Uther und ich stürzen weiter durch das Portal und es scheint kein Ende zu nehmen. Langsam wird mir schlecht! Ich bin noch nie durch ein Portal woanders hin gereist, hätte aber liebend gerne vorher gewusst, dass ich da scheinbar Reisekrank werde. Meine Augen schaffen es nicht, eine bestimmte Stelle zu fixieren, da viele Bilder in Sekunden an uns vorbei ziehen. Es sind Bilder von anderen Städten, Königreichen und vielleicht sogar Welten. Das Portal fängt nun an, sich plötzlich zu schließen und ich verfalle etwas in Panik, während mir meine Magensäure die Speiseröhre hoch krabbelt.
"Das ist Terenas, er schließt es!" ruft Uther mir direkt ins Ohr. Ich nicke und werde gleichzeitig wieder etwas traurig. Ich wollte Terenas nicht mit Arthas alleine lassen! Ich kann es immernoch kaum glauben, dass Uther ihn überhaupt verlassen hat. Er ist doch sein Bester Freund und könnte sterben! Wenigstens er, hätte dableiben können. Tirion habe ich bereits verloren und Arthas vermutlich bald auch, wenn er so weiter macht. Da will ich nicht noch den König von Lordaron verlieren, der mir manchmal sogar ein besserer Vater war, als Tirion. Uther atmet schneller und drückt mich noch fester an sich, dabei dreht er sich auf seinen Rücken und verzieht sein Gesicht. Erschrocken blicke ich ihn an und sehe, wie das Portal in sich zusammen fällt und die Magie seine Rüstung am Rücken zerfetzt. Er beschützt mich. Warum tut er das? Er ist mein Meister, aber das muss doch furchtbar weh tun!
"Uther, hört auf mich zu schützen!" rufe ich und bemerke ihm an, dass er langsam sein Bewusstsein verliert. Mit einem lauten Knall, bricht das Portal komplett in sich zusammen und wirft uns aus der Bahn hinaus. Ich kreische, als ich mich mit Uther in der Luft wiederfinde und wir beide nun einen Berg herunter purzeln. Der Weg ist lang, da der Berg nicht gerade sehr niedrig ist und Steine schlitzen meine Arme ein wenig auf. Uther rührt sich schon garnicht mehr und rollt so den ganzen Berg hinunter. Hastig versuche ich, wenigstens meinen Fall abzubremsen und merke erst jetzt, dass es hier eisig kalt wird und der Berg mit Eis bedeckt ist. Meine Fingerspitzen bluten und frieren sofort bei dem Versuch ein. Verzweifelt lasse ich mich schließlich fallen und lande relativ sanft im dichten Schnee. Glücklich überlebt zu haben, atme ich durch und stehe danach sofort wieder hektisch auf. Schnell laufe ich zu Uther herüber, welcher seinen Kopf im Schnee stecken hat und keine Luft mehr bekommt. Seine Rüstung am Rücken ist komplett zerfetzt und einige Teile haben sich in sein Fleisch gebohrt. Meine Hände glitzern förmlich, als ich anfange ihn mit meinem Licht wieder zusammen zu flicken und er vor Schmerzen aufstöhnt. Wir sind irgendwo tief in einer Art Antarktis gelandet. Es gibt keine Häuser, Zelte oder ein Lagerposten. Nur eisige Berge und den tiefen Schnee am Boden. Ich heile Uther weiter und seine Haut stellt sich langsam wieder her. Dieser Prozess strengt mich sehr an, da ich sonst noch Niemanden mit meinem Licht, so eine Wunde weggeheilt habe. Meine Kleidung wird immer nasser und ich hebe Uther hoch, welcher seine Augen schwach geöffnet hat und mich dankbar anlächelt. Mir ist furchtbar kalt und ich versuche uns beide etwas mit meiner Magie zu wärmen. Ich stapfe durch den Schnee und stütze Uther dabei bestens, auch wenn meine Beine taub werden. Wir stapfen etwa eine Stunde durch den dichten Schnee, ehe ich eine Höhle sehe und erleichtert lächle. Die Höhle ist nicht sehr tief, aber das wird fürs Erste reichen. Mit aller Kraft, bringe ich Uther in die hinterste Ecke und setze ihn dann erschöpft ab.
"Aleira..du musst dich ausruhen." sagt Uther und wirft mir einen besorgten Blick zu. Zitternd schüttle ich meinen Kopf und sehe nochmal auf das weiße Land. Uns scheint keiner zu verfolgen. Würde mich auch wundern, hier stirbt sicher fast jedes Lebewesen.
"Sagt mal Uther, wo sind wir hier?" frage ich und setze mich schließlich an seine Seite. Er legt seine rechte Hand auf meine Arme und heilt nun meine Wunden, bevor er mich ernst an sieht.
"Wir sind hier in Nordend. Ich hoffe Arthas wird diesen Ort niemals finden!" antwortet er mir energisch. Ich sehe ihn verdutzt an und spüre wie meine Wunden zuheilen.
"Warum sollte Arthas diesen Ort nicht finden? Hier wird er sicher eh nicht glücklich..so leer wie es hier ist."
Uther schüttelt seinen Kopf und räuspert sich.
"Nordend, hier in der Nähe steht der Frostthron. Der Lichkönig, also Arthas, bezieht aus ihm Macht und kann von dort Untote egal wie weit entfernt sie sind, kontrollieren. Ich würde mich aber wundern, wenn er ihn noch nicht gefunden hätte."
"Wieso, würdest du dich darüber wundern?"
"Aleira, der Thron wird ihn auch rufen. Er gehört zu ihm, wie Frostgramm. Zudem ist Arthas so mächtig, er muss den alten Lichkönig bereits mit seiner Seele vereint und ihn getötet haben."
Ich sehe Uther ungläubig an und seufze. Das glaube ich nicht. Ich will es nicht glauben! Das bringt mich nurnoch mehr zum nachdenken. Ist Arthas bereits wirklich so verloren? Ich meine..ja, er hat mir sein Schwert reingerammt. Ja, er hat meine Liebe zu ihn ausgenutzt. Er hat auch versucht mich zu töten und mir Vater genommen, aber..gibt es denn keine Hoffnung für ihn?Dann fällt es mir wieder ein und ich sehe Uther an. Ich kann ihm noch helfen, egal wie verloren er zu sein scheint. Ich bin mit Frostgramm verbunden und kann es in meinen Händen gutes tun lassen. Vielleicht sollte ich ihm auch erzählen, dass ich bereits den Frostthron gesehen habe und er sich, wie er vermutet, mit dem alten Lichkönig verbunden hat. Aber das kann ich ihm in dieser Situation doch nicht erzählen! Er würde durchdrehen.
"Uther wir müssen sofort wieder nach Lordaron zurück!" dränge ich ihn. Er schüttelt seinen Kopf und deutet nach draußen. Luft wirbelt den Schnee auf und es wird langsam immer heftiger. Wir werden also in der Höhle bleiben müssen, denn ein Schneesturm zieht auf.
"Deswegen können wir hier nicht so einfach weg." sagt er nun und sieht mich an. "Zudem wird es noch schlimmer kommen."
Ich bin noch verwirrter und seufze. "Was soll das denn schon wieder heißen?!"
Uther streckt sich und steht dann vorsichtig auf.
"Na ja, sagen wir einfach..Untote riechen frisches Fleisch. Immer."
Meine Gedanken kreisen nun und ich grinse ihn an. "Also, hast du keine Lust dazu mit ihren Köpfen Fußball zu spielen?"
Er sieht mich erst ernst an, bevor er selbst grinsen muss und mir den Kopf tätschelt. "Du bist wirklich ein Geschenk."
"Das nehme ich jetzt als Kompliment." sage ich und sehe zu dem Schneesturm nach draußen, in welchem sich langsam Schatten bewegen. Ob das schon die Untoten sind? Ich hoffe es nicht. Meine Beine sind noch taub von der klirrenden Kälte und Uthers Rücken sieht immernoch sehr zerfetzt aus - obwohl ich mir Mühe gegeben habe, ihm zu helfen. Immerhin blutet sein Rücken nicht mehr, dass ist ein kleiner Trost. Uther zieht mich an sich heran und bildet einen Lichtschutz um die Höhle.
"Das wird sie verbrennen lassen, wenn sie es wagen sollten näher zu kommen!" meint er.
"Uther, ich muss euch etwas erzählen.." besorgt sehe ich zu ihm. Ich will ihm nicht die Wahrheit über Arthas sagen und das ich schonmal den Frostthron gesehen habe. Aber er ist mein Meister und der Einzige, der mir gerade helfen kann. "Ich weiß, wo wir Arthas wehtun können...".
Uther sieht mir nun direkt in die Augen und hält meinen Kopf fest. "Wenn du mich anlügen solltest, merke ich das sofort! Also?".
Seufzend lasse ich ihn machen und sehe ihm weiter in seine goldenen Augen. "Also, ich war schonmal beim Frostthron. Könnten wir ihn nicht von dort aus aufhalten, oder es versuchen?".
Er nickt nun langsam und scheint nachzudenken. "Wir könnten es versuchen ja, aber wir werden ihn damit auch gleichzeitig anlocken. Willst du das?". Seine Stimme wird ernster und ich schlucke.
"Ja ich will das. Vielleicht schaffen wir es, dass Frostgramm in meinen Besitz fällt." erwidere ich selbstbewusst auf seine Frage. Kurz rechne ich damit, dass er mir einen überbraten möchte, aber er lässt es und nickt wieder.
"Dann haben wir wohl einen neuen Plan." sagt er nun und lässt mich wieder los. Nachdenklich setze ich mich wieder auf den kalten Boden und starre zu den Untoten nach draußen. Diesesmal, muss ich Arthas helfen! Egal, was es mich kosten sollte. Ich werde diesen Ort jetzt nicht mehr verlassen, ehe ich Arthas nicht wenigstens ein wenig geholfen habe!
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World Of Warcraft:Another Story
FantasyAleira ist ein junges Mädchen und die Tochter von Hochlord Tirion Fordring, welche versucht mit Prinz Arthas ihre Ausbildung zum Paladin zu vollenden. Auch wenn Aleira den Prinzen erst nicht leiden kann, entwickelt sich zwischen den beiden eine tief...