Kapitel 4: Das Runenkind der Götter (Teil 1)

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Nachdem die Runenpriester nun Ledalia hatten gefunden und bei sich aufgenommen, geschah es, dass sie sich versammelten gleich am darauffolgenden Tage, zu sehen ob die Vereinigung der Erzrunen wahrhaftig bei ihr in Erscheinung würde treten.

Und also waren alle Runenpriester beieinander in der großen Mittelhalle des Runentempels und scharrten sich um die Erzrunenpriester, welche mit Odalon und Ledalia standen in der Mitte des Raumes nahe einem großen, flachen Steintisch.

Und die Erzrunenpriester sollten also alle zur selben Zeit ihre Runen vereinigen auf Ledalia, während Ledalia gleichermaßen mit ihrer Kraft sollte die Erzrunen aus den Erzrunenpriestern ziehen.

Und Ledalia sollte sich dazu also niederlegen auf jenen großen Steintisch im Raume, auf dass sie besser würde ihre Sinne bündeln können auf die drei Erzrunen.

Und die Runenpriester wünschten Ledalia und den Erzrunenpriestern allesamt gutes Gelingen und hofften, dass die Kraft der Ledalia würde ausreichen. Denn da Ledalia mit der Rune der ewigen Liebe verwurzelt war, konnte sie diese also nicht von sich legen, so dass sie nun also die Götterrune neben dieser Rune müsste tragen.

Ihnen allen erschien es aber als zweifelhaft, dass Solches würde möglich werden, doch jener Erzrunenpriester, welcher trug die Rune der völligen Geistesmacht, redete ihnen ermunternd zu und gab ihnen nochmals zu bedenken, dass sich alles wird fügen, wenn Ledalia nach dem Willen der Götter die Auserwählte ist.

Und also geschah es, dass Ledalia sich niederlegte auf jenen Steintisch und die Erzrunenpriester stellten sich um diesen auf, in der Weise, dass einer zur Linken, einer zur Rechten und einer an des Tisches Stirnseite stand.

Und die Erzrunenpriester hoben ihre Hände in die Höhe ihrer Antlitze und sprachen allesamt zugleich aus einem Munde: „Oh, ihr mächtigen Erzrunen, welche ihr in uns geringen Geschöpfen haust, wir vereinen unsere Kräfte und befehlen euch in die Hände der hier auserwählten Ledalia, auf dass ihr Einzug haltet in ihr, gleich ihr in uns habt Einzug gehalten!"

Und danach aber streckten sie ihre Hände von sich mit den Handflächen zu Ledalia hin und schlossen allesamt ihre Augen und nahmen alle Gedankenkraft zusammen, die Erzrunen von sich zu drücken.

Und Ledalia aber lag ihnen zugewandt auf dem Tische und hatte ihre Arme gleichermaßen leicht angehoben mit den Handflächen nach oben, und hatte also die Augen verschlossen zu bündeln ihre Sinne auf das Ziehen und Vereinigen der Erzrunen.

Und es geschah, dass mit einem Male ein laut klingendes Geräusch zu vernehmen war, in der selben Weise, wie es geschieht beim Gebrauchen von Runen, und im selben Augenblicke aber erschienen drei helle leuchtende Lichter zwischen den Händen der Erzrunenpriester und das klingende Geräusch aber hielt an und zur selben Zeit wuchsen auch die Lichter zwischen der Erzrunenpriester Hände.

Und Ledalia konnte die drei Erzrunen spüren und stöhnte und seufzte, gleich die Erzrunenpriester also seufzten vor Anstrengung.

Odalon und die anderen Runenpriester aber waren erschrocken und beklommen von dem Geschehen und sagten aber kein Wort, sondern viele schlossen die Augen vor dem hellen Licht und sandten Gedanken der Stärke zu Ledalia und den Erzrunenpriestern.

Und die Lichter aber hielten zu wachsen an und waren also nun angeschwollen zu drei seltsamen Kugeln aus Licht, deren Ränder nicht fest, sondern schimmernd waren.

Und mit einem Male erklang das klingende Geräusch nochmals und über den drei Lichtkugeln aber erschienen die dazugehörigen Runenzeichen der Erzrunen.

Und Ledalia begann zu ziehen gedanklich die Erzrunen an sich und da geschah es, dass die drei Lichtkugeln mitsamt den Runenzeichen ganz langsam zwischen den Händen der Erzrunenpriestern hervortraten und also langsam auf Ledalia zustrebten.

Die Legende vom letzten Helden - Teil I: Das erste Buch des ObadiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt