Kapitel 12

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"Maaaaaaan Jessy jetzt mach doch mal schneller! Wie lange willst du denn noch duschen?! Wir müssen doch noch runter meine-"

"Jetzt halt denn Rand ich bin ja schon fertig!" Aufgebracht sah ich zu Jessy die nur in einen Handtuch gewickelt aus dem Badezimmer raus kommt. Ungläubig sah ich sie an.

"Fertig? Willst du mich verarschen? Du musst dich ja noch anziehen!" Fertig mit den Nerven fahre ich mir mit beiden Händen durch die Haare. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Ich bin gerade dabei meine Brüder kennenzulernen und ihnen alles zuerzählen und was macht sie? Sie nimmt ein einstündiges Bad!

"Jetzt chill mal hier, wir können runter." Mit zu Schlitzen gewordenen Augen werfe ich ihr ein Todesblick. Dieses Mädchen ist wirklich unbeschreiblich!

Langsam und arschwackelnd geht sie an mir vorbei zu der Tür und zupft an den blauen langarm Shirt was sie sich übergezogen hat. Das Mädel hat echt Nerven! Schnell schlüpfte ich nach ihr durch die Tür und gehe umso langsamer die riesen Treppe runter die uns in den Foyer bringen wird. Oh man Was wenn sie mich gar nicht haben wollen? Was wenn-

Klappe! Du hast Charles selbst gehört! Er meinte die Jungs würden sich freuen eine Schwester zuhaben! Also Hör verdammte noch mal auf alles so negativ zureden und denk verdammte noch mal optimistisch!

So ungern ich es auch zugebe meine innere Stimme hat wirklich recht. Ich darf nicht die ganze Zeit so pessimistisch denken und mich mal darüber freuen dass zumindest Charles mich akzeptiert hat! Na los Tess, du bist doch sonst nicht so! Wo ist dein großes Ego und das umso größere Selbstbewusst sein hin?

Mit neugesammeltem Mut und erhobenen Kopf sprang ich die letzten Stufen runter und blieb zusammen mit Jessy direkt vor dem offenem Wohnzimmer stehen. Kurz schluckte ich und drückte Jessys Hand. Diese schenkte mir bloß ein aufmunterndes Lächeln und schubste mich regelrecht ins Wohnzimmer. Nervös wagte ich es nicht nach oben zuschauen, sondern glotzte meine Füße an. Oh Kacke! Wo ist mein Selbstbewusstsein jetzt schon wieder hin?! Na los Tess Vergiss nicht was du gerade eben erst gesagt hast! Langsam hob ich mein Blick und was ich sah, trieb mir die Tränen in den Augen. Ich schaute kurz hinter mich zu Jessy. Selbst diese schaut sich mit einem Lächeln die Szene an. Wieder blickte ich mir die Szene vor mir an. Fünf Jungs und Charles befinden sich in einer Gruppenumarmung. Alle sitzen auf der riesen Couch und haben ihre Köpfe ineinander gelegt. Bestimmt hat er es ihnen schon erzählt. Dieses Bild sieht so perfekt aus. Sie sehen aus wie eine richtige Familie. Und dann komm ich...Und zerstöre dieses Gesamtbild. Ich zerstört doch sowieso alles. Es ist eben so. Aber diese Familie will ich nicht kaputt machen. Sie sollen doch alle glücklich sein auch wenn es bedeutet ohne mich...Ich-

"Tess." Blitzschnell drehe ich mich zu allen und blicke in die Augen von Charles der mich so intensiv zwischen den breiten Schultern seiner Söhne mit gläsernen Augen anguckt.

Im schneckentempo lösten sich alle voneinander und standen letztendlich in der Reihe neben Charles. Ich habe meinen Blick auf dem Boden gesenkt und beide Hände in die Hosentaschen vergraben. So fühl ich mich irgendwie ein bisschen wohler...

Kurz riskierte in einen Blick über die Schulter um zu gucken was mit Jessy war, doch diese stand dort nicht mehr. Leise fing ich an vor mich hinzufluchen. Das konnte echt nicht wahr sein! Die ist schon wieder wie vom Erdboden verschluckt und lässt mich alleine! Okayyy vielleicht wollte sie mich mit den ganzen Typen alleine lassen weil es ein Familien Problem war aber halloooo? Sie konnte ruhig noch ein bisschen warten!

"Tess...." kaum merklich zuckte ich zusammen. Ouh man...

"Schuldige ich wollt nicht stören....ic- ähm ich gehe wieder keine Sorge." Gerade als ich mich umgedreht hatte und eilig davon flitzen wollte wurde ich an die Schulter gepackt und auf dem riesigen Sofa gedrückt. Überrascht sah ich auf die Hand auf meiner rechten Schulter. Schnell schluckte ich den Kloß runter und ging mit meinen Blick den maskulinen Arm (der ganz sicher nicht von Charles war, nur zur Info) hoch und blieb an dem Gesicht eines jungen Mannes stehen. Ich schätze ihn so auf die einundzwanzig ein. Er ist Charles wie aus dem Gesicht geschnitten muss  man sagen. Nur diese mir mehr als bekannten grünen Augen passten nicht in Charles Gesicht. Mom... erschrocken über den plötzlichen Gedanken zuckte ich zusammen und versuchte die aufkommenden Tränen erfolglos herunter zuschlucken. Wieso verdammt nochmal jetzt? Genau im unpassendsten Moment! Ein lauter Schluchzer durchbricht diese hässliche Stille. Mein Schluchzer...Erschrocken über meinen kleinen unkontrollierten 'Ausbruch' senkte ich hastig den Blick und legte meinen Kopf in die Hände.

Wtf Tess! Was war das den? Brich hier jetzt bloß nicht wieder zusammen! Ja die Augen sind die von deiner Mum aber du siehst deine täglich und bist deswegen noch lange nicht wieder heulend zusammen gebrochen! Du wolltest doch stärker werden....

Aufeinmal legten sich fast schon zögerlich aber trotzdem sanft muskulöse Arme um mich. Erschrocken hielt ich die Luft an blieb stocksteif stehen. Nein... Doch! Doch! Ich werde hier gerade umarmt! Und das von meinen Bruder! Okayyy vielleicht weiß ich nicht von welchen aber das ist gerade gar nicht so schlimm. Man Tess! Worüber denkst du gerade nach? Weißt du wie unpassend das ist? Verwirrt über meine Gedanken entspannte ich mich ein kleines bisschen und schaute durch den Tränenschleier auf dem schwarzen Haarschopf der sich in meine Halsbeuge vergraben hatte runter.

Wie in Trance legte ich meine Arme um seinen Hals und drückte zögerlich mein Gesicht in den flauschigen Haarbüschel. Wieder fange ich ganz leise an zuweinen und drückte meinen Bruder noch enger an mich.

"Ich weiß es ist gerade unpassend aber...Wer bist du jetzt genauuuu...?" Das u zog ich in die Länge da mir diese Frage echt unangenehm war, aber Hallo? Ich will wissen wenn genau ich da gerade umarme. Ist das etwa so verwerflich? Lautes Gelächter unterbrach meinen Gedankengang. Ouh man wieso hab ich das gefragt? Langsam löste sich der große Junge von mir und wischte sich über die Augen.

Belustigt wendete sich Charles an mich der sich auch ein paar Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte.

"Ist das wirklich das erste was dir eingefallen ist?"

<W>

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