~ acht - Eintopf ~

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Grüblerisch sah ich über die weiten Ebenen. Es waren sicher sechzig Meilen bis Helmsklamm. Mit dem Pferd wäre es ein halber Tagesritt. Doch mit den Menschen die liefen dauerte es bestimmt zwei Tage. 

Wir ritten seit Stunden durch die Ebenen. Éowyn lief neben Gimlis Pferd. Er erzählte von Zwergenfrauen. Plötzlich galoppierte sein Pferd los und der Zwerg fiel hinunter. Éowyn rannte hinter her und half ihn auf. Ich ritt schnell hin. ,,Ist alles in Ordnung?" fragte ich. Éowyn putzte ihm den Dreck vom Mantel. ,,Das war Absicht." wiederholte Gimli immer wieder. Éowyn lachte laut. Ich lächelte. Gedankenverloren sah ich in die Ferne, mir ging immer noch nicht aus dem Kopf was ich gesehen hatte, als ich die Schwerter berührt hatte. Am Anfang des Zuges sammelten sich ein paar Menschen. Eine Unruhe entstand. Ich trieb mein Pferd an und galoppierte vor. Als ich an der Menge ankam, stieg ich vom Pferd. Ich bahnte mir einen Weg durch die Menschen. Eine alte Frau die zu Erschöpft war, um weiter zu gehen lag auf den Boden. ,,Herrin, meine Mutter, sie ist zu schwach um weiter zu gehen." flehte mich eine junge Frau an. Ich dachte kurz nach. Mein Blick wanderte zu den Zügeln die ich fest umklammerte. ,,Nehmt mein Pferd." sagte ich entschlossen und übergab das Pferd der jungen Frau. 

~*~

Wir rasteten in einem sicheren Tal an einem kleinen See. Ich war den restlichen Weg gelaufen, meine Beine taten weh und die Rast war mir Willkommen. Ich sah Éowyn dabei zu wie sie ihre gekochte Suppe an die Leute verteilte. ,,Wo ist euer Pferd?" fragte Aragorn, der unmittelbar in meiner Nähe saß. ,,Ich habe es einer alten Frau gegeben. Sie war erschöpft." antwortete ich kurz. Er musterte mich eindringlich. ,,Warum starrt ihr mich an?" fragte ich nervös und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Er nahm die Pfeife aus dem Mund. ,,Gandalf meinte eure Träume sind Vorahnungen." kam es direkt von ihm. Ich sah ihn erschrocken. Ich habe von so viel übel geträumt. Es wäre grauenhaft. ,,Um unseren Willen hoffe ich das er sich irrt." meinte ich erschaudert. Aragorn sah mich besorgt an. Éowyn kam zu uns und gab ihm etwas von ihrer Suppe. Aragorn kostete einen Löffel und verzog das Gesicht. Er nickte und zwang sich ein Lächeln auf. Aragorn tat tatsächlich als ob es ihm schmecken würde. ,,Ist gut." sagte er leise. Éowyn strahlte und freute sich über das Kompliment. Sie drehte sich zu mir und wollte mir auch eine Schüssel reichen. Ich lehnte dankend ab. Éowyn schien gerade ein Gedanke gekommen. Sie drehte sich zu Aragorn um. ,,Mein Onkel hat mir etwas seltsames erzählt." fing sie an. ,,Er sagte, ihr seid mit ihm in den Krieg gezogen, mit Tengel, meinen Großvater." erzählte Éowyn. Ich schüttelte den Kopf. ,,Er muss sich irren." warf ich ein. Aragorn sah zwischen uns beiden her. ,,Des Königs Gedächtnis ist gut, er war noch ein kleines Kind damals." erzählte Aragorn. Éowyn und ich sahen ihn erschrocken an.  ,,Ihr könnt keine 80 sein." grübelte Éowyn. Aragorn schmunzelte. ,,87." korrigierte er sie. Éowyn murmelte etwas von den Dunedain. Sie bestand darauf das er die Suppe weiter aß. ,,Éowyn, würdest du kurz kommen?" rief ich sie zu mir. Sie trottete zu mir. ,,Möchtest du doch noch etwas Eintopf?" fragte sie. Ich schüttelte wild den Kopf. ,,Er muss dich wirklich gern haben." sagte ich leise. Sie sah zu ihm hinüber. ,,Wieso? Wie kommst du darauf?" fragte sie und setzte sich zu mir. ,,Er isst deinen Eintopf." schmunzelte ich. Sie sah mich empört an. ,,Willst du damit sagen ich bin eine schlechte Köchin?" fragte sie entgeistert. Ich nickte. ,,Verzeih mir, aber der Eintopf ist scheußlich." sagte ich leise. Éowyn probierte selbst einen Löffel und verzog das Gesicht. ,,Du hast recht." sagte sie. Ich legte mein Kopf auf ihre Schulter und lachte leise. 

~*~

Ich sah schreckliche Gestalten auf Hunde ähnlichen Kreaturen reiten. Sie griffen uns an. Plötzlich wurde ich aus dem Schlaf gerissen und sah in Aragorns Augen. ,,Was habt ihr gesehen?" fragte er fordernd. Ich stieß ihn weg. ,,Lasst mich in Frieden." keifte ich ihn an und stand auf. Er lief mir nach. Wir waren etwas abseits, als er mich am Unterarm fest hielt, damit ich nicht weiter fort lief. ,,Versteht ihr nicht wie wichtig eure Gabe ist?" flüsterte er fordernd. Ich sah angewidert an. ,,Eine Gabe? Dies ist keine Gabe, es ist ein Fluch. Ich wünschte ich könnte eine Nacht schlafen ohne in meinen Träumen von der immer größer werdenden Dunkelheit verfolgt zu werden." gab ich mit bebender Stimme zurück. Aragorn sah mich mit entsetzen an. ,,Nun lasst mich los oder ich schreie." drohte ich. Nach kurzen zögern ließ er mich los und ich ging zurück zu meinen Schlafplatz. Die restliche Nacht machte ich kein Auge zu. 

~*~

Wir setzten unseren Marsch am Morgengrauen fort. Ich war Müde, meine Augen drohten immer wieder zu zufallen. ,,Stimmt etwas nicht?" fragte der Elb. Ich seufzte. Ich konnte diese Frage schon bald nicht mehr hören. ,,Ihr seid Legolas, nicht wahr?" lenkte ich ab. Er nickte und er sah mit aufmerksamen Blicken in die Ferne. Plötzlich hörte ich ein grauenhaftes Brüllen von einen Tier und fuhr herum. Ein Reiter wurde von einem hundeähnlichen Tier angefallen. Mein Atem stockte. Die Orkreiter waren da. Wie in meinen Traum. Ich stand wie angewurzelt da und schlug fassungslos die Hand vor meinen Mund. Legolas eilte den Reiter Rohans zu Hilfe. Einer der Orkreiter ritt auf mich zu. Meine Knie wurden weich. Ich stolperte ein paar Schritte Rückwärts, als ich auf einmal zu Boden fiel. Der Ork kam immer näher, doch kurz vor mir durchbohrte ein Pfeil die Bestie. Nur wenige Schritte von mir entfernt blieb es liegen und der Ork fiel hinunter. Legolas half mir auf. ,,Lauf!" befahl er. Ich rannte los zu Éowyn. Mein Vater ritt mir entgegen. ,,Führe die Leute nach Helmsklamm, wir werden folgen." befahl er mir und ritt weiter. Ich rannte weiter und tat das was mein Vater mir auftrug.

Königin von  Rohan ( HdR FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt