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Ich blinzelte. Leo hatte sich verkrampft, doch jetzt entspannte er sich wieder. Ich öffnete meine Augen und setzte mich ein wenig auf. „Also wirklich, Lissi, jetzt hättest du mal ein Schild an die Tür hängen sollen!“ Ich lächelte müde und erwiderte „Tust du doch auch nie!“ Sie lachte und warf sich auf ihr Bett. „Stimmt auch wieder!“ Sie musterte uns beide neugierig und ich warf ihr einen strengen Blick zu. „Ich passe nur auf sie auf“ erklärte Leo, woraufhin sie lächelte. „Klar, was auch sonst?!“ Ich schüttelte den Kopf und ließ ihn wieder in seinen Schoß fallen. „Wie geht es dir?“ fragte Leo Lexy und sie antwortete „Mein Schädel brummt immer noch und meine rechte Schulter sieht ziemlich unattraktiv aus, aber ansonsten bin ich fit wie ein Turnschuh!“ Ich lächelte und strich die Bettdecke glatt um sie sehen zu können. Sie betrachtete uns neugierig. „Aber du siehst viel übler aus als ich“ meinte sie an ihn gewannt und er lachte. „Kämpf du mal gegen Strigoi, mal sehen wie du aussehen wirst.“ Sie sah ihn überrascht an. „Du warst nicht in deinem Wohnheim?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich war draußen und bin dann in den Kampf hineingeraten.“ Sie nickte und betrachtete ihre Hand. Ich setzte mich auf und rieb mir verschlafen über die Augen. „Wie spät ist es?“ fragte ich und er sah auf seine Uhr. „Kurz vor 12. Ihr solltet euch fertig fürs Mittagessen machen!“ Ich stand auf und er zog sich seine Schuhe und Jacke wieder an. „Ich ziehe mich schnell um und hole euch dann gleich ab“ Sagte er zu mir, gab mir einen Kuss auf die Stirn und verließ unser Zimmer. Ich sah ihm nach, dann ging ich zu meinem Kleiderschrank. „Anscheinend hatte der Angriff nicht nur seine Nachteile“ meinte Lexy und ich drehte mich zu ihr um. Sie grinste mich verschmitzt an. „Er hat nur..“ „Auf dich aufgepasst, klar, ich weiß“ sagte sie lächelnd. „Aber um aufzupassen muss er sich nicht in deinem Bett befinden!“ Ich drehte mich weg und zog eine dunkelblaue Jeans und ein beige-schwarz gestreiftes Oberteil heraus. „Ich konnte nicht einschlafen, das ist alles“ erklärte ich und sah sie kurz an. „Na toll, und warum nur das?“ fragte sie mich. Ich hielt mitten in der Bewegung inne. „Was...meinst du?“ fragte ich und sie seufzte und zog ebenfalls neue Sachen aus ihrem Kleiderschrank. „Naja, das hättest du doch auch ausnutzen können“ Sie zwinkerte mich an und zog sich ihr Top über den Kopf und ein neues an. „Ich bin nicht wie du“ flüsterte ich und zog mich an. „Okay, und eben? Er hat dich geküsst“ „Das war aber nur so, wie es ein großer Bruder oder der beste Freund macht“ sagte ich und entknotete meine Haare. Sie hatten auch so einiges letzte Nacht abbekommen. „Ha, das ich nicht lache! Als Schwester sieht er dich ganz bestimmt nicht!“ Ich schüttelte den Kopf und flocht mir mir meine Haare zu einem seitlichen Zopf zusammen. „Wir könnten doch sowieso nicht zusammen sein“ meinte ich und setzte mich aufs Bett. Sie setzte sich vor mich auf den Teppich und musterte mich verwirrt. „Wieso das denn?“ „Na weil ich eine Moroi bin, er ist ein Dhampir“ Sie lachte und überschlug ihre Beine. „Es gibt Dhampir-Moroi Beziehungen“ „Ich bin aber die letzte Dragomir! Glaubst du wirklich, dass ich mit ihm zusammen sein dürfte?“ fragte ich und sie hielt inne. „Oh...“ Ich nickte und sah aus dem Fenster. Der Himmel war etwas bewölkt, doch das Schlachtfeld konnte ich von hier aus nicht sehen. „Naja...theoretisch müssest du dich nur mit jemand anderem fortpflanzen“ sagte sie und ich sah sie erschrocken an. „Ja, ist so! Aber mit wem du zusammen bist ist doch dann egal“ Ich runzelte die Stirn. Es klopfte an der Tür und Lexy öffnete. „Komm, dein Beschützer ist da!“ rief sie und ich erhob mich seufzend. Ich zog mir meine Lederjacke an und trat mit ihr zu ihm in den Flur. „Sieht es draußen sehr schlimm aus?“ fragte sie ihn und er schüttelte den Kopf. „Nicht so sehr...an der Grundschule ist es am schlimmsten!