Als wir das Schulgelände betreten, welches überfüllt mit den Schülern und Lehrern ist, spüre ich mein Herz aufgrund des Hasses, den ich verspüre, schwerer klopfen. Diesen Hass, denen ich gegenüber den Lehrern hege, die uns das Leben immer mehr erschweren und gar nehmen, den respektlosen Schülern, dem Lehrstoff, der Jugend, die Gesellschaft. All das hat sich in eine Richtung entwickelt, in der normaldenkende, durchschnittlich intelligente Menschen in Depressionen verfallen, weil sie sich den Trends nicht nachgeben und dadurch wohl kaum von ihren Mitmenschen akzeptiert werden. Zumindest ist es das, was ich in meiner Umgebung mitbekomme. Betrachtet doch bitte die Jungen: Enge Jeans, lange Shirts die einem Kleid zum Verwechseln ähnlich sehen und gehen mit Mädchen um, als wären sie reine Objekte für ihre Triebbedürfnisse. Sigmund Freud hatte Recht, als er sagte, die Menschen seien sexuelle und aggressive Wesen, dessen Triebe schnellst möglichst und umfassend befriedigt werden müssen.
Und die Mädchen? Sie bestehen teilweise nur aus Knochen und Schminke. Sie machen sich Berühmtheiten zum Vorbild und hungern jeglichen Fett hinunter. Sie klatschen sich hundert Gramm Makeup auf ihre Augenbrauen, Augenlidern, Wimpern, Wangen, Stirn, Nase, Kinn und wo auch immer, um sich dann schön fühlen zu können. Dass sie doch bereits schön sind, so wie sie sind und ebenso einzigartig, verstehen sie nicht, denn die Schönheitsideale lasten auf jeden von uns.
„Blaze? Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?"
Stark zusammenzuckend reiße ich meine Augen weiter auf, blinzle einige Male verträumt, ehe ich sie erschrocken auf das wütende Gesicht von Tiff richte.
Entnervt stöhnt sie auf und verdreht ihre Augen, um anschließend bockig in die Ecke zu blicken, während sie sich mit verschränkten Armen gegen ihr Schließfach lehnt. „Worin warst du wieder vertieft?"
Seufzend gebe ich den Zahlencode, woraufhin sich die Tür quietschend öffnet. „In so Sachen eben." Weiter möchte ich gar nicht auf das verträumte Thema eingehen und bitte sie darum, sich noch einmal zu wiederholen.
„Sicher? Wir wollen ja nicht, dass du einschläfst." Tiffany ist wirklich empfindlich.
Nachdem ich meine Bücher rausgeholt und die Spindtür wieder ins Schloss fallen lassen habe, lehne ich mich ebenfalls dagegen an und muss dabei die Augen verdrehen. „Tiffany Callaghan", ermahne ich sie und kann ihr dabei ein leises Kichern entlocken.
„Ist ja okay", gibt sie sich geschlagen und richtet ihren Blick wieder auf mich. „Mich hat vorhin Drake angesprochen."
Ich habe zwar keine Ahnung, wer Drake ist, aber ich tue mal so, als würde ich ihn kennen. „Weswegen?", hake ich also nach.
„Wegen der Party?"
Fragend ziehe ich eine Augenbraue in die Höhe.
„Na, die Party, die Hunter heute schmeißt", erklärt Tiffany, als wäre es selbstverständlich, das zu wissen.
Und wer ist jetzt Hunter? „Okay... und gehst du hin?"
„Weiß ich noch nicht... vielleicht? Ich bin mir nicht ganz sicher, und du?"
Ich? Und eine Party? Ganz sicher nicht. Ich habe keine Lust auf das Aufbrezeln und die vielen Menschen, die Pärchen, die sich für eine einzige Nacht gefunden haben und mich an etwas schmerzhaftes erinnern. Viel lieber möchte ich alleine nachts auf meiner Fensterbank sitzen, in den Sternenhimmel blicken und meine Lunge zu teeren. Deshalb antworte ich mit einem halbherzigen Lachen: „Wohl eher nicht."
„Wieso nicht?", hakt meine beste Freundin interessiert nach.
Während ich meine Schultern als Antwort auf ihre Frage zucke sehe ich auf die Wanduhr zu meiner Rechten. Der Unterricht beginnt in wenigen Minuten und sage deshalb nur noch flüchtig: „Keine Lust." Es ist ja auch irgendwie die Wahrheit.
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nuttenrot
Teen FictionEs ist tragisch, wenn uns die scheinbar wichtigste Person in unserem Leben plötzlich aus den Fingern entrissen wird. Noch tragischer ist es, wenn man diesen Verlust, diesen Schicksalsschlag auf eine Art und Weise verarbeitet, bei der wir drohen unse...