~ Eins - Théaldrine ~

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Vater erzählte mir und meinen Bruder oft von den Kriegen die er bereits erfochten hatte. Während mein Bruder gespannt zuhörte und das Ende kaum abwarten konnte, hielt ich mir vor Angst die Augen zu. Später als meine Vettern, Éowyn und Éomer hinzukamen, wurden sie sofort in den Bann dieser alten Geschichten gezogen. Unser Vater hatte sie aufgenommen und behütet als wären es seine eigenen Kinder. Wir wuchsen wie Geschwister auf. Irgendwann, als mein Bruder und Éomer zu jungen Männern heranwuchsen, lehrte mein Vater ihnen den Schwertkampf und die anderen Tugenden der Reiter von Rohan. Éowyn ließ keine Gelegenheit aus um sie zu beobachten. Wenn niemand hinsah, übte Éowyn mit dem Schwert. Nur zähneknirschend sah ich ihr dabei zu und nur widerwillig schlich ich mich nachts mit ihr aus dem Zimmer. Aber so viele Kriegsgeschichten Vater auch erzählte, warnte er uns auch davor wie zerbrechlich der Frieden war. Ich hatte es früher nie wirklich verstanden, wie etwas dass man nicht anfassen konnte, zerbrechlich sein könnte. Aber als immer mehr Orks in den Osten unseres Landes einfielen, Dörfer plünderten und Menschen umbrachten, wurde mir bewusst das der Frieden ein hohes Gut eines Reiches war.

~*~

Eine Stimme holte mich wieder zurück in die Gegenwart. Ich drehte mich um und sah Théodred. Der Wind wehte mein dunkelblondes Haar ins Gesicht und ich streifte es wieder zurück. ,,Komm wieder herein, Schwester. In dieser Kälte wirst du dir noch den Tod holen. Es würde mir das Herz zerreißen wenn du nicht hier wärst und auf mich warten würdest." schmunzelte er er leise. Aber ich hörte den Zweifel in seiner Stimme, ob er überhaupt zurückkehren würde. Gekränkt sah ich ihn an, dachte er wirklich ich würde es nicht mitbekommen? Was hier vor sich geht? ,,Versteh doch, es meine Pflicht, mein Land zu Beschützen." versuchte er es zu rechtfertigen. Stumm lief mir eine Träne hinunter. 

Ich wollte nicht das er ging. ,,Versprich es mir." bat ich mit brüchiger Stimme. Erst jetzt schien er zu bemerken, wie sehr mir die Nachricht nahe ging. Ich hatte mit bekommen dass er mit ein Dutzend Männern zu den Furten des Isen reiten sollte. Es waren Orks die immer wieder in unsere Lande einfielen. Obwohl Théodred und Éomer immer wieder los ritten, war diesmal etwas anders. Vielleicht täuschte ich mich, weil Éomer nicht mit ihm ritt. ,,Was soll ich dir versprechen. Ich werde dir alles versprechen." riss mich mein Bruder aus den Gedanken und trat näher heran. ,,Versprich mir, dass du wieder kommst." brachte ich leise hervor. Er zögerte kurz und nahm meine Hände in seine. ,,Ich verspreche dir, dass ich zurückkehren werde. Zu dir und Vater." sagte er zögernd, aber mit jeden Wort wurde er sicherer. Er war sich selber kaum sicher, ob er wirklich zurückkehren würde. Ich wusste er konnte es nicht beeinflussen, niemand konnte das. Es war eine Lüge, dieses Versprechen. Aber ein wunderschönes, das mir Hoffnung gab. ,,Vater geht es immer schlechter und wenn du nicht..." Mein Bruder fiel mir ins Wort. ,,Alles wird gut. Éomer wird auf dich und Éowyn aufpassen. Geh nun hinein." riet er mir. Ich nickte zögernd und lächelte schwach. Dann ging ich zurück zu meinem Schlafgemach.

Königin von  Rohan ( HdR FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt