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Mitte Mai 1953


Chohee war verliebt. Jeden Tag wachte sie mit super guter Laune auf. Noch besserer als eh schon. 
Jeder auf dem Anwesen  hatte das Gefühl, dass sie wie eine Blume in der Sonne aufging. Doch nur zwei Leute kannten den Grund dafür.

Chahui und Geunyeong.

Ilsung selber bemerkte nichts. Er freute sich einfach, dass es ihr gut ging in einem fremden Land, dessen Sprache sie immer noch nicht richtig beherrschte. Doch auch dort machte sie Fortschritte und wurde mit jedem Tag besser.
 
Summend betrat sie die Küche am frühen morgen.

„Guten Morgen Frau Jeon“, begrüßte sie die schwangere Dame am Herd und gab ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange. 
„Was bist du denn so gut drauf?“, fragte sie lachend und drehte sich zu dem Neuankömmling um. „Ach nur so. Das Wetter ist schön und alles ist schön. Ich bin so froh hier zu sein.“

„Wir freuen uns auch das du hier bist. Du bist uns eine sehr große Hilfe.“ Verlegen bedankte sie sich.

„Morgen Cho“, begrüßte Geunyeong sie und warf sich ihr von hinten an den Hals.

„Morgen Yeong“, erwiderte Chohee. Es war schön zu sehen, dass sie sich immer noch so gut mit Geunyeong verstand.
 
„Was habt ihr beiden denn heute vor?“ Frau Jeon schaute vom Herd hoch. „Wir wollen etwas in den Wald und dann den Berg hoch.“

„Dann mach ich euch etwas zu essen.“

„Das wäre wunderbar“, schwärmte Chohee und strahlte die werdende Mutter an.

Nach dem Frühstück machten sich die beiden direkt los. Schlechten Gewissens hatte Chohee Ilsung gefragt ob er nicht auch mitkommen wolle, doch dieser hatte abgelehnt. Er müsse noch etwas erledigen.

Etwas war sie schon enttäuscht, auf der anderen Seite freute sie sich auf einen Tag nur mit ihrer guten Freundin. 

„Bist du schon mal hier hoch gegangen?“, fragte Chohee keuchend als der Weg immer steiler wurde.

„Bisher noch nicht“, erwiderte Geunyeong und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Wie lange ist es denn noch“, jammerte Chohee nach einiger Zeit des Schweigens und hielt sich an einem Ast fest. Der Wald wurde immer dichter, machte das klettern schwieriger, aber auch spannender. Grillen zirpten aus jeder Ecke und die Sonne drang nur gemäßigt durch das dichte Blattwerk.

„Nicht mehr lange. Da vorne kommt eine Art Felsvorsprung, da machen wir eine Pause.“ Erleichtert atmete Chohee auf und sammelte ihre ganze Kraft. So schnell wie sie konnte, lief sie die letzten paar Meter bis zum Felsvorsprung, bevor ihre Freundin da sein konnte .

Staunte nicht schlecht, als sich die Provinz Yunnan vor ihr  in der Mittagssonne erschreckte. Das Grün der Bäume und Felder leuchtete hell, das Wasser des Flusses glänzte in der Sonne. Chohee konnte sogar den See mit dem Wasserfall sehen.

„Wow.“ Sie kam aus dem staunen einfach nicht mehr raus. Schaute sich jeden Fleck mehrmals an und saugte die Details auf.  

„Lass uns etwas essen“, sagte Geunyeong und breitete eine Picknickdecke aus. Zusammen stellten sie das Essen hin, dass Frau Jeon ihnen extra vorberietet hatte.
Mit dem Blick auf die schöne Landschaft aßen sie Still.

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