1 Tag bis Sams Party
Ich fuhr hoch und blickte auf die Uhr. 10:00 zeigte sie an. Scheiße, ich hatte verschlafen. "Alex, steh auf, wir kommen zu spät!", rief ich hysterisch und wandte mich zu ihm um. Doch ich fand nur sein leeres Bett mit einem Zettel darauf vor.
Guten Morgen, Sonnenschein!
Ich wollte dich nicht aufwecken und da Finn mir die Adresse gegeben hat, bin ich schon mal los.
Wir sehen uns später.
Alex
Ich lächelte, legte den Zettel bei Seite und sprang unter die Dusche. Dann putzte ich mir hastig die Zähne, suchte mir ein Outfit raus und trug ein bisschen Make Up auf. 10:20 Uhr. Ich schnappte meine Tasche, stieg auf mein Fahrrad und fuhr los. Schnell versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Mir fiel meine Wut auf Finn wieder ein und mein leerer Magen. Außerdem wurde mir klar, dass ich meinen Onkel garnicht gefragt hatte, ob ich sein "Ferienhaus" nutzen durfte. Es war nicht wirklich ein Ferienhaus, es war einfach ein Grundstück, auf dem ein kleines Haus mit einer schönen Veranda, einem großen Garten und einem kleinen Badeteich gebaut war, das mein Onkel nur zirka drei Mal im Jahr besuchte. Es wäre doch ein ziemlicher Zufall, wenn er genau morgen zu seinem Haus fahren würde.
Nach 15 Minuten war ich endlich angekommen und sah einen parkenden Transporter. Ein klein wenig außer Atem betrat ich die Veranda mit dem weißen Geländer, auf dem schon Lufballons befestigt waren. Ich sah mich um. Die Jungs hatten einen Kühlschrank und eine Bar aufgebaut. Auf einem Tisch hatten sie hunderte Sektgläser gefüllt mit Litschi Sekt getürmt, auf den Sam so stand und daneben Besteck und Servietten hingelegt. Ich fragte mich, ob der Sekt morgen nicht abgestanden schmecken würde, aber die Jungs würden das sowieso besser wissen als ich. Als nächstes fiel mir Finn is Auge. "Hey Emily, du bist fünf Minuten zu spät dran", grinste er und reichte Alex einen Luftballon. Wütend rannte ich zu ihm hinüber, packte ihn an seinem Shirt und drückte ihn an eine Wand."Du bist so ein mieser Lügner und ein unfassbares Arschloch! Warum hast du sie angelogen, hä?! Warum machst du ihr Hoffnung, dass es doch einen tollen Tag zu dritt gibt?" schrie ich ihn an. Er nahm mich an den Handgelenken und befreite sein Oberteil von meinen Händen. Es hätte mir klar sein sollen, dass er stärker war als ich. "Komm runter, Emily. Vielleicht habe ich sie garnicht angelogen", sagte er ruhig und schaute mir tief in meine Augen. Meine Atmung verlangsamte sich wieder und ich riss mich von ihm los. Wir standen uns gegenüber und ich funkelte ihn böse an. "Hab ich nicht gesagt, dass du ...", weiter kam er nicht, denn ich verpasste ihm eine Schelle. "Okay, es reicht", schaltete sich Alex jetzt ein, umklammerte meinen Körper von hinten und zog mich von Finn weg. Ich währte mich nicht. "Hab ich nicht gesagt, dass du mir vertrauen sollst?", wiederholte Finn den Satz und hielt sich mit der Hand seine Wange. Ihm vertrauen? Tja, ich hatte ja am eigenen Leib erfahren, was ich davon hatte. Ich antwortete nicht, ich hätte sowieso nur wieder geschrien. "Komm, hilf mir Luftballons aufblasen", sagte mein Mitbewohner und strich mir mehrmals über den Rücken. Das beruhigte mich wirklich und ich tat wie mir befohlen. Während Alex schon den sechszehnten Ballon zuknotete, ging mir nach dem siebten schon die Luft aus. Ich warf einen Blick auf mein Handy. Gestern hatte ich Carlos noch die Adresse geschickt und dass er um 18:00 Uhr da sein sollte, doch er hatte sich noch nicht gemeldet. Auf die Einladungen hatten aber bereits 50 Leute geantwortet. Am liebsten hätte ich die Party immernoch abgebrochen, aber ich musste mir auch eingestehen, dass ich überreagiert hatte. Ich meine, ich hatte meinen besten Freund gerade geschlagen. Warum war ich nur so emotional? "Soll ich uns einen Burger holen, zum Frustessen?", fragte mich Alex und lächelte. Ich nickte. Er hatte also die Burgerbude zwei Straßen weiter auf der Herfahrt entdeckt. Dann stand er auf und wollte sich auf den Weg machen. Plötzlich hatte ich das Verlangen nach Zuneigung und ich wunderte mich, dass die nächsten Worte aus meinem Mund kamen: "Hast du nicht was vergessen?" Er drehte sich nochmal um, kam auf mich zu und küsste mich auf die Wange. Schön, dass er sofort gewusst hatte, was ich meinte. Mein Herzschlag schlug zwar immer noch schneller, aber nicht mehr aus Wut.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis Alex zurückkam. Er hatte mir einen leckeren Burger mit Faschiertem, Tomate, Salat, Speck und extra viel Käse mitgebracht.
Sich selbst und den anderen hatte er aber einen anderen geholt. Als ich meinen ersten Bissen genommen hatte, wurde mir erst richtig bewusst, wie hungrig ich eigentlich war und im Nu hatte ich meinen Burger aufgegessen. Zwar war ich langsamer als die Jungs, aber für meine Verhältnisse doch ziemlich schnell fertig. Bis in den späten Nachmittag hinein dekorierten wir noch alles fertig, stellten Tische auf, füllten Wasserbomben, ich hatte vier Mal vergeblich versucht Carlos zu erreichen und am Abend waren wir total geschafft. Sam hatte sich den ganzen Tag nicht gemeldet, wodurch wir die ganze Zeit ungestört waren. Wahrscheinlich hatte sie heute etwas mit Holly unternommen. Gott sei Dank hatte ich ihr Geschenk schon Wochen zuvor gekauft, heute hätte ich das sowieso nicht mehr geschafft. Im Gegensatz zum letzten Jahr schenkten Finn und ich Sam jeder einzeln etwas. Im vergangen Jahr hatten wir ihr eine unglaublich teure Kette geschenkt mit einem magischen Freundschaftsamulett, das unsere Freundschaft für die Ewigkeit anhalten lassen soll. Klingt extrem verrückt, ist es auch, nur Sams Mum war irgendwie eine Hexe, kannnte sich mit Kartenlegen und so Zeug aus und deswegen ließen wir uns dazu überreden, unsere Freundschaft in die Hände des Übernatürlichen zu legen. Das Amulett konnte man Öffnen und darin befand sich ein Foto von uns drei. Es war ihr Lieblingsgeschenk in all den Jahren gewesen und das konnten wir heuer so oder so nicht toppen. Was sich Finn dieses Jahr wohl einfallen hatte lassen?
Glücklicherweiße konnten wir mein Fahrrad im Transporter mitnehmen und fuhren zu Finn nach Hause. Lieber wäre es mit gewesen, wenn die Jungs Alex und mich sofort zu mir gebracht hätten, aber da ich kein Spielverderber sein wollte, sagte ich nichts. Die zwei Briten und mein bester Freund, mit dem ich seit der Backpfeife kein einziges Wort gesprochen hatte, zockten irgendwelche Spiele auf der Playstation und hatten sich drei Bier aufgemacht. Ich hatte mir zuvor noch einen Hoodie von Finn angezogen, weil das so ziemlich das tollste Kleidungsstück neben Jogginghosen war und Sam und ich an Abenden, die wir bei den Carters verbrachten, immer so rumliefen, bevor ich mich zu ihnen gesellte. Finn schien es auch heute nichts auszumachen. Ich schaute ihnen zu und hatte meinen Kopf, so wie gestern beim Fernsehen, auf Alex' Schulter gelegt. Es wunderte mich, dass ich ihn so nicht störte. "Alex, willst du dich eigentlich an meinem Geschenk für Sam beteiligen?", fragte ich nach einer Weile und sah zu ihm hoch. Pssscht zischten die anderen beiden. Er sah auch mich herab und grinste. "Nein, ich hab schon ein eigenes Geschenk für sie", antwortete er, richtete seinen Blick wieder auf den Bildschirm und war im nächsten Moment gestorben. Ich verkniff mir ein Lachen. Wir hockten bis 23:00 Uhr da und mir war schon so langweilig, dass ich mich zusammenreißen musste, nicht einzuschlafen. Doch dann konnten sich die drei endlich von der Konsole lösen und Alex und ich machten uns auf den Weg nach Hause. Mein Fahrrad schob ich neben mir her, weil ich zu müde zum Fahren war.
Zuhause angekommen stellte ich es in die Garage und wir huschten in mein Zimmer hinauf. Im Wohnzimmer lief der Fernseher, meine Eltern waren also noch nicht im Bett. Ich schminkte mich ab, putzte mir die Zähne, zog mich um - meine tägliche Abendroutine halt. Als ich mein Zimmer betrat, lag Alex auf seiner Ausziehcouch und tippte auf seinem Handy herum. Unaufgefordert ließ ich mich neben ihm nieder. Er legte sein Handy weg und sah mich etwas verdutzt an. Sofort spürte ich das schnelle Schlagen meines Herzes. "Solltest du nicht ins Bett gehen? Immerhin wird morgen ein anstrengender Tag", sagte er und grinste. Irgendwie erinnerte er mich bei diesem Satz an meine Mum. Weißt du eigentlich wie spät es ist? Du braucht genug Schlaf! Sei nicht immer bis spät in die Nacht wach und so Zeug konnte ich mir immer anhören. "Hm, ich kann doch auch hier schlafen oder?", murmelte ich und hoffte auf eine positive Reaktion. "Dass du fast das ganze Bett für dich hast, während ich am Rand schlafe und mir nachts die Decke wegnimmst? Kommt garnicht in Frage" Beleidigt wandte ich ihm den Rücken zu. Sekunden später deckte er mich zu und schob sich selbst auch unter die Decke. "Du bist schon ein bisschen stur, hm?", flüsterte er mir ins Ohr. Ich nickte und kuschelte mich in die Decke. "Träum schön", sagte er und ich konnte seinen Rücken an meinem spüren. Sekunden später war ich eingeschlafen.
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Neuer Schüler , Mitbewohner und große Liebe?
RandomÜber ihn hinwegkommen? Tja, das war schwierig für Emily. Sie konnte ihre "Summer Love" Alex einfach nicht vergessen. Vielleicht musste sie das aber auch nicht. Sticht ihr nach dem Urlaub sofort ein Neuer ins Auge oder gibt es ein Comeback von dem g...