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Sometimes home isn't four walls, it's two eyes and a heartbeat.

„Baby", höre ich eine wundervolle Stimme in der Ferne zu mir sagen. Zunächst scheint die Stimme weit entfernt zu sein, doch nach mehreren Wiederholen dringt sie immer näher an die Oberfläche, ehe ich flatternd meine Lider öffne und dem Übeltäter, der mich aus meinem Schlaf gerissen hat, in die Augen blicke.

Fast schon wimmernd drehe ich ihm den Rücken zu. „Ich hasse es", murmle ich dabei.

Sein tiefes Lachen erfüllt für den Augenblick den Raum weswegen ich mich frage, ob es trotz Hass dem gegenüber eine schönere Art als diese gibt, aufgeweckt zu werden.

„Ich weiß, ich weiß", gesteht er, „ich konnte aber nicht gehen, ohne dich vorher zu küssen."

Meine Neugier veranlasst mich dazu, mich wieder zu ihm zu drehen. Er stützt sich mit dem Ellbogen auf den Kissen ab, sodass er mir ein wenig überragt und zu mir hinunter sehen kann. Nahezu hypnotisiert strecke ich meine Hand nach ihm aus, um seine weiche Wange zu berühren und mit den Daumen die Konturen seiner vollen Lippen nachzufahren. Es kostet mich viel Mühe, den Blick davon loszureißen und ihn auf seine braunen Augen zu richten.

„Du willst mich hier also einfach alleine lassen?", quengle ich und schiebe spielerisch die Unterlippe vor.

„Es hat keinen Zweck die Schmollnummer zu ziehen" sagt er während er die Schultern zuckt, sich allerdings kein allzu bekanntes Lächeln verkneifen kann. Es ist zweifellos ein unwiderstehliches und ansteckendes Lächeln.

Augenverdrehend gebe ich es auf, woraufhin der Blick von Travis zärtlicher wird während er mir einige dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht streicht und hinter mein Ohr steckt. „Ich bin höchstens eine Stunde weg. Ich will nur Geld abheben für die Kirmes heute Abend." Und da drängen sich die unangenehmen Erinnerungen wieder in mein Gedächtnis. Wir hatten uns – gezwungenermaßen – mit Harry und Tiff verabredet. Eine Art Doppeldate, sodass Tiff uns maßgeblich beweisen kann – und um es sich vermutlich selbst einzureden – dass sich Harry, das Arschloch in Person, für seine geliebte Tiff ändern kann. Meine beste Freundin tut mir leid, denn selbst Travis, der andererseits der beste Freund von Harry ist, sieht darin wenig Hoffnung.

Jedoch verziehe ich bei der Vorstellung des zukünftigen Abends bloß das Gesicht.

„Das wird schon nicht so schlimm werden", versucht mich Travis kläglich zu beruhigen und gibt mir letztendlich einen Kuss auf die Stirn, ehe er das Bett schließlich verlässt. Schamlos beobachte ich ihn grinsend dabei, wie er sich seine Kleidung überstreift. Von seinen zerzausten braunen Haaren zu seinen starken Oberarmen, seiner muskulösen Oberkörper bis hin zu seinem knackigen Hintern.

„Blaze Smith", ermahnt er mich schockiert, als er ich allmählich beobachtet fühlt. Nachdem er nun auch seinen Hosenstall zugeknöpft hat, kommt er nochmal auf das Bett zu um mir einen Abschiedskuss auf die Lippen zu hauchen. Es sollte ursprünglich nur ein flüchtiger sein, doch ich vergrabe meine Hände allmählich in seinen Haaren und versuche dabei ihn wieder zu mir ins Bett zu ziehen. Allerdings vergeblich, denn er ergreift rasch die Flucht, als er noch die Möglichkeit dazu hat und ruft mir bloß noch „Ich liebe dich" zu, ehe die Zimmertür hinter ihm ins Schloss fällt.

Einige Minuten verweile ich noch seelenruhig in meinem Bett, bevor ich mich dazu entschließe es gähnend zu verlassen und ebenfalls in meine Alltagskleidung zu schlüpfen. Meine schwarzen Haare binde ich zu einem unordentlichen Knoten und mit einer Jogginghose und einem schlichten bordeauxroten Shirt gehe ich schließlich aus dem Zimmer.

Zur selben Zeit schließt auch mein Bruder die Zimmertür hinter sich und entdeckt mich dabei sofort, da sich unsere Zimmer direkt nebeneinander befinden.

Augenbrauenwackelnd grins er mich schon schelmisch an und ich erahne Ungutes.

„Ihr hattet ja eine Menge Spaß gestern."

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Max." Mein drei Jahre jüngerer Bruder wusste leider noch nie, wann seine Aussagen unangebracht sind und ich bezweifle, dass er das irgendwann noch lernen wird. Das darf ich vermutlich seinen Freunden wie Harry verdanken, denn mit so einem Freundeskreis wird er wohl nie erfahren, dass Sex durchaus eine weitgehend tiefere Bedeutung haben kann, als nur „einmal ficken, weiterschicken".

Ich gehe achtlos an ihm vorbei, den Flur entlang und höre dabei, wie er mir folgt.

„So wie es sich anhörte, hat er es dir ordentlich besorgt", geht er weiter und intimer auf das Thema ein.

Nichtssagend verdrehe ich meine Augen. Nach all den Jahren kann ich mittlerweile gut mit seinen idiotischen Kommentaren leben und sie mit Bravour aus meinem Alltag ausblenden. Aber es ändert nichts daran, dass ich mir die Zeit, in der Max noch nicht sprechen konnte, sehnlichst herbei wünsche.

Wir gehen gerade die Treppe hinunter, als er tatsächlich den erniedrigenden Versuch startet, mich beim Sex zu imitieren.

Schreiend schlage ich nach ihm: „Du bist ein verdammtes Arschloch, Max!"

„Und du 'ne verdammte Schlampe, Blaze!"

Empört will ich ein weiteres Mal nach ihm ausholen, doch zu dem Zeitpunkt kommt meine Mutter aus der Küche gestürmt was der Anlass dafür ist unseren Streit abrupt zu beenden. Wir wechseln noch ein paar letzte hasserfüllte Blicke und tun dann unserer Mutter den Gefallen, indem wir sie gezwungenermaßen friedlich anlächeln. Sie prüfte uns stumm mit zusammengekniffenen Augen, ehe sie wieder zurück in die Küche geht und wir ihr folgen.

Max und ich werden nie miteinander auskommen, solange er sich wie ein wahrhaftiger Arsch aufführt und ein Anhängsel von Harry ist.

Seufzend über Max' Verhalten setze ich mich an den Esstisch und beobachte meine Mom gedankenverloren dabei, wie sie das Frühstück vorbereitet. Es riecht himmlisch nach Spiegeleiern mit Speck.

„Ihr verhaltet euch unmöglich, wisst ihr das?", schimpft sie.

Ich schnaubte entrüstet und schiebe Max die Schuld in die Schuhe.

„War ja klar, dass ich mal wieder Schuld bin", jammert er. Dabei frage ich mich, wie er in der einen Sekunde ein Ignorant und in der anderen zu einer beleidigten Leberwurst mutieren kann.

„Wenn du dich auch ständig wie ein dummes Tier aufführen musst", werfe ich tonlos zurück. Währenddessen stehe ich auf, um unserer Mutter behilflich zu sein und fange an den Tisch zu decken.

„Halt doch dein Maul, du -"

„Max!", unterbricht Mom ihn scharf, was mir eine sadistisch wirkende Genugtuung verschafft. „Das ist deine große Schwester, verdammt. Zeig' ihr doch wenigstens etwas Respekt." Mom sieht es nicht, aber triumphierend zeige ich meinem Bruder hinter ihrem Rücken den Mittelfinger und lache dabei stumm.

Nun offensichtlich schlecht gelaunt wendet er den Blick von mir ab, sinkt tiefer auf den Stuhl und schenkt seine Aufmerksamkeit seinem Handy, welches er soeben aus seiner Hosentasche gezogen hat.

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Dies ist nicht das vollständige Kapitel, da nun ein kleiner Zeitsprung kommt und da ich dies nicht mit irgendwelchen Zeichen, wie ich es sonst immer getan habe, andeuten will und ich noch keine Begabung darin gefunden habe, diese so auszuformulieren dass ich auch vollends zufrieden damit bin, unterteile ich die Kapitel jetzt einfach xD so als kleine Nebeninfo, damit ihr euch nicht wundert.

Kommen wir zu den Fragen:

Würdet ihr euch so von euren Geschwistern behandeln lassen? Egal ob älter oder jünger?

Was würdet ihr dagegen unternehmen?

Samyy xx

nuttenrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt