* Daniel *
Ich fühlte mich schrecklich. Wieso taten meine Hände Dinge, die ich nicht wollte? Wie war ich zu einem solchen Monster geworden?
Ich liebte Sophia mehr als alles andere auf dieser Welt und doch verletzte ich sie jeden Tag. Ich wünschte, ich könnte mein Verhalten entschuldigen, doch keine Entschuldigung der Welt würde die Vergangenheit rückgängig machen. Sie war kein Radiergummi, der Fehler verschwinden ließ. Jeden Tag sah ich ihre blauen Flecken und weinte, denn ich war der Auslöser. Sie musste unglaubliche Schmerzen ertragen und doch blieb sie bei mir.
An diesem Tag fuhr ich alleine zu meinen Eltern, denn ich musste mit meiner Mutter darüber sprechen. Sie sollte auf Sophia aufpassen, wenn ich in Korea war.
"Bist du dir sicher, dass ich nicht mitkommen soll?", hatte sie gefragt als ich das Schlafzimmer betrat. Momentan hatte ich das Sofa im Wohnzimmer bezogen, denn ich hielt es nicht aus neben ihr zu schlafen. Sophia war ein wahrer Engel und ich brachte Dunkelheit in ihre Seele. Im Normalfall hätten wir die Woche vor Olympia miteinander genossen, doch es war alles anders gekommen.Ich wollte gerade zur Tür als ein Auto in die Einfahrt bog und ich stöhnte.
"Was ist?", fragte Sophia ängstlich und trat langsam neben mich. So zögerlich als könnte sie mit jedem Schritt ein Erdbeben auslösen und vielleicht war es so. Ich war ein Vulkan, welcher jeder Zeit explodieren konnte. Trotzdem war es eine Erinnerung an die bittere Realität und verlieh mir einen Stich in der Brust. Meine eigene Freundin hatte Angst vor mir und das zu recht.Sie schaute durch das Fenster und legte zitternd ihre Hand auf meine Schulter als sie das Auto meiner Mutter erkannte.
"Wir kriegen das hin.", lächelte sie und öffnete die Tür an der meine Mutter bereits angekommen war."Trude, was für eine Überraschung. " sagte sie erfreut, doch ihre Stimme klang erschöpft und angestrengt. Es war ein Theater, in dem sie eine Rolle spielen musste - mit dem Unterschied, dass sie einst diese Person war und ich sie zerstört hatte.
"Hallo Sophia. Ich hoffe ich störe euch nicht.", lächelte meine Mutter und umarmte meine Freundin. Sie hatte sie schon immer gemocht und es freute mich jedes Mal das zu beobachten.
"Quatsch.", kam es nun von mir als meine Mutter mich ebenfalls in ihre Arme zog. "Abgenommen hast du!", stellte sie fest und ich verdrehte die Augen. Während sie sich auszog ließ sie Sophia nicht aus den Augen und ich wusste, dass sie wusste, dass etwas nicht stimmte.
"Was hast du denn gemacht?", fragte sie dann meine Freundin als die blauen Flecken am Arm zu sehen waren. Sophia zog ruckartig die Ärmel hinab.
"Ich bin die Treppe runtergefallen, du weißt doch wie tollpatschig ich bin." , lachte sie und meine Mutter musterte sie kritisch und ich ahnte, dass sie ihr kein Wort abkaufte.Ich schämte mich so sehr dafür. Heute Morgen hatte ich Sophia durch den Türspalt gesehen als sie sich umzog. An ihrem ganzen Körper konnte ich Blutergüsse und blaue Flecken erkennen. Fast jede Stelle war mit Kratzern oder Rötungen durchzogen. Und das Schlimmste daran war, dass ich die Schuld daran trug. Sie sagte nie etwas, doch an ihrer Art spürte ich die Unsicherheit und Angst. Jeden Tag schwor ich mir, mich im Griff zu haben, aber das hatte ich nicht. Es prasselte einfach jeden Tag alles auf's Neue auf mich ein. Wie in einem viel zu schnellem Karussell drehte es sich auch in meinem Kopf. Ich hatte keine klare Sicht mehr in meinem Leben und nahm alles verschwommen war. Schlag auf Schlag wurde ich Tag für Tag an all das erinnert, was mir zu schaffen machte.
Mein Kopf war voll und drohte zu platzen wie ein Luftballon. Und jedes Mal, wenn er Druck abließ geriet dieser an Sophia. Alles hatte mich aus der Bahn geworfen und nun war ich so weit vom Weg abgekommen, dass ich ihn nicht einmal wiederfand. Und ich wusste nicht, wie ich wieder zurück kam. Alles was ich wollte war mein altes Leben zurück und jedes Mal, wenn ich Sophia ansah wünschte ich, dass man die Zeit zurückdrehen konnte. Doch das konnte ich nicht. Aber ich würde alles dafür geben, um es wieder besser zu machen, denn Sophias Leiden zeriss mich jeden Tag ein wenig mehr. Alles lag an mir.
"Ich dachte, dass ich Daniel sonst vor Olympia gar nicht mehr sehen würde.", lachte meine Mutter und Sophia lächelte "Keine Sorge, wir wären euch noch besuchen gekommen."
Nach dem Tod hatte sich vieles verändert. Ich hatte mich verändert und seither sammelte sich jede Kleinigkeit an wie in einem Sieb und dieses lief mittlerweile über. Strömungen von Worten und Gefühlen sprudelten in mir auf und ich ertrank fast daran. Jeder Tag war ein neuer Kampf, doch nichts änderte sich. Es war verständlich, dass meine Mutter nun noch mehr auf ihre Kinder achtete, doch momentan erdrückte mich das lediglich."Ihr kommt auch gar nicht mehr rum." , seufzte sie und wir versprachen ihr das zu ändern, sobald die Saison vorbei war. Und das obwohl wir noch so viele andere Baustellen hatten. Sophia setzte Kaffee an und setzte sich zu uns.
"Bei euch alles in Ordnung?", fragte meine Mutter plötzlich und ich verschluckte mich fast, ehe Sophia antwortete.
"Klar. Warum fragst du?", fragte sie zögernd und meine Mutter grinste "Intuition.", gab sie lediglich zur Antwort und mir wurde unbehaglich, denn meine Mutter wusste, dass etwas anders war. Ich brauchte dringend eine Lösung und um erhlich zu sein graute es mir vor Korea.
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Soul of scars •• [Daniel Andre Tande]
Fanfiction"Danny, du...tust mir weh." brachte sie erschrocken heraus und sofort ließ er ihr Handgelenk los. Ihre gläsernen Augen und das schmerzverzerrte Gesicht, bewies ihm, dass es wirklich passiert war. Geschockt fuhr er sich durch das Haar und wandte den...