~ sechs - Immertreu ~

424 17 0
                                    

Ich sah aus dem Fenster. Nun hieß es Abschied nehmen. ,,Bist du bereit?" fragte Éowyn leise. Ich blinzelte die aufkommenden Tränen fort und nickte. Sie sah wunderschön unter dem schwarzen Gewand aus. ,,Du siehst schön aus." sagte ich leise. Éowyn lächelte und trat zu mir. Sie richtete ein wenig meinen Schleier. ,,Ich sage es nur ungern, aber schwarz ist nicht deine Farbe." lächelte sie aufmunternd. Sie hatte recht, es passte nicht zu mir. ,,Lass uns gehen." sagte ich sicher und lief aus meinen Schlafgemach.

~*~

Mein Vater und ich liefen dicht hinter den Männern die die Trage trugen, worauf mein Bruder lag. Wenn man Théodred auf der Trage liegen sah, so zurecht gemacht, hätte man annehmen können das er schlief und gleich aufstehen würde. Wir liefen vor die Stadtmauern Edoras. Zu den Hügelgräbern. Auf einigen wuchsen kleine weiße Blumen, die Immertreu. Sie wuchsen seit Jahrhunderte auf den Gräbern vergangener Könige. Die Männer trugen meinen Bruder ins Grab. Éowyn sang laut ein Klagelied. Als mein Bruder in der Grabkammer lag, kamen die Männer wieder hinaus und schlossen es mit einer Steintafel. Éowyn war am Ende ihres Liedes angekommen und ihr Gesang verstummte. Nur das schniefen einiger Frauen war zu hören. Ich schluckte schwer und trat vor das Grab. ,,Möge er in den Hallen unserer Vorväter Frieden finden." sprach ich laut.

~*~

Die Menschen waren alle wieder zurück in der Stadt und kümmerten sich wieder um ihre alltäglichen Dinge. Ich stand an der Stadtmauer und beobachtete meinen Vater, der seit der Beisetzung vor dem Grab weilte und Tränen vergoss. Ich sah Gandalf zu ihm laufen. Mein Vater hatte eine Immertreu in der Hand und warf sie zu Boden. Er erzählte Gandalf was es mit ihnen auf sich hatte,. ,,Das diese Finsteren Tage meine sein müssen. Die Jungen sterben und die Alten verweilen. Das ich noch Lebe und die letzten Tage meines Hauses sehe." klagte mein Vater. Gandalf atmete tief ein. ,,An Théodred's Tod tragt ihr keine Schuld." sprach der Zauberer sanftmütig. Mein Vater sah ihn eindringlich an. ,,Kein Vater sollte sein Kind zu Grabe tragen." gab er den Tränen nahe zurück. Er schlug sich die Hand vor das Gesicht und sank unter Tränen zusammen. Ich drehte mich weg und lehnte mich an die Stadtmauer. Es zerriss mir das Herz ihn so leiden sehen zu müssen. Sonst war Théodred immer derjenige der Vater unterstützte, nun würde ich es sein die auf ihn achtet. 

Ich drehte mich wieder zu meinen Vater, als ich am Horizont ein Pferd sah von dem plötzlich ein Reiter kippte. Ohne zu zögern rannte ich los, an Gandalf vorbei und den Hügel hinauf. Es waren Kinder. Der Junge war vom Pferd gefallen und lag auf dem Boden. Das jüngere Mädchen drohte ebenfalls vom Sattel zu kippen, darum hob ich sie vom Pferd. Der blondhaarige Mann mit seinen Pfeil und Bogen kam angerannt. Wie konnte er so schnell hier sein? ,,Was ist passiert?" fragte dieser. Ich hob das Mädchen auf meine Arme. ,,Sie sind erschöpft, helft mir sie in die Goldene Halle zu bringen." wies ich ihn an.

~*~

Die Kinder saßen in der großen Halle am Tisch und schlangen förmlich die Suppe hinunter. Der Junge hieß Éothain und das Mädchen Freda. Sie erzählten von Plünderern aus den Bergen die in ihr Dorf einfielen und alles zerstört hatten. Mein Vater saß auf den Thron und stützte seinen Kopf auf seiner Hand. Gandalf saß auf einem Stuhl neben ihm. ,,Sie wurden nicht gewarnt. Nun ziehen Wilde Menschen durch die Westfold und brennen alles nieder." sagte Éowyn beunruhigt. Einen Tisch weiter saß das merkwürdige Trio, der Zwerg, Aragorn und der blonde Mann. Ich musterte ihn, erst jetzt fielen mir seine spitzen Ohren auf. Diese Männer waren wirklich eine seltsame Zusammenkunft. Ein Elb, ein Zwerg und ein Mensch. Während Éowyn weiter über die Zustände berichtete, die die Kinder erzählt hatten, fragte Freda wo ihre Mama sei. Éowyn legte ihr eine Decke über und beruhigte sie. ,,Das ist nur ein Vorgeschmack des Schreckens den Saruman heraufbeschwört." erzählte der weiße Zauberer. Ich trat vor. ,,Was kann schlimmer, als das hier sein?" fragte ich fassungslos und zeigte auf die Kinder. ,,Eine Armee von Orks." antwortete Aragorn. Unsicher fuhr ich zu ihm herum. ,,Saruman wird von der Angst vor Sauron getrieben. Reitet, bietet ihm die Stirn, lockt ihn weg von euren Frauen und Kindern. Ihr müsst kämpfen." bat Gandalf. Mein Vater sah ihn ungläubig an. ,,Ihr habt in diesen Moment zweitausend fähige Männer die im diesen Augenblick nordwärts reiten. Éomer ist euch treu ergeben, sie werden zurückkehren und für ihren König kämpfen." schlug Aragorn vor. Mein Vater stand vom Thron auf und ging in die Mitte der Halle. ,,Sie wären bereits zu weit entfernt." schlug er den Vorschlag weg. ,,Éomer kann uns nicht helfen." fügte Vater noch hinzu. ,,Ich weiß was ihr von mir wollt, aber ich möchte kein vermehrtes Leid unter meinen Volk. Ich will keinen offenen Krieg riskieren." sprach mein Vater sicher. Aragorn nahm seine Pfeife aus dem Mund. ,,Offener Krieg steht euch bevor, ob ihr ihn riskieren wollt oder nicht." entgegnete Aragorn. Ich verschränkte meine Arme. ,,Das könnt ihr nicht mit Sicherheit bestimmen außer, ihr könnt in die Zukunft sehen." wandte ich mich spitz an Aragorn. Er wollte gerade etwas darauf sagen. ,,Schluss damit, Théaldrine. Mein Entschluss steht fest. Wir reiten Morgen in der Früh nach Helmsklamm." sagte mein Vater entschlossen. Ich nickte. ,,So sei es, mein König." gab Aragorn nach. Mit schnellen Schritten lief ich zurück in mein Schlafgemach. 

Königin von  Rohan ( HdR FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt