„Morgen ist die Beerdigung", informiert mich Tiff leise.
Wir haben mittlerweile den nächsten bedeutungslosen Tag. Ich liege in meinem Bett mit geöffneten Augen, doch ich bringe es nicht übers Herz in das traurige Gesicht meiner besten Freundin zu sehen.
„Wir wissen nicht, ob du in der Lage dazu bist, hinzugehen. Ob es gut für dich wäre, weißt du?"
Ich schweige, so wie die letzten Tage bisher auch. Und versuche nicht daran zu denken, welche Endgültigkeit seine Beerdigung bedeuten würde. Dann ist er unwiederbringlich fort.
Tiff seufzt leise, ehe sie das Thema wechselt: „Du hast die Gemüsebrühe überhaupt nicht angerührt, Blaze."
„Ich habe keinen Appetit", will ich sagen. „Ich kann das nicht zu mir nehmen, ohne es vermutlich direkt danach wieder auszubrechen."
„Du musst doch Hunger haben?"
„Nein", möchte ich ihr antworten.
Einige Minuten lang folgt Stille, bis ich aus dem Augenwinkel wahrnehme, wie sich Tiff bewegt. Sie steht auf, zieht sich ihre Jacke über und danach spüre ich ihren stechenden, besorgten Blick auf mir. „Süße, ich würde liebend gern für dich da sein, dir helfen. Aber... ich weiß einfach nicht wie. Mittlerweile frage ich mich sogar, ob du mich überhaupt wahrnimmst und hörst, was ich dir sage. Ich denke, ich sollte dich erstmal in Ruhe lassen, bis du ein bisschen gefasst hast."
Ihre Worte bewirken etwas in mir. Etwas anderes, als diesen unerträglichen Schmerz. Zwar spüre ich es nur für einen Bruchteil einer Sekunde bis es von anderen, übermannenden Gefühlen ausgelöscht wird, aber dennoch habe ich es eindeutig wahrnehmen können. Und zwar will ich nicht, dass sie geht.
„I-ich... ich gehe." Meine Stimme ist brüchig, klingt merkwürdig und fremd.
Tiff erstarrt augenblicklich in ihrer Bewegung und dreht sich langsam wieder zu mir um. Ihre Mine ist überrascht, ihre Augen leicht geweitet, als wenn es ein Wunder wäre, dass ich zwei Worte von mir gegeben habe. „Was? Was hast du gesagt?"
Ich will mich bemühen, zu lächeln, doch meine Mundwinkel heben sich keinen Millimeter, dennoch sage ich mit derselben fremden Stimme: „Ich gehe zu der Beerdigung." Fast zweifle ich daran, dass sie es überhaupt verstanden hat, denn die letzten Silben waren nicht lauter als ein Flüstern, doch als sie lächelt bestätigt sie das Gegenteil.
Sie legt lächelnd ihren Kopf schief, wobei mir auffällt, dass ihr Lächeln eher eine Erleichterung als eine Fröhlichkeit ausstrahlt. Sogar ihre Augen funkeln verdächtig, derweil sich Tränen ihnen bilden, während sie nickt und sagt, dass es okay wäre.
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Ich hoffe, das zweite Kapitel hat euch gefallen und gespannt seid auf das nächste c: Ihr könnt mir liebend gern eure Gedanken und Vermutungen zu bestimmten Absätzen gerne mitteilen, da mich das wirklich interessiert.
Wärt ihr in so einer Situation in der Lage gewesen, zu der Beerdigung zu gehen?
Findet ihr die Fragen hier eigentlich überflüssig oder gut?
Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen und angenehmen Tag, meine Lieben xx
Samyy xx
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nuttenrot
Teen FictionEs ist tragisch, wenn uns die scheinbar wichtigste Person in unserem Leben plötzlich aus den Fingern entrissen wird. Noch tragischer ist es, wenn man diesen Verlust, diesen Schicksalsschlag auf eine Art und Weise verarbeitet, bei der wir drohen unse...