“ Wir gingen den Flur entlang und dann die Treppen runter. Unten wurde bereits aufgeräumt, denn es war alles wieder ordentlich. Die Erinnerung kam zurück und ich hielt mich an seinem Arm fest. Er lächelte mich an und öffnete die Tür. Draußen war es kühl und auch ein bisschen nass. Es hatte wohl geregnet. Wir gingen den Weg zur Schule entlang, doch es lagen nirgendwo tote Körper. Der Speisesaal war voll, doch an unserem Tisch waren noch genug Plätze frei. Wir nahmen unsere Teller mit jeweils 5 Pfandkuchen mit Blaubeermarmelade entgegen und setzten uns hin. Vanessa, Christian und Adrian unterhielten sich eifrig während Rose nur zusah und gelegentlich Fragen beantwortete. Ich lächelte sie an und sah dann zufällig hinter sie. Dort, am anderen Tisch, saß Emily mit ihren Freunden. Sie hatte eine Schnittwunde am rechten Wangenknochen, doch ansonsten sah sie so aus wie immer. Sie lächelte Leo an und drehte sich dann wieder weg. Ich strich Marmelade auf meine Pfandkuchen und schnitt sie durch. „Hey, ich habe gehört du warst auf der Krankenstation“ sagte Vanessa zu Lexy und sie nickte. „Weshalb denn?“ fragte Christian und Lexy sah mich kurz an. „Ach, dieser Idiot von Strigoi hat unser Fallgitter gesprengt und ich bin nach hinten geflogen.“ Vanessa sah sie geschockt an. „Moment“ schaltete Adrian sich ein und sah mich und Lexy verwundert an. „Er hat das Gitter zu eurer Etage gesprengt?“ Wir beide nickten. „Aber warum denn das und nicht unseres? Es wäre viel leichter gewesen unten an die Moroi heranzukommen als oben!“ Wir alle schwiegen, da wir wussten, dass er Recht hatte. Ich stocherte auf meinem Teller herum und tauschte mit Leo einen Blick. Er schüttelte den Kopf. Ich sollte ihnen nichts erzählen. Auch Lexy nicht. Rose runzelte die Stirn und sah Vanessa nachdenklich an. „Strigoi machen manchmal das, was man nicht von ihnen erwartet“ sagte Leo und alle Blicke richteten sich auf ihn. „Warum waren sie zum Beispiel alle bei der Grundschule und nicht an den Wohnheimen?“ Darauf hatte keiner eine Antwort. „Du hast auch gekämpft?“ fragte Christian ihn und er nickte. „Ich war an der Grundschule...glaubt mir, dort waren die meisten.“ Wir aßen weiter und der Speisesaal wurde langsam leerer. „Was mich eher interessiert ist, wie sie hier hereinkommen konnten“ sagte Vanessa nach ner Weile und ich zuckte leicht zusammen. Diese Frage beschäftigte mich schon ne ganze Weile. „Vielleicht war es wie bei den Zeklos“ sagte Rose und ich sah auf. „Was ist da passiert?“ fragte Leo und sie erzählte „Dort wurden die Schutzzauber mit einem silbernen Pflock durchbrochen. Menschen haben sie in die Barriere gestoßen“ Ich starrte sie an. „Menschen?“ fragte ich und sie nickte. „Ich habe davon gehört“ sagte Leo leise und kratzte sich am Hinterkopf. Als ich jemanden zu meiner linken hörte drehte ich mich um und sah Dimitri zu uns kommen. Ich rutschte näher an Leo damit er sich hinsetzten konnte. „Schöne Theorie ihr beiden, aber das war nicht der Grund“ sagte er und Leo runzelte die Stirn. „Wie dann?“ Dimitri zuckte die Achseln. „Es waren nirgendwo Pflöcke in der Barriere“ erzählte er und rieb sich seine Augen. „Es ist so als seien sie einfach so hereinspaziert“ „Aber das geht nicht!“ sagte Vanessa und er nickte zustimmend. „Wann haben Sie das letzte Mal geschlafen?“ fragte ich ihn und er lächelte. „Das ist nicht wichtig!“ Ich seufzte und schüttelte den Kopf. „Und was jetzt?“ fragte Lexy und er sah Rose und Leo an. „Heute Nachmittag bekommt ihr beide erst einmal eure Molnijas, dann wird sich alles andere klären“ sagte er und stand auf. Molnijas sind kleine Tattoos die ein Wächter in den Nacken tätowiert bekommt, wenn er einen Strigoi getötet hat. Ich schauderte bei dem Gedanken, dass Leo solche bekommen würde. „Dann kriegst du ja noch welche“ sagte Christian zu Rose und sie lächelte kurz. „Du hast schon welche?“ fragte ich sie und sie nickte. „Ich habe vor...einer langen Zeit schon mal zwei getötet“ erzählte sie und ich sah sie neugierig an. „Und wann oder eher gesagt, aus welchem Grund?“ Sie sah Vanessa an, dann wieder mich. „Nessa wurde angegriffen.“ Ich nickte und aß wieder weiter. „Was ist mit dem Unterricht?“ fragte Lexy und Adrian antwortete „Ich schätze mal, dass der erst mal ausfallen wird!“

Kuss der PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt