꧁Marinette꧂

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Aus der Ferne sah ich zu, wie Kathleen mit einem Fremden Mann verhandelte. Wir waren schon seit drei Wochen unterwegs. Wir beide hatten selten Pausen gemacht, gingen Umwege, sprachen mit ihren Bekannten und zogen weiter. Immer wenn ich sie fragte, wo denn das Versteck sei, sagte sie, dass ich lernen müsse zu warten. Denn noch immer beharrte sie darauf, dass wenn ich wenig über sie wusste, dass sie und ich sicherer wären.

Aber dies stimmte nicht.

Ich lebte schon seit Jahren gefährlich. Ich war seit Jahren auf der Flucht und hatte mich versteckt. Erst vor eine paar Woche hatte ich angefangen zu kämpfen. Doch dieser Versuch endete mit einer Schusswunde und ich landete im Agreste-Anwesen. Ich war hilflos gegenüber den ganzen Soldaten ausgeliefert, bis einer mir die Tür offen ließ, nachdem er mit mir gesprochen hatte.

Bis heute wusste ich nicht, wer es war, aber ich dachte mir, dass Kathleen es mir nicht sagen würde. Wahrscheinlich wäre auch dies eine zu gefährliche Information für mich.

Strahlend kam die Jugendliche auf mich zu. In ihren Händen hielt sie einen kleinen Beutel. Wahrscheinlich war dieser mit Lebensmitteln gefüllt. Ich nickte und sie reichte mir den Sack. Ich öffnete diesen und wie erwartet waren es Brot und eine kleine Flasche Wasser.

,,Kathleen, wie lange brauchen wir denn noch?", fragte ich genervt und drückte ihr den Sack in die Hände. Ich vernahm ein genervtes Brummen von ihr, sonst erwiderte sie aber nichts.

,,Marinette, bitte! Wir sind fast an unserem Ziel, du musst lernen – ", diesmal war ich die, die genervt seufzte. Ich konnte es nicht mehr hören! Laut ihr waren wir schon seit zwei Wochen fast an unserem Ziel.

Konnte sie mir nicht einfach sagen, dass sie es mir aus unerklärlichen Gründen nicht sagen durfte?

Die Befreiten waren bestimmt nicht bereit einem Neuling in ihrer Gruppe sofort alles anzuvertrauen. Würde mir Kathleen dies sagen, würde ich bestimmt aufhören, so nervig zu sein. Versprechen konnte ich allerdings nichts.

,,Kathleen, wir schwirren seit fast einem Monat durch die Wälder von Paris herum. Immer wenn ich dich frage, ob wir denn schon da sind, sagst du mir das Gleiche. Ich kann verstehen, dass du mir nicht sofort alles sagen willst, doch ein bisschen Vertrauen möchte ich schon. Schließlich bin ich nun mit dir gegangen und will die Befreiten unterstützten. Aber wie soll ich jemanden vertrauen, der mir nicht vertraut? Sag mir die Wahrheit oder ich gehe augenblicklich zurück."

Ich stemmte meine Arme an der Hüfte ab und sah sie ernst an. Sie verzog den Mund und drehte sich kurz weg. Erwartungsvoll sah ich zu, wie sie auf und ab ging. Der Beutel schwang dabei die ganze Zeit hin und her. Ich brauchte nur eine Ansage, mehr nicht. Sie musste mir nur sagen, was ich hören wollte.

Ich wollte, dass sie mir sagte, dass sie es mir nicht sagen darf. Dass wir wirklich fast da waren. Aber etwas tief in mir wusste, dass ich dies nicht zu hören bekommen werden würde. Sie hatte sich bisher immer davor drücken können, mir alles zu sagen. Sie vertraute mir einfach nicht.

Oder sie durfte mir nicht vertrauen.

,,Okay, ich kann dich verstehen. Aber versetze dich in meine Lage. Ich muss gucken, ob du es wirklich ernst meinst. Ich meine, du wolltest einmal vor deiner Pflicht weglaufen."

,,Dann versetze dich aber auch in meine Lage! Ich bin schuld, dass Paris zu dem wurde, was es jetzt ist. Wäre ich damals nicht auf den Trick – ", ich stoppte und drehte mich weg. Ich wusste, wie der Satz zu Ende ging. Kathleen sicherlich auch. Ich sagte es mir immer und immer wieder. Ich gab mir die Schuld für all das Chaos. Vielleicht hätte ich ihn stoppen können, hätte ich zuerst meine Familie in Sicherheit gebracht. So hätte er nichts gehabt, womit er mich erpressen hätte können und ich hätte ihn besiegt. Da war ich mir sicher.

,,Marinette, du trägst keine Schuld. Du hast als Superheldin gehandelt und bist zu ihm gegangen, weil du einen Akuma-Angriff vermutet hast. Jeder hätte so gehandelt. Gib dir nicht die Schuld für alles. Adrien hat entschieden, dich zu verraten. Er hätte es nicht tun müssen. Er wollte es."

,,Doch was, wenn nicht? Vielleicht wurde er – ", Kathleen schnitt mir das Wort ab, indem sie wütend den Beutel auf den Boden warf. Erschrocken drehte ich mich zu ihr und wich einen Schritt zurück. Sie atmete einmal tief ein und sah mich ernst an.

,,Marinette, dein Gejammer nervt mich langsam. Denkst du, dies macht alles besser? Dass es jemanden hilft? Nein! Du musst verdammt nochmal endlich akzeptieren, was passiert ist. Warum denkst du warst du so lange unfähig zu handeln? Genau, weil du dich für Adriens Taten verantwortlich machst. Du warst es nicht, der Paris zerstört hat, sondern Adrien! Er hat entschieden, dich zu verraten und Paris zu unterwerfen. Und selbst wenn er gezwungen wurde, hätte er nicht sofort deine Familie umbringen müssen!

Ich weiß, dass es schwer für dich ist, da du als Ladybug nicht besser handeln konntest, und Menschen leiden sehen musstest, aber du bist nicht schuld. Du hast wie eine Heldin gehandelt. Er hat dich ausgenutzt, Marinette! Und genau deswegen ist es nicht deine Schuld!"

Sie hob den Beutel auf und zeigte in eine Richtung. Ich blieb stumm, nickte zur Bestätigung und zusammen setzten wir unseren Weg fort. Dabei musste ich ständig an Kathleens Worten denken. Sie hatte vielleicht recht, doch trotzdem trug ich auch ein bisschen Schuld mit mir rum. Ich hätte nicht einfach still sitzen sollen, als jeder mich brauchte.

Ich hätte früher handeln müssen, viel früher.

Doch jetzt war dieses System schon zu fest und stabil. Wäre ich bei dem Aufbau stark geworden, hätte ich ihn noch aufhalten können. Dort waren sie noch schwach und gebrechlich gewesen. Jetzt jedoch war es beinahe unmöglich, sie zu stürzen.

,,Wir sind fast da", meinte Kathleen trocken. Sie drückte mir unsanft den Beutel in die Arme und suchte den Boden ab. Sie trat auf den Boden, nahm sich Steine und warf diese auf den Boden oder sie klopfte auf dem Boden.

Nach etwa einer halben Stunde erklang plötzlich ein metallisches Geräusch. Freudig sah sie zu mir. Ich lächelte schwach und beobachtete, wie sie mit Mühe die Erde von der Platte weg wischte. Sie schien etwas Bestimmtes zu suchen, ich konnte mir auch vorstellen, was. Da ergriff sie plötzlich einen Haken. Aus ihrem Gürtel holte sei ein Seil, befestigte dieses daran und zog kräftig daran.

Sie fiel nach hinten, als die Klappe aufging.

Doch Kathleen störte dies kaum, denn sie stand sofort wieder auf, klopfte sich den Dreck von den Kleidern und nahm sich das Seil.

,,Schnell, geh' hinein! Nicht, dass wir nicht entdeckt werden!" Ich tat, wie mir gesagt wurde und stieg hinunter.

Die Geschichte von Marinette Dupain-Cheng und Adrien Agreste IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt