"Ähm, willst du was trinken?", fragte er mich ohne mir in die Augen zu sehen.
"Ja, okay...", antwortete ich und es klang unbeeindruckter, als ich wollte. Ganz im Gegenteil, ich freute mich mit Alex Zeit zu verbringen, aber ich hatte keinen Bock über unseren Kuss zu sprechen, der weder ihm noch mir etwas bedeutete. Naja, das war gelogen, denn ich fand es unglaublich schön seine Lippen auf meinen zu spüren. Aber in gewisser Weise übertrieb ich es doch oder? Innerhalb von zwei Wochen sich in einen Typ verlieben, das war doch nicht normal? Also beschloss ich, mich ein wenig zurückzuhalten und ihn einfach so zu behandeln wie alle anderen ihre vorübergehenden Mitbewohner auch. Alle anderen... Gut, Finn behandelte Zac weniger wie einen Freund, mehr wie einen Rivalen und Chloe war mit ihrem Austauschschüler schon in die Kiste gehüpft, was war also normal? Alex und ich setzten uns an den Tisch, an dem Finn und ich vorhin gesessen waren.
"Ich hol uns was. Was möchtest du trinken?", wollte ich wissen, um Zeit zu gewinnen und ein Gesprächsthema zu finden.
"Überrasch mich", grinste er und schaute mir nach, während ich lächelnd den Tisch verließ. Na toll, jetzt musste ich auch noch überlegen, was ich ihm zu Trinken bestellte. Ich stand an der Theke und ließ meinen Blick über die Getränkekarte wandern. Man möge meinen, dass ich die Karte schon auswendig kennen musste, weil Finn, Sam und ich ja ziemlich oft da waren, aber da ich immer nur drei Getränke hatte, die ich abwechselt bestellte, kannte ich sie nur vereinzelt. Da fiel mir auf, dass ich noch so gut wie garnichts über Alex wusste beziehungsweise was er mochte. Von daher wusste ich nicht, ob er eher heiße oder kalte Getränke bevorzugte. Aufgrund des Spätsommers entschied ich mich für ein Kaltes. Jetzt blieb nur noch die Frage, ob er mehr der schokoladige oder der fruchtige Typ war. In meiner engeren Auswahl standen der Strawberry, der Vanilla, der Caramel und der Chocolate Crème Frappuccino. Und wenn er doch lieber Tee mochte? Kurz und knapp bestellte ich also den Chocolate Crème Frappuccino und für mich einen Iced Vanilla Latte. Während der Angestellte meine Bestellung zubereitete, war mein Kopf leer. Ich wollte mir zwar Fragen ausdenken, die ich ihm stellen konnte, aber ich glaubte, dass es besser rüber kommt, wenn ich spontan fragte. Da ich die ganze Zeit mit dem Rücken zu ihm stand, drehte ich mich um. Er sah aus dem Fenster. Ich wandte mich ein bisschen enttäuscht, dass er nicht zu mir sah, wieder zur Theke, wo unsere Getränke schon standen. Mit einem leisen Vielen Dank, ging ich zurück zum Tisch und stellte Alex seinen Frappuccino vor sich hin. Dann erst war seine Aufmerksamkeit wieder in diesem Raum. Was er da draußen wohl gesehen hatte?
"Danke", sagte er lächelnd und nahm einen Schluck, worauf ein Hm, lecker folgte. Meine Entscheidung war also garnicht so schlecht gewesen. Dann faltete er seine Hände und lehnte sich ein bisschen nach vorne.
"Also", fing er an,"weißt du, was Zac mit Jetzt seid ihr dran meinte?"
Dieser Satz verpasste mir einen Stich ins Herz, worauf ein schnelles Klopfen folgte, weil ich wieder an den Kuss denken musste. Was sollte ich jetzt tun? Natürlich wusste ich, was er meinte, aber ich wollte immer noch nicht darüber reden. Um mehr Zeit zu gewinnen, nahm ich auch einen Schluck. Sollte ich ihn wirklich anlügen? Ich stellte den Becher wieder ab und schluckte den kalten Kaffee hinunter.
"Nö, keine Ahnung", antwortete ich und versuchte seinem Blick auszuweichen, indem ich aus dem Fenster blickte. Doch da es draußen dunkel war, konnte man nicht erkennen was draußen vor sich geht. Alles, was man im Fenster sah, war, aufgrund der Spiegelung, das Innenleben des Lokals. Man sah direkt zur Theke. Da ging mir ein Licht auf. Er hatte mich doch beobachtet. Daas zauberte mir ein Lächeln auf das Gesicht. Mist, ich sollte damit aufhören.
"Ich auch nicht"
Hatte er auch gelogen oder wusste er wirklich nicht bescheid? Ich schaute ihm in seine braunen Augen, um aus ihnen schlau zu werden, was mir nicht gelang.
"Was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe?", entfuhr es mir urplötzlich. Ich war von mir selbst erschrocken. Die Frage passte in diesem Moment ganz und garnicht. Oh mein Gott, was hatte ich bloß gemacht? Er nahm es aber mit Humor.
"Grün", antwortete er knapp und grinste breit,"deswegen gefallen mir deine Augen auch unglaublich gut." Ich wurde rot. Das war das schönste Kompliment, das ich je gehört hatte. Wenn jemand etwas Nettes über meine Augen sagte, bedeutete mir das die Welt, denn ich mochte meine Augen besonders gerne. "Und deine?"
Endlich eine Frage, die ich ohne langes Nachdenken beantworten konnte. Blau, sagte ich und nahm nochmals einen Schluck von meinem Vanilla Latte. Er nickte lächelnd und trank auch. Ich freute mich, dass es ihn nicht verwirrte, dass mein Zimmer grün eingerichtet war, obwohl meine Lieblingsfarbe Blau war. Warum war das auch komisch, ich meine nur weil es Sam verwirrte? Und Finn, hm ... ich wusste nicht mal, ob er meine liebste Farbe kannte. Langsam wollte ich nach Hause. Es war ja egal, ob wir unsere gemeinsame Zeit hier oder bei mir verbrachten, nur Zuhause im Bett war es gemütlicher. Ihm schien es genauso zu gehen.
"Da wir also nichts Wichtiges zu bereden haben, wollen wir uns auf den Heimweg machen?", fragte er.
Ich nickte und gähnte. Als ich nach ein bisschen Kleingeld kramte und auf die Theke legen wollte, wies er meine Hand zurück. "Ich mach' das schon", sagte er und bezahlte. Mit unseren Bechern in der Hand streiften wir also durch die Nacht. Während des Weges sprachen wir nicht viel miteinander. Meine Vorfreude auf meine Jogginghose war einfach zu groß, ich meine wer hielt es denn stundenlang in einer unbequemen Jeans aus? Zuhause angekommen zogen wir uns beide um. Ich wieder im Badezimmer, er in meinem Zimmer. Nachdem ich mich abgeschminkt hatte, Zähne geputzt hatte und meine Haare irgendwie mithilfe eines Pferdeschwanzes bändigen konnte, ging ich zurück in meine eigenen vier Wände. Etwas enttäuscht war ich schon, als ich Alex mit Shirt und Jogginghose anstatt nur mit Jogginghose erblickte. Ich legte mich in mein Bett und beobachtete ihn, während er auf seinem Handy herumtippte. Dann huschte er ins Bad, brauchte aber deutlich weniger Zeit als ich. Heute war ich überhaupt noch nicht müde, also schlug ich vor, dass wir uns einen Film einschauten. Er willigte begeistert ein, doch bei der Wahl des Films waren uns nicht wirklich einig. Alex wollte unbedingt einen Horrorfilm sehen, obwohl ich ihm schon drei Mal gesagt hatte, dass ich keine Horrofilme mochte. Gegen einen Liebesfilm waren wir beide, also kam für uns nur noch ein Genre in Frage: Comedy. Trotz der Tatsache, dass wir beide den Film schon öfter als ein Mal gesehen hatte, entschieden wir uns für Hangover. Schnell eilte ich in die Küche und machte uns Popcorn. Als ich zurückkam, musterte mich Alex skeptisch.
"Kaffee und Popcorn, dein Ernst?", grinste er.
"Blödmann", gab ich zurück und warf ihn mit ein paar Popcorn ab. Ich legte die DVD ein und chillte mich zu ihm auf die Ausziehcouch. Mein Ziel war es, dass wir uns nirgendwo berührten, also sorgte ich für gewissen Sicherheitsabstand. Der Film ginge normalerweise 100 Minuten, doch ich schaffte es gerade einmal eine Stunde wach zu bleiben. Anscheinend war ich doch müder, als ich dachte.
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Neuer Schüler , Mitbewohner und große Liebe?
SonstigesÜber ihn hinwegkommen? Tja, das war schwierig für Emily. Sie konnte ihre "Summer Love" Alex einfach nicht vergessen. Vielleicht musste sie das aber auch nicht. Sticht ihr nach dem Urlaub sofort ein Neuer ins Auge oder gibt es ein Comeback von dem g...