꧁Adrien꧂

414 35 39
                                    

Schnell unterschrieb ich noch die letzten Papiere. Es waren die letzten Unterschriften bis zur Hinrichtung von Lila und den Raincomprix-Geschwistern. Sofort, als ich alle Unterlagen bekam, machte ich mich daran, alles so schnell wie möglich auszufüllen. Ich konnte nicht noch länger warten. Zu lange war dieses Pakt schon am Leben. Es wurde langsam Zeit, dass das alles endlich ein Ende nahm. Nach dieser Hinrichtung konnte ich mich dann endlich auf Marinette konzentrieren. Drei Wochen lang gab es kein Lebenszeichen der damaligen Superheldin. Sie konnte überall in Paris sein. Ich hoffte, dass meine Suchtrupps sie finden würden, damit ich endlich mein Versprechen einhalten konnte, sie zu töten.

Ich steckte die Formulare in einen gelben Briefumschlag, klebte ihn zu und warf ihn gezielt auf mein Sofa. Er landete perfekt auf ein Kissen, welches in einem dunklen weinrot war. Ich stand auf, streckte mich kurz und sah aus dem Fenster.

Es war ein warmer Tag heute. Die Sonne strahlte auf Paris herab und wärmte de Stadt. Es waren kaum Wolken am Himmel, dennoch wirkte die Stadt mit dem Sonnenlicht trüb. Es lag an der Hülle, die unsere Stadt umgab. Niemand kam rein oder raus. Auch wenn es nie jemand sagte, konnten sich viele denken, dass sie eingesperrt waren. Nach der Zeit wurde es einem einfach bewusst.

Mein Vater hatte sich nur Paris als Ziel gesetzt gehabt, ich wollte aber mehr. Ich hatte mir die ganze Welt vorgenommen. Jeder Staat sollte mir gehorchen. Jeder Mensch sollte unter meiner Kontrolle stehen. Hatte ich erst den Miraculous von Marinette, würde sich alles verändern. Alle Menschen sollten meine Macht spüren. Es solle keine Ausnahmen geben!

Seitdem Kathleen tot war, sah ich so vieles anders. Ich wusste nun, wie schnell ein Leben vergehen konnte. Man konnte ein Leben so schnell beenden, wie es erschaffen wurde. Kathleen war das perfekte Beispiel. Sie hatte sich nur wenige Meter entfernt, da fiel sie dem Anschlag zum Opfer, der mich hätte treffen sollen.

Die Menschen sollten dafür büßen, dass sie sie umgebracht hatten! Ich werde jeden von ihnen töten, quälen und foltern. Sie sollen erfahren, was es heißt, wenn man sich mit Adrien Agreste anlegt. Sie würden es aber noch mal auf eine andere Weise zu spüren bekommen. Niemand tötete Menschen, die mir wichtig waren, ohne Konsequenzen davonzutragen.

Wie sollte ich aber die Drahtzieher finden, wenn ich keine Anhaltspunkte hatte? Alle Beweise verbrannten mit dem Haus. Zeugen starben an dem Feuer oder an dessen Verletzungen.

Es gab da aber noch die Verursacher. Es war ein kleines Mädchen gewesen, neben ihr ein kleiner Junge, der wahrscheinlich ihr Bruder war.

Würde ich ihn finden, könnte ich ihn als Druckmittel nutzen. Ich könnte ihn als meinen eigenen Schüler ausbilden und ihn als Spion wieder hinein schicken. So würden die Befreiten von innen heraus zerstört werden!

,,Das ist es!"

Mit einem siegessicheren Lächeln ging ich durch das Zimmer. Es war ein einfacher Plan, aber ohne eine gute Planung konnte es nicht funktionieren. Es war was anderes ein Kind zu entführen, als ein Kind aufzunehmen. Ich musste alles durchplanen und jede Sicherheitslücke musste abgedeckt werden. Es durften mir keine Fehler unterlaufen.

Wenn ich dieses Kind in den Händen halte, konnte ich alle meine Pläne durchführen. Die Befreiten würden zerbrechen und sich ergeben müssen.

Marinette würde auffindbar werden und endlich exekutiert werden können. Alles hätte endlich ein Ende, wenn ich diesen kleinen Jungen hätte!

,,Warum bin ich denn nicht früher darauf gekommen?" Ich setzte mich wieder auf meinen Stuhl und schloss die Augen. Ich musste mir die ganze Situation nochmal in Erinnerung rufen. Ich brauchte Details bezüglich des Jungen.

Ich erinnerte mich, dass ein kleines Mädchen, älter als der Junge selbst, mit einer Waffe auf mich gezielt hatte. In ihren Augen sah ich den kalten Hass, der unendliche Zorn auf mich. Dennoch, in ihren Augen war auch Angst.

Hinter ihr ein kleiner Junge, der das Geschehen beobachtete. Er hielt sich heraus, sah nur hin und her und sagte nichts. Dann schoss plötzlich das Mädchen auf mich und der Junge verließ den Laden. Was danach war, war unwichtig. Mich interessierte die Szene, als der Junge verschwand.

Langsam spielte ich die Szene in meinem Kopf ab, immer und immer wieder. Die Bilder prägten sich in meinen Kopf ein. Ich sah den kleinen Jungen nun klar und deutlich vor mir. Die strahlend grünen Augen, der dünne und zierliche Körper, das runde Gesicht und die schmalen Lippen. Die kurzen, braunen Haare, die unordentlich von seinem Kopf abstanden.

Hastig kramte ich einen Zettel und einen Stift hervor. Ohne auf meine Rechtschreibung oder Grammatik zu achten, schrieb ich die Einzelheiten des Kindes auf. Unordentlich und kaum lesbar standen dort ein paar Sachen, die zwar nicht helfen würden, den Jungen zu finden, jedoch genug waren. Ich kannte jemanden, der aus diesen Punkten ein ganzes Gesicht konstruieren konnte.

,,Endlich wird alles ein Ende nehmen", sagte ich leise zu mir selbst, lehnte mich zurück und schloss die Augen. Ich stellte mir Paris vor. Die Straßen waren sauber und erstrahlten in ihren alten Glanz. Die Häuser waren alle neu aufgebaut, bewohnt oder bewohnbar. Die Menschen lächelten bei meinem Anblick, bedankten sich für alles, was ich für sie getan hatte. Kinder sahen mich mit großen Augen an und wollten so wie ich sein. Sie feierten mich, sahen mich als ihr Vorbild.

Ich war der Held, den alle feierten. Ich war der Mann, auf den alle hinaufsahen. Vorbild aller und jeden.

Schließlich stand ich auf, nahm mir meine Notizen und verließ mein Zimmer. Ich würde sofort anfangen. Desto schneller ich anfing, umso unwahrscheinlicher war es, dass alles schiefging. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass alles wieder ruiniert wurde. Es passte mir schon nicht, dass Lila noch am Leben waren. Wann sollte sie exekutiert werden?

Heute Abend würde sie durch meine Hand sterben. Wenn ich ehrlich war, glaubte ich noch nicht daran. Die Befreiten waren in letzter Zeit so still gewesen. Sie planten bestimmt schon die Rettung von Lila.

Sollten sie kommen, würde ich jeden einzelnen von ihnen töten. Keiner von diesem Abschaum sollte noch atmen können!

Irgendwann würde sich dieser Wunsch auch erfüllen. Ich glaubte fest daran und würde alles dafür opfern!

Die Geschichte von Marinette Dupain-Cheng und Adrien Agreste IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt