musste ihm helfen, denn gerade jetzt in dieser schweren Zeit brauchte er mich. Er würde es nicht allein schaffen.

"Sophia, du hattest eine Gehirnerschütterung.", erinnerte mich Johann. Eine leichte, fügte ich in Gedanken hinzu.
"Er hat dich geschlagen.", fuhr Celina fort und ich bekam eine Gänsehaut beim bloßen Gedanken daran. Ich wusste, dass es das letzte sein sollte, was ich hätte tun sollen. Vielleicht hätte ich Angst haben sollen. Aber das hatte ich nicht. Daniel war die Liebe meines Lebens und ich wusste, dass er so nicht war und er selbst an seinem Verhalten litt. Ich würde seine Hand nicht loslassen, wenn er meine am meisten brauchte. Trotz der Bedenken fuhr Johann mich nach Hause. "Melde dich, wenn etwas ist.", sagte er zum Abschied und sah mir unsicher nach.

Ein bisschen unwohl war mir schon als ich das Haus betrat. Ich schaltete das Licht nicht an, sondern lauschte einfach nur. Eine Weile war es still.
"Sophia?", hörte ich dann Daniels Stimme plötzlich und erschrak für einen Moment. Er sah mich besorgt an. Daniel war unglaublich blass, auf seinem Gesicht waren rote Flecken und prinzipiell sah er anders aus. Ich konnte es nicht beschreiben, aber er sah aus wie ein Geist. Die Schuldgefühle standen ihm in das Gesicht geschrieben.

Ich umarmte ihn einfach und hoffte so die zerbrochenen Teile von ihm wieder zusammen zu fügen. Natürlich war das ein einfaches Wunschdenken, aber wir hatten schon so viel überstanden. Wir würden auch diese Krise bewältigen.
"Es tut mir leid.", flüsterte er mit gebrochener Stimme.
"Es tut mir so unglaublich leid.", nun weinte er und ich konnte das Brechen unserer Herzen hören.

"Ist okay.", flüsterte ich. Ich würde ihn nicht aufgeben. Niemals. Ich wusste nicht, wie lange wir so umschlungen im Raum standen, aber die Minuten zogen einfach an uns vorbei. Wir hielten uns einfach fest und trockneten die Tränen voneinander.
"Ich liebe dich.", flüsterte ich und Danny nickte "Ich dich mehr."

Daniel zerfiel in meinen Armen und ich konnte nichts dagegen tun. Nichts außer für ihn da sein. In dieser Nacht spürte ich die Unsicherheit von Daniel. Er schlief abgewandt von mir, so als wäre er einsam. Er drehte sich die ganze Zeit und war unruhig. Mitten in der Nacht wachte er auf und richtete sich auf. Eine Weile blieb er sitzen ehe er sich wieder hinlegte. Er zog sich zurück und es war als bildete sich ein Abgrund zwischen uns

Soul of scars •• [Daniel Andre Tande]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt