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Am nächsten Tag erwachte ich erst um 11 Uhr, und ich fühlte mich auch schon besser. Das kämpfen hatte mich offenbar stark gemacht. Ich stand auf und renkte mich einmal ein, da ich ziemlich verspannt war. Dann zog ich mir ein Kleid an und ging nach unten. Sie wirkten alle ziemlich überrascht, mich zu sehen, doch sie ließen mich mit an den Tisch und schon bald wurde mir mein Essen gebracht. „Wie geht es dir?“ fragte mich Harry nach ner Weile, und ich antwortete „Ganz gut. Es war ja nur eine leichte Gehirnerschütterung“. Plötzlich knallte mein Vater seine Gabel auf den Tisch und stand auf. Er kam mit einigen wenigen Schritten auf mich zu, packte mich unter dem Kiefer und drückte mich gegen die Lehne. Ich würgte, da ich keine Luft mehr bekam. „Eine leichte Gehirnerschütterung“ ahmte er mich nach und lief dabei rot an. „Was soll das eigentlich, Vasilisa?“ brüllte er und packte noch fester zu. Ich keuchte und strampelte, denn mir ging so langsam die Luft aus. „I...ich..“ krächzte ich, doch vergeblich. Er fuhr schon fort. „Du blamierst unsere ganze Familie, du präsentierst deine Familie nicht richtig. Du bist es nicht würdig, Prinzessin genannt zu werden“ er spuckte die letzten 4 Worte praktisch heraus und zog mich nun hoch. Ich versuchte, seine Hände abzuschütteln, doch er packte nur noch fester zu. „Dad“ sagte Kate, doch er rief „Ruhe!“ Er war jetzt nur noch ein paar Zentimeter von mir entfernt, und ich konnte seine Wut praktisch spüren, sehen, hören... „Du...du hälst es ja noch nicht einmal für nötig, Dankeschön zu sagen“ presste er hervor und lief dabei noch roter an. „Nei..nein“ ich keuchte und schlug jetzt um mich, doch ich hatte Angst, was wohl passieren würde, wenn ich ihn tatsächlich schlagen würde. Grade, als er noch fester zupackte und mir nun endgültig meine Luft nahm, sprang Harry auf und riss seinen Vater von mir weg. Ich fiel keuchend zu Boden und hielt mir eine Hand an die Kehle. Ich hustete und kroch ein paar Schritte weg, nur um Abstand zu gewinnen. Ich sah ihn fassungslos an. Er wollte wieder auf mich losgehen, doch Harry stellte sich vor ihn und hielt ihn an den Schultern fest. „Vater, bitte, komm zu dir“ sagte er laut und schüttelte ihn. Jetzt erhob sich auch seine Mutter und kam auf mich zu. „Du solltest jetzt in dein Zimmer gehen“ sagte sie, nicht wütend, doch auch nicht freundlich. Ich erhob mich, immer noch keuchend, warf ihnen einen erschrockenen Blick zu, dann lief ich Rückwärts hinauf und stürmte nach oben in mein Zimmer. Ich lief in mein Badezimmer und stellte mich an mein Waschbecken. Ich betrachtete mich im Spiegel. Man konnte deutlich die Handabdrücke von ihm erkennen, und es wurde schon langsam blau. Ich klatschte mir kaltes Wasser auf meinen Hals, in mein Gesicht und wieder auf meinen Hals. Wie konnte er das nur tun?! Was hatte ich denn getan?! Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, doch ich blinzelte sie fort. Nein, ich würde jetzt ganz bestimmt nicht wegen ihm weinen!

Ich zog mir trockene Sachen an und setzte mich dann auf mein Bett. Ich wickelte mir ein Tuch um, sodass man die Flecken nicht sah. Ich starrte eine Weile einfach meinen Fernseher an, doch dann stand ich auf und lief hinaus, den Weg entlang bis zu den Ställen und riss die Türen auf. Galina war da. Sie sah mich erschrocken an, doch ich befahl „Gehen Sie!“ Sie sah mich erschrocken und verwirrt an, doch schließlich gehorchte sie und schlüpfte an mir vorbei. Ich ging zu meinem Pferd und riss die Tür auf. Sie blickte auf und ich vergrub schluchzend meinen Kopf an ihrem Hals. Sie war in der Hinsicht meine einzige Freundin.

