Hat sich heute nichtgelohnt aufzustehen. Hätte weiterschlafen sollen.
Am Morgen machten sich alserstes die pochenden Kopfschmerzen bemerkbar. Stöhnend fasse ich mirmit schmerzverzerrter Miene an meine Schläfe. Bei dem Versuch, meineLider aufzuschlagen, werde ich von dem erhellten Zimmer gnadenlosbehandelt. Und ich stelle mir erst gar nicht die Frage, wie vielAlkohol ich gestern zu mir genommen habe. Dem scheußlichen Gefühl,der mich nun plagt, nach zu urteilen mussten es mehrere Liter gewesensein. Ich wage es nicht, meine Position im Bett für einen Millimeterzu verändern und beschließe dementsprechend kurzzeitig für denrestlichen Tag so zu verweilen.
Meine Mutter würdesicherlich Fragen stellen und ehrlich gesagt weiß ich auch nicht,wie ich überhaupt nach dem gestrigen Abend zurück in mein Bettgelangt bin. Doch bei der Überlegung, welche Ausrede ich ihr liefernkönnte, fällt mir auf, dass ich die letzten Stunden keine einzigeSekunde daran gedacht habe, was die letzte Woche geschehen ist. DerSchmerz wurde in diesem Zeitraum von den Spirituosen ertränkt. Ichkonnte frei atmen und leben. Aber jetzt wo ich wieder in einemnüchternen, zumindest halbwegs nüchternen, Zustand angelangt bin,kommt es leider wieder hoch. Die Welle der Einsamkeit, Trauer undverlorener Liebe spült wieder an das Land des Bewusstseins und sorgtdafür, dass ich darin ertrinke.
Ich will den Verlustmeines Jungens nicht ausnutzen, um im Gegenzug der Fragerei und derBesorgnis meiner Mutter ausweichen zu können.
Lange kann ich jedochnicht weiter darüber nachdenken, denn davor klopft es bereits anmeiner Zimmertür.
Unaufgefordert betrittderjenige mein Zimmer. Allerdings sind meine Augen aufgrund derHelligkeit noch immer geschlossen. Traue mich nicht, abermals zuversuchen sie zu öffnen, da ich die Frühlingssonne auf meiner Hautprickelnd spüre.
„Mäuschen?", höreich die sanfte Stimme meiner Mutter.
Ich rühre mich nicht,doch atme hörbar aus.
„Warum liegst du dennnoch im Bett?"
„Mir geht es scheiße",brumme ich geradewegs heraus und schaffe es, mich auf die andereSeite des Bettes zu rollen, als ich höre wie meine Mutter Anstaltenmacht, auf das Bett zu zukommen. Bei dieser Bewegung dreht sich mirmein Magen genauso um.
Ich will noch hinzufügen,dass dies körperlich bezogen ist, jedoch fängt sie bereits an loszu reden: „Vielleicht könntest du mir als eine Art Ablenkung mirbeim Aufräumen helfen. Ich könnte sehr deine Hilfe bei den Fensternbrauchen. Außerdem sieht dein Zimmer so unordentlich aus. Was hältstdu davon?"
Allein bei diesen Wortenspüre ich, wie die Galle in meinem Magen anfängt zu brodeln.
Gezwungenermaßen lügeich also, dass es gar nicht so schlimm wäre, um zu Hause bleiben zumüssen und setze noch drauf, dass mich Tiffany später abholen wird.
„Bist du dir sicher?",hakt sie besorgniserfüllt nach.
„Ja, mach' dir keineSorgen", winke ich vermutlich etwas zu schroff ab und bin froh, alssie sich geschlagen gibt und mein Zimmer wieder verlässt. Dabeifrage ich mich, auf was für eine Situation ich mich nun eingelassenhabe.
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nuttenrot
Teen FictionEs ist tragisch, wenn uns die scheinbar wichtigste Person in unserem Leben plötzlich aus den Fingern entrissen wird. Noch tragischer ist es, wenn man diesen Verlust, diesen Schicksalsschlag auf eine Art und Weise verarbeitet, bei der wir drohen unse...