Ich spüre zwar die Anwesenheit eines Menschen in meiner Nähe, jedoch schaffe ich es nicht meine Lider zu öffnen. Meine Augen brennen darunter wie Feuer. Andererseits möchte ich niemandem ins Gesicht blicken oder überhaupt etwas sehen. Nicht die besorgten Gesichter, nicht die leere Hälfte meines Bettes, nicht seine Strickjacke, die über meinem Schreibtischstuhl hängt. Alles erinnert mich auf irgendeine Weise an ihn und das ertrage ich einfach nicht.
„Blaze", versucht mich mein Bruder zu wecken. Seine Stimme hat einen sanften Ton angenommen, welchen ich zuvor noch nie bei ihm jemals heraus gehört habe. Nicht einmal zu dem Zeitpunkt, als wir noch Kinder waren. „Ich hatte gestern einen riesen Schiss um dich"
Warum?, frage ich mich.
„Du saßt an der Fensterbank, gefährlich weit raus gelehnt. Hätte ich dich da nicht weggetragen... wer weiß... was dann passiert wäre?" Es klingt danach, als würde er weinen, was den Druck auf meiner Brust nur erhöht. Dieser Druck scheint meine Lunge und all die anderen Organe in meinem Brustkorb einfach zu zerquetschen.
„Ich würde alles dafür tun, damit es dir besser geht, Schwesterherz."
Ein sanfter Hauch eines Kusses auf meiner Stirn erinnert mich daran, wie Travis mich das letzte Mal an dieser Stelle geküsst hat, bevor er mich verlassen hat.
Ich hätte ihn nicht gehen lassen sollen. Hätte sagen sollen, dass meine Mom uns sicher etwas leihen könnte. Hätte meinen Bruder sogar auf Knien angebettelt. Hätte einfach alles dafür getan, wenn ich vorher gewusst hätte, was geschehen würde.
Eine salzige Nässe befeuchtet meine Wangen und kullert anschließend auf meine Lippen, während ich meine Lider aufeinander presse und mich dazu zwinge, wieder einzuschlafen. Nur dann besteht die Möglichkeit auf eine Zukunft mit der Liebe meines Lebens.
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Denkt ihr, beziehungsweise könntet ihr euch vorstellen, dass sich Blaze im Eifer des Gefechts aus dem Fenster gestürzt hätte?
Samyy xx
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nuttenrot
Teen FictionEs ist tragisch, wenn uns die scheinbar wichtigste Person in unserem Leben plötzlich aus den Fingern entrissen wird. Noch tragischer ist es, wenn man diesen Verlust, diesen Schicksalsschlag auf eine Art und Weise verarbeitet, bei der wir drohen unse...