Die restlichen Tage der Woche verbrachte ich damit, in meinem Zimmer zu bleiben oder mich bei Mrs Summer in die Box zu setzten und Musik zu hören oder einfach nur die Wand anzustarren. Ich wich allen aus, und selbst Natalie versuchte ich aus dem Weg zu gehen. Zac merkte auch, das ich mich komisch verhielt, er war allerdings zu taktlos um mich zu fragen. Am Dienstag ging ich dann wieder ganz normal meinem Tagesplan nach, und die blauen Flecken waren so gut verheilt, dass ich sie mit viel Puder verdecken konnte. Bei Karate ließ ich meiner Wut freien Lauf und vermöbelte praktisch den Lehrer, bis er die Stunde schließlich früher beendete. Auch die anderen durften früher gehen, und sahen mich mit Respekt an. Beim Baseball allerdings musste ich mich ein wenig zügeln, da ich mich dort beherrschen musste. Den Tanz und Gesangs Unterricht am Abend ließ ich dann jedoch ausfallen und ging stattdessen lieber zu meinem Pferd. Doch als ich die Stallgasse betrat, sah ich, wie jemand an der Box stand und mein Pferd streichelte. Es war Leo. Ich lächelte kurz und ging dann zu ihm. „Was machst du hier?“ wollte ich wissen und er nickte mir höflich zu. Er hielt sich an meine Bitte. „Ich wollte nach deinem Pferd sehen“ erklärte er, stockte dann jedoch und sah mich entschuldigend an. „Verzeihung, ich meine nach Eurem Pferd“. Ich erstarrte. Er hatte mich geduzt, und sich dann entschuldigt. Ich schüttelte den Kopf und trat an die Box. Mrs Summer kam zu mir und stupste mich aufmunternd an. Sie wusste einfach immer wann ich Kummer oder Sorgen hatte. „Bitte, du musst dich nicht entschuldigen“ sagte ich und drehte mich weg um mich mit dem Rücken gegen die Boxentür zu lehnen. Ich sah ihn an, und er mich. „Vasilisa...“ „Lissa“ unterbrach ich ihn und er sah mich verwirrt an. „Was?“ fragte er und und verlagerte sein Gewicht auf das rechte Bein. „Nenn mich Lissa, das ist mein Spitzname“ Ich drehte mich um und verließ den Stall und ging zum Blumenbeet. Er lief mir hinterher. „Warte“ rief er und stellte sich vor mich. „Dein...Dein Spitzname? Lissa?“ Ich lächelte „Ja, so nennen mich alle...nun ja...alle die mich duzen“ sagte ich bitter und setzte mich auf die Bank. Er hockte sich vor mich hin und betrachtete mich eingehend. „Wie geht es dir?“ fragte er mich und ich sah weg, da ich sonst doch noch anfangen würde zu weinen. Es war, als konnte er durch mich hindurch direkt in meine Seele sehen. „Gut“ log ich und lächelte ihn an. Er zog eine Augenbraue hoch, dann sagte er „Wo warst du die letzten Tage? Ich weiß, ich habe kein Recht dich das zu fragen...“ er hielt inne und sah hinter mich. Er erhob sich und nickte in die Richtung. Ich drehte mich auch um. Meine Mutter stand dort und beobachtete uns beide skeptisch. „Lissa“ sagte er zum Abschied und ging dann weg. Meine Mutter kam näher und setzte sich neben mich. Sie roch nach Lavendel. „Wie geht es dir?“ wollte sie wissen, und ich drehte mich verärgert zu ihr um. „Wie es mir geht?“ fragte ich und sah sie zornig an. „Das fällt dir aber früh ein mich zu fragen. 6 Tage zu spät!“ Ich stand auf, doch sie hielt mich am Handgelenk fest. „Vasilisa, bitte. Setzt dich wieder hin“ bat sie mich freundlich und lächelte mich an. Ich blieb stehen. Sie seufzte und strich sich ihr Kleid glatt. „Es tut mir leid, das Victor so ausgerastet ist, es war natürlich nicht deine Schuld“ erklärte sie und ich sah sie nur weiterhin wütend an. „Es wird nicht noch einmal vorkommen“ versprach sie mir, doch ich platzte fast vor Wut, weshalb ich erwiderte „Weißt du was? Lass es einfach sein. Versprich mir nichts, was du oder Er nicht einhalten kann. Guten Tag“. Ich drehte mich um und stolzierte zu dem Haus, wo alle College Schüler wohnten. Als ich klopfte, machte mir Tiffeny auf. Sie sah etwas verwirrt aus, mich zu sehen, doch sie ließ mich rein und ich ging nach oben. Ich hatte von Natalie erfahren, wo Leo wohnt, was auch eher zufällig passiert ist als absichtlich, aber egal. Ich blieb an seiner Tür stehen und klopfte. Nach 10 Sekunden wurde sie geöffnet und er erschien. Er sah mich überrascht an. Doch trat dann zur Seite und ließ mich hinein. Ich lächelte dankbar und er schloss sie wieder hinter mir. Ich sah mich um. Es war ordentlich. Es lagen nur Bücher und seine Trainings Tasche herum. Und es lag sein T-Shirt von vorhin auf dem Bett. Ich drehte mich zu ihm um, und erstarrte. Als ich reingekommen bin, war ich noch so in Gedanken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass er nur eine Hose an hatte. Seine Brust, und wow, was für Anblick, war nackt. Ich schluckte und zwang mich, woanders hinzusehen. Er lächelte und nahm sich ein neues T-Shirt aus seinem Schrank und zog es sich über. „Ich..wollte dich nicht stören“ sagte ich stotternd und sah ihn wieder an. Er lachte „Du störst mich nie!“ Er kam zu mir, ganz langsam, und als er schließlich vor mir stand, wanderte sein Blick über mein Gesicht. Dann weiter hinab zu meinem Hals. Und dort blieb er hängen. Ehe ich reagieren konnte, zog er an meinem Tuch, sodass es meine Hals entblößte. Klar, ich hatte es über geschminkt, doch selbst mein Karate Lehrer hatte es bemerkt. Ich hatte ihm erzählt, dass ich aus versehen beim Polo spielen an einem Ast hängen geblieben bin. Doch Leo konnte ich diese Story nicht auftischen. Er runzelte die Stirn und zog es mir schließlich ganz vom Hals und legte es auf sein Bett. Ich sah zu Boden, sodass meine perfekt ein gedrehten, lockigen Haare über mein Gesicht und Hals fielen. „Lissa“ sagte er nach ner Weile sanft und trat noch einen Schritt näher. „Das ist nichts“ erklärte ich schnell, doch er lachte nur bitter. „Sieh mich mal bitte an“ bat er mich, doch ich sah weiterhin zu zu Boden. „Prinzessin, bitte“ Ich schüttelte den Kopf, und eigentlich hätte er das jetzt nicht machen dürfen, es verstieß gegen alle Regeln des Universums, doch er tat es trotzdem. Er schob seine Hand an mein Kinn und hob es ganz sachte an, sodass ich ihn ansehen musste! Er packte es nicht so weit hinten wie mein Vater, und auch nicht so feste. Tatsächlich drückte er es nur hoch, er hielt es nicht einmal fest. Er drehte mein Gesicht um sich die Seiten ansehen zu können. Dann drehte er es wieder zu sich, und musterte mich voller Mitgefühl und Sorge. Es zerbrach mir das Herz, und eine Träne, die ich nicht aufhalten konnte, lief mir die Wange hinunter. Er wirkte erschrocken und wischte sie mit seinem Daumen fort. „Was ist passiert? Wer war das?“ fragte er mich leise und ich schüttelte den Kopf. „Lissa, bitte. Du kannst mir vertrauen“ versicherte er und wischte mir die 2 Träne weg. „Ich weiß“ flüsterte ich und fiel in seine Arme. Ich schlang ihm meine Arme um den Hals und begann gegen seine Brust zu weinen. Er umarmte mich ebenfalls und strich mir beruhigend über meine Haare. Ich wusste nicht, wie lange wir so da standen, doch nach ner Weile löste ich mich von ihm, peinlich berührt, und wischte mir über die Augen. „Was ist passiert?“ fragte er erneut und ich blickte zu ihm auf. „Ich glaube, es ist besser wenn du das nicht weißt“ sagte ich und er musterte mich streng. „Ich vertraue dir, ehrlich. Aber das...“ ich schüttelte den Kopf und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. „Na schön“ gab er nach und strich sich ebenfalls seine Haare zurück. „Aber Lissa“ begann er und reichte mir mein Tuch „Wenn so etwas nochmal vorkommen sollte...Dann kannst du es mir sagen, okay?“ Ich nickte und lächelte ihn an. „Danke, Leo“ Ich umarmte ihn noch einmal, dann trat ich zur Tür und ich verließ sein Zimmer. Das hat mir gut getan, auch wenn ich es eigentlich nicht hätte machen dürfen. Doch er verstand mich. Er war der erste der mich verstand, und nicht nur nach Vorschrift handelt. Er behandelt mich so, wie ich das gerne möchte. Bei ihm war ich ein normales Mädchen!

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Heei ihr Lieben :)

Ich habe gesehen, dass immer mehr meine Geschichte lesen, Danke, Danke, Danke, ihr seit toll <3

Wünsche euch allen einen schönen Tag, und wenn ihr wollt könnt ihr auch mal gerne kommentieren oder voten :)

Kuss Sarriii

Kuss der PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt