Ornithomimus (28.11.2018)

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- ARTIKEL DER WOCHE -

Ornithomimus velox (Schneller Vogelnachahmer)

1890 von Othniel C. Marsh

Familie: Ornithomimidae

Länge: ♂ bis zu 3,4, ♀ bis 3,3m

Gewicht: ♂ bis 100kg, ♀ bis 90kg

Auch wenn er äußerlich eher einem großen Laufvogel ähnelt, begnügt sich ein Ornithomimus meistens mit einer Diät aus kleinen Krebstieren, die er mit seinem zahnlosen Schnäbeln aus dem Wasser filtern kann, ganz ähnlich, wie es heutzutage Enten tun. Zur Ergänzung seines Speiseplans gehören Wasserpflanzen, Früchte, Insekten und hin und wieder auch mal ein Frosch, eine Echse oder ein kleines Säugetier.

Ornithomimis sind sehr scheu und meistens Dämmerungs- und Nachtaktiv. Ihre großen Augen, ihr gutes Gehör und ihre feine Nase warnt sie im Zwielicht vor Gefahren. Zum gegenseitigen Schutz leben sie in Gruppen von bis zu zwanzig, meist jedoch nicht mehr als fünfzehn Tieren, bevorzugt in Wäldern mit enger Nähe zu Gewässern: Ornithomimis sind nämlich ausgesprochene Wasserratten und lieben es zu Schwimmen. Die offenen Ebenen meiden sie, um dort ihren größeren Vettern, den Struthiomimis aus dem Weg zu gehen. Obwohl sie eng miteinander verwandt sind, bevorzugen beide Arten sehr unterschiedliche Lebensräume, weshalb sie nebeneinander existieren, ohne Konkurrenten zu sein.

Ornithomimus-Männchen sind im Mittel ein klein wenig größer als die Weibchen, dafür aber auffallender gefärbt: Während die Weibchen ein mattbraunes Gefieder haben, ist das Gefieder der Männchen rötlich. Vor allem die Vorderseite des Halses und die langen Armfedern leuchten scharlachrot, um Konkurrenten abzuschrecken und den Weibchen zu imponieren. Die Weibchen haben dagegen kürzere Armfedern, die sie zum Bebrüten ihrer Nester einsetzen. Ornithomimis leben monogam, ein Brutpaar bleibt sein ganzes Leben lang zusammen. Um ihren Nachwuchs kümmern sich beide Eltern sehr liebevoll: Schon bei der Brut wechseln sich Männchen und Weibchen meistens gegenseitig ab, es kommt jedoch auch vor, dass das Männchen allein auf Nahrungssuche geht und sein Weibchen mit Futter versorgt. Die Jungen werden bis zu einem Alter von etwa sieben Monaten umsorgt. Im Alter von etwa drei Jahren werden sie dann selbst geschlechtsreif.

Ornithomimis können fantastisch springen und rennen, so entkommen sie beinahe jedem Feind, der nicht so behände durchs Unterholz sprinten kann wie sie. In diesem Verhalten unterscheiden sie sich ebenfalls von den Struthiomimis, die bei der Flucht nicht im Unterholz Schutz suchen, sondern ihren Feinden im offenen Gelände auf längerer Distanz zu entfliehen versuchen. Auch in der Anatomie gibt es einige Unterschiede, mal abgesehen von der Körpergröße: Ornithomimis haben kürzere, aber kräftigere Arme und stärkere Krallen, mit denen sie sich auch gut gegen kleinere Räuber zur Wehr setzen können.

Trivia:

Ornithomimus und seine Verwandten waren dank ihrer langen, kräftigen Beine die wahrscheinlich schnellsten Dinosaurier überhaupt. Sie konnten im schnellen Lauf die Geschwindigkeit eines Rennpferdes erreichen, aber dank ihrer gut ausgebildeten Atmungsorgane dieses Tempo sehr viel länger halten, ohne zu ermüden.

In der Hell Creek Formation sind Ornithomimiden recht häufig, bislang wurden u.a. 15 recht vollständige Skelette dort gefunden. Allerdings erweist sich die genaue Klassifizierung als recht schwierig. Heute werden in der Forschungsliteratur drei Gattungen unterschieden, nämlich Ornithomimus, der sehr viel größere Struthiomimus und eine bislang noch unbeschriebene Gattung namens Orcomimus, die keiner der beiden anderen Gattung zugeordnet werden kann.

Ob es sich bei Ornithomimus tatsächlich um einen O. velox handelt, einer Art, die häufiger aus etwas älteren Fundstätten in Kanada bekannt ist, war lange Zeit umstritten und es Stand zur Debatte, dem Hell-Creek-Ornithomimus einen neuen, eigenen Artnamen geben zu müssen. Während der Entstehungszeit von „Die weißen Steine" wurde der strittige Name „Ornithomimus velox" verwendet, der aktuell auch wieder als gültiger Name für die Exemplare aus Hell Creek anerkannt wird.

In den allerersten Dinosaurier-Geschichten, die der Autor Markus P. Kretschmer damals für seine kleine Schwester Annika verfasste, war ein kleiner Ornithomimus die Hauptfigur. Damals wurde die Gattung allerdings noch unter dem Namen "Dromiceiomimus" (Emu-Nachahmer) geführt.

Neue Alte Welt - Die Weißen Steine, Band IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt