Der Wecker riss mich um 6:00 Uhr morgens aus dem Schlaf. Geträumt hatte ich zwar nichts Schönes, aber trotzdem hätte ich nichts gegen weiterschlafen gehabt. Heute konnte ich mich nicht einfach wieder umdrehen und nochmals ins Land der Träume versinken, heute war der erste Schultag und das bedeutete das Ende der Ferien und viele qualvolle Monate des Lernens. Früher hatte man sich wenigstens auf seine Freunde gefreut, aber heutzutage treffe ich die, die ich sehen will und der Rest ist mir eigentlich mehr als egal. Man könnte meinen, dass ich nicht viele Freunde hatte und ja, so war es auch. Wie dem auch sei, ich rappelte mich hoch und rieb mir die Augen. So viel, wie ich gestern geschlafen hatte, durfte ich eigentlich nicht müde sein. Sam, Finn, Zac, Alex und ich hatten den ganzen Sonntag verschlafen und sind erst am späten Nachmittag nach Hause gefahren. Wir hatten noch eine Pizza bestellt, diese gegessen und hatten uns dann wieder hingelegt und bis heute Morgen durchgeschlafen. So eine Aktion konnte ich schon fast als Schlafmarathon bezeichnen.
Ich schleppte mich ins Badezimmer, danach an meinen Schminktisch, deckte meine Augenringe ab, und schlussendlich zu meinem Kleiderschrank, um mir meine Klamotten rauszusuchen. Für dieses Schuljahr sollte ich mir vornehmen, mir endlich mein Gewand immer am Vortag rauszulegen. Alex stand erst eine halbe Stunde nach mir auf, da er nicht so viel Zeit brauchte wie ich. Sein Outfit bestand aus einer Jeans und einem Hoodie und seine Haare brachte er nur mit ein paar Handgriffen und Haarwachs in Form. Wir frühstückten zusammen mit meinen Eltern Vollkornbrötchen und ein Glas Orangensaft, während wir auf Sam warteten, die mich oder besser gesagt uns jeden Morgen abholte. "Und Alex, bist du schon aufgeregt wegen deinem ersten Schultag hier?", fragte meine Mum. Ich wusste, dass er es war (wer war das nicht?), aber um den coolen, mutigen Briten zu spielen, schüttelte er nur den Kopf.
Um 7:30 Uhr stand meine beste Freundin vor der Haustür und wir machten uns kurze Zeit später auch schon auf den Weg. Wir regten uns über sämtliche Professoren auf und freuten uns andererseits auch, einige wieder zu sehen. Natürlich bezogen wir auch Alex in unser Gespräch ein und warnten ihn vor allem vor unserer ehemaligen Physikprofessorin. Bei der Schule angelangt, warfen wir einen Blick auf die Klassenlisten. Zunächst überflog ich unsere, die nur noch aus neunzehn Schülerinen und Schülern bestand. Drei aus dem letzten Jahr waren sitzen geblieben und oh, was haben wir denn da? Es stand ein Name auf der Liste, der mir unbekannt war. "Haben wir einen Neuen?", fragte mich Sam und runzelte sie Stirn. "Sieht ganz so aus", war meine Antwort. Die Namen der Briten standen auf der Liste unserer Parallellklasse, die den Schwerpunkt Sprachen hatte. Hier trennten sich unsere Wege. Ich bat Alex zwar an, ihm zu seiner Klasse zu führen, aber er meinte, dass er das schon schaffe.
Sam und ich platzierten unsere Taschen nebeneinader auf einem Tisch, begrüßten unsere restlichen Klassenkameraden und fragten uns gegenseitig über unsere Ferien aus. Viel zu erzählen hatte ich nicht, ich hörte den anderen lieber zu. Angestrengt wurde ich den Erzählungen zu folgen, aber mein Blick wanderte durch den ganzen Raum. Es hingen immernoch die selben, gelben, dreckigen Vorhänge von der Vorhangstange und es war immernoch der selbe Klassenraum, obwohl die Tische anders standen. Unsere Parallelklasse hatte jedes Jahr den Raum gewechselt, aber wir saßen schon seit Jahren hier fest. Kurz vor unserem Klassenvorstand huschte der neue Schüler herein und setzte sich zu den anderen Jungs in der letzten Reihe.
"Guten Morgen und herzlich willkommen im neuen Schuljahr!", begrüßte uns Mr. Stoner und bat uns Platz zu nehmen. So gut wie niemand schenkte ihm seine vollkommene Aufmerksamkeit und so drehte mich auch ich zu Sam, sodass ich seitlich auf dem Stuhl saß und die ganze Klasse überblicken konnte. Jedes einzelne Gesicht, dass ich vom letzten Jahr kannte, fiel mir ins Auge, nur einer fehlte. Finn. Stoner quatschte irgendwelches, organisatiorisches Zeug und teilte Zettel dazu aus. Danach ging er die Klassenliste durch und rief alle beim Namen auf. "Finn Carter?" Niemand meldete sich, wie auch, wenn er nicht da war. Wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür und niemand geringerer als Finn öffnete sie. "Am ersten Tag schon 10 Minuten zu spät, Mr. Carter, das ist sehr unangebracht" "Ich weiß. Tut mir leid, Mr. Stoner", entschuldigte sich mein bester Freund und ließ sich auf den Stuhl hinter mir fallen. "Wie dem auch sei, Logan Coleman?" Der Neue meldete sich und sofort wollte unser Klassenvorstand wissen, in welchen Fächern er sitzengeblieben war. Es stellte sich heraus, dass er nicht aufgrund seiner Noten, sondern seiner Fehlstunden die Klasse wiederholte. Aha, ein Schulschwänzer also. Er betonte, dass er jetzt mit dieser Schule beziehungsweise mit unserer Klasse eine neue Umgebung gesucht und gefunden habe und er sich bessern würde (das musste er doch sagen, um die Lehrer zu beruhigen). Außerdem erfuhren wir, dass er schon zehn Jahre Klavier spielte und in einer Band war. Mr. Stoner schien sehr an seinen Lippen zu hängen, obwohl er sonst eher der desinteressierte Typ war. Fertig im Text, setzte unser Klassenvorstand den Weg durch die Namen fort und auch jeder wurde aufgerufen (was für eine Überraschung). Anschließend schrieb er noch den provisorischen Stundenplan für diese Woche an die Tafel, wies uns drauf hin, morgen in die Kirche zu gehen, und entließ uns dann. Ich hatte bis heute nicht verstanden, was sich diese eine Stunde am Montag nach den Ferien brachte.
Wie verließen zu dritt die Klasse und steuerten auf die Aula zu, wo wir auf unsere Briten warten wollten. "Am ersten Tag schon zu spät, Mr. Carter, das ist sehr unangebracht", äffte Sam und ich musste lachen. "Ja sorry, wir haben verschlafen. Zac und ich haben gestern noch bis zwei oder drei Uhr nachts Fifa gespielt." Ich fand es witzig, dass er sich bei uns rechtfertigte. Während sich Sam und Finn zuerst über Fifa und dann über das gestrige Chelseaspiel unterhielten, hörte ich wieder nur zu. Ich hätte mich zwar über Chelsea aufregen können, weil sie nicht meine Lieblinsmannschaft war, aber ich konnte nicht gegen zwei eingefleischte Fans ankommen. Hoffend, dass die Jungs bald kommen würden, stand ich also da und schüttelte gedanklich den Kopf, wegen allem, was sie von sich gaben. "Wollen wir nicht lieber vor der Schule warten?", fragte ich und hoffte so, das Gespräch für ein paar wenige Sekunden oder vielleicht sogar Minuten zu unterbrechen. Zwecklos. Sie folgten mir zwar, aber hatten ihr Gespräch nicht unterbrochen. Wir setzten uns auf eine Bank und ich kramte nach meiner