Planänderung

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Meine Uniform kratzte.

Ich trug eine schwarze Hose, ein bis zum Verderben gerstärktes Hemd und eine absurde Fliege - mein Kellnerinnenoutfit.

Zusammen mit Tom und Olivia saß ich in einem kleinen Floristenlieferwagen, den Rosa letzte Woche auf Kosten von M. gekauft hatte. Statt Blumen waren Monitore und Computer im Laderaum verteilt - Olivias Kommandozentrale.

Pyotr war schon seit einigen Stunden als Küchenhilfe in der Villa. Damit war er ideal platziert, denn die Küche befand sich ganz in der Nähe eines Hausmeisterraums und im richtigen Moment würde Pyotr von dort aus den gesamten Strom in der Villa ausschalten können.

Glücklicherweise hatte ich die Abendschicht bekommen und war erst in einer halben Stunde dran. Mit unseren gefälschten Zeugnissen und Referenzen war es leicht gewesen, bei der Firma anzuheuern, die für die Gala angestellt worden war.

Rosa war vor einer Minute in Richtung Haupteingang losgegangen - komplett mit einer gefälschten Einladung, einem wunderschönen, mitternachtsblauen Kleid und einer Perücke, die ihr in sanften Wellen über die Schulter fiel. Sie hatte sich so selbstverständlich in ihren hohen Schuhen durch die Menge von wartenden Gästen bewegt, dass sie vollkommen in diese Welt zu gehören schien.

Eine Einladung hätte für sie und Tom gereicht, denn sie erlaubte es einen Gast mitzubringen, doch die beiden hatten sich entschieden getrennt zu gehen.

Tom stand neben mir und wartete. Im Gegensatz zu mir wirkte er nicht im Geringsten nervös. Er trug einen blauen Anzug und eine dicke Hornbrille. Zusammen mit der Perücke unter die er seine Locken gezwängt hatte, sah er ziemlich verwandelt aus. Auf den ersten Blick hätte ich ihn wahrscheinlich nicht erkannt. In sein Jacket war die Fälschung des Manuskripts eingenäht, das er und Rosa zum richtigen Zeitpunkt gegen das Original tauschen würden. Wenn alles gut ging.

"Ich steh jetzt hier am Eingang und warte."

Rosas Stimme drang deutlich an mein Ohr. Wir alle trugen Mikrophone an unseren Kragen und winzige Empfänger in den Ohren, eine Spezialität, die uns Olivia - mit M.s Hilfe und Kleingeld - besorgt hatte. Als ich die Sachen zum ersten Mal angelegt hatte, hatte ich mich wie in einem Spionagefilm gefühlt. Die Reichweite war begrenzt, aber solange wir alle in der Nähe der Villa blieben sollte es keine Probleme geben.

Olivia starrte gebannt auf ihren Laptop.

"Wartest du immer noch auf eine Antwort", fragte Tom sie.

Sie nickte stumm.

"Von wem?"

Olivia löste ihren Blick vom Bildschirm und erklärte:

"Warburton hat mir keine Ruhe gelassen. Also hab ich einen Kontakt von mir auf ihn angesetzt. Wenn sie nichts findet, gibt es nichts zu finden. Aber falls Warburton doch etwas versteckt, wird sie's rausbekommen."

Tom sah skeptisch aus.

"Manchmal gibt's einfach nichts rauszubekommen."

Olivia zuckte mit den Schultern:

"Umso besser."

"Leute, wir haben ein Problem."

Rosas Stimme klang in meinem Ohr. Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort:

"Ich komm nicht rein. Der Typ an der Tür kennt mich. Er wird sofort sehen, dass die Einladung nicht zu mir passt. Ich komm zurück."

Ein paar Minuten später stieg sie frustriert zu uns in den Laderaum.

"Verdammt."

"Was ist passiert?"

"Ich hab's gerade noch rechtzeitig gesehen. Der Türsteher. Er hat mich bei einem meiner ersten Einbrüche aufgegriffen."

Charlie, die Einbrecher und der Diebstahl des JahrhundertsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt