Rosas Verschwinden

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"Was ist mit ihr? Ist sie okay?"

Tom sah erschrocken von seinen kaputten Händen auf.

"Keine Ahnung. Sie ist verschwunden."

"Ihr Handy ist aus", rief Olivia vom Fahrersitz aus, "checkt, ob sie euch kontaktiert hat."

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und sah, dass ein tiefer Riss das Display spaltete. Es schien noch zu funktionieren, aber kein Anruf von Rosa war darauf.

"Vielleicht ist ihr Akku alle? Oder sie hat sich nur hingelegt", sagte ich hoffnungsvoll, ohne selbst dran zu glauben.

Pyotr schüttelte entschieden den Kopf:

"Keine Chance. Sie sollte Zuhause auf uns warten bis wir den Buchhalter und die Bücher haben."

"Warburton?"

"Oder Edavane?", fragte Tom.

"Edavane wirkte ziemlich überrascht, als sie mitbekommen hat, dass bei ihr eingebrochen wurde. Glaub' nicht, dass sie uns erwartet oder jemanden zu Rosa geschickt hat", entgegnete ich.

"Und jetzt?"

"Wir fahren nach Hause und sehen nach", antwortete Pyotr.

"Ich weiß nicht", Tom sah sich zögerlich um, "wir sollten ihn so schnell wie möglich zu Warburton bringen."

Er zeigte auf Ian.

"Mag sein, aber nicht bevor wir nicht wissen, was mit Rosa ist", Pyotr klang nicht so, als würde er Wiederworte dulden.

Tom kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe und strich sich abwesend über seine aufgeschürften Knie; schließlich sagte er:

"Charlie? Liv?"

Olivia schaute ihn durch den Rückspiegel kurz an:

"Wir sehen nach."

Der Schmerz in meinem Kopf ließ meine Gedanken langsamer arbeiten als sonst. Ich wollte nichts mehr, als endlich Ian und die Bücher loszuwerden und das Ganze hinter mich zu bringen, aber was wenn Rosa unsere Hilfe brauchte? Ich sah auf meine Uhr. Es war halb 5. Wir hatten genug Zeit, nach Hause zu fahren und dann zu Warburtons Landsitz. Tom schien meinen Blick richtig zu interpretieren, denn er seufzte:

"Okay, dann los."

Eine dreiviertel Stunde später parkte Olivia in einer Nebenstraße nah an unserem Haus.

"Ihr bleibt hier", Pyotr zeigte auf mich und Tom, "und lasst den Buchhalter nicht aus den Augen. Wenn was ist, ruft an."

Damit waren er und Olivia aus dem Wagen gesprungen. Ich sah auf meine frisch verbundenen Arme runter und fühlte mich seltsam schwerelos. Ein Teil von mir konnte noch immer nicht glauben, dass ich mich durch die Fensterscheibe zwei Stockwerke in die Tiefe geworfen hatte. Tom lehnte erschöpft und mit geschlossenen Augen an der Wand des Lieferwagens.

"Bist du okay?", fragte ich zögerlich.

Er lächelte, hielt jedoch seine Augen weiter geschlossen. Ich konnte sehen, dass er schwer atmete und sich an die Seite fasste.

"War nie besser, Charlie."

"Sicher?"

Er nickte, sagte jedoch nichts.

Ich zwang mich, meinen Blick von Tom zu lösen und sah Ian an. Ich hasste, dass wir ihm Warburton übergeben würden, aber so sehr ich auch nachdachte, es fiel mir keine Alternative ein. Ich überließ mich meinen düsteren Gedanken, bis Pyotr wenig später die Tür öffnete und mit sich kalte Novemberluft in den Wagen brachte. Olivia war direkt hinter ihm. Ihre Gesichter sagten mir alles, was ich wissen musste. Ich fluchte.

Charlie, die Einbrecher und der Diebstahl des JahrhundertsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt