Kapitel 1

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April erwachte, das piepsen ihres Weckers hatte sie aus ihrem Traum in die Realität gerissen. Sie richtete sich in ihrem Bett auf und blinzelte mehrmals, um sich an das Sonnenlicht, welches durch ihr Balkonfenster flutete, zu gewöhnen.

Ihre Hand fuhr wie von allein zu ihrem Wecker und schaltete das piepsen ab. Gähnend und sich streckend stand sie langsam aus ihrem Bett auf und tabste zu der Tür, die zu ihrem eigenem Badezimmer führte.

Ihr Haus war Prächtig und groß und schon lange im Besitz ihrer Familie. Und nach dem Tod ihrer Großeltern war das Erbe und das Haus auf ihre einzige Tochter übergegangen. Elaine Loryel, ihre Mum.

Doch vor 8 Jahren starb ihre Mutter an Leukämie. Sie war gerade mal 10 gewesen, als ihre Mutter verstarb. Und ihre jüngere Schwester May, war sogar erst 2 als es geschah. Ihr Vater, Michael Loryel, hatte sich seitdem immer mehr zurückgezogen und auch sie selbst hatte einige Zeit keinen an sich ran gelassen. May hingegen vermisste ihre Mutter kaum, da sie Sie ja nie wirklich gekannt hatte. April hatte sich nach einigen Jahren, May zuliebe, zusammen gerissen und versucht ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Weiter zu leben und nicht wie ein Geist durch das Leben zu schweben. Doch ihr Vater hatte den Tod von Elaine nie ganz überwunden und lebte wie ein einsamer Schatten in der Dunkelheit. Er hatte nie wieder geheiratet, oder auch nur an eine Beziehung gedacht. Obwohl es viele Verehrerinnen gab, die aber vermutlich eher hinter seinem Geld und Erbe her waren, als hinter ihm selbst. Er war allein geblieben, und nur sie und May waren der Kleber der sein gebrochenes Herz zusammenhielt.

Sie drückte die kalte Klinke ihres Badezimmers hinunter und trat ihn den Raum. Ihr Haus war im Gegensatz zu denen ihrer meisten Freunde riesig und so hatte jeder sein eigenes Badezimmer. Und noch dazu hatte sie das mit Abstand größte und schönste von allen.
Als sie nun in den Spiegel über dem Waschbecken blickte, sah sie ihre komplett Silbernen, vom Schlaf noch müden Augen. Diese verbarg sie in der Schule mit speziellen grünen Kontaktlinsen, damit keiner sah, dass ihre Augen nicht wie die von anderen waren. Bei ihren Augen war kein Unterschied zwischen Iris und der Pupille, es war als wären sie verschmolzen und zu einem silbernen Punkt geworden. Die Leute hätten es seltsam oder unmenschlich gefunden. Sie selbst hatte sich nur schwer an die quecksilberfarbenen Augen gewöhnen können, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Ebenso wie ihre Schwester die gleichen silbernen Augen geerbt hatte.

Immer wenn sie ihre silbernen Augen sah, wünschte sie sich, mehr wie normale Mädchen ihres Alters zu sein und eine ganz normale Familie zu haben. Doch sie war alles andere als normal. Geheimnisse umgaben ihre Familie, doch ihr Vater wollte keine ihrer vielen Fragen beantworten. Und so blieb ihr nichts anderes übrig als ihre seltsamen Augen zu verstecken und mit den vielen unbeantworteten Fragen zu leben.

Ihre schwarzen, langen, gewellten Haare umrahmten ihr blasses schmales Gesicht im Spiegel. Die gerade dünne Nase und die rötlichen vollen Lippen sahen wirklich hübsch aus. Ihr Vater sagte oft, dass sie aussähe wie ihre Mutter, doch April konnte das nicht sehen. Für sie war ihre Mutter perfekt gewesen. Sie sah umwerfend aus, doch mehr als die dunklen Haare und die vollen Lippen, ebenso wie die silbernen Augen, hatte sie nicht von ihrer Mutter.

Sie senkte ihre Lieder und blickte an sich hinunter. Ihr Pyjama bestand aus einer kurzen blauen Hose und einem schwarzen Trägertop, ihre nackten Füße gruben sich in den kleinen flauschigen Teppich, der auf den Fliesen vor dem Waschbecken lag.

Als sie sich im Bad fertig gemacht, geduscht und ein wenig Maskara aufgetragen hatte, ging sie zurück in ihr Zimmer und dann in den Nebenraum, den sie als begehbaren Kleiderschrank nutzte.

Sie blickte in die Fülle ihrer vielen Klamotten, die feinsäuberlich an ihren Kleiderbügeln hingen. Sie legte viel Wert auf ihr Äußeres und kleidete sich meist eher etwas schicker. Da sie nach der Schule allerdings mit zu Caleb gehen wollte, um für eine anstehende Mathe-Klausur zu lernen, zog sie sich eine bequeme schwarze Jeans und einen dunkelroten Kragenpullover an. Ihre sonstigen Outfits für die Schule bestanden eher aus dunkel gehaltenen Kleidern und Röcken.

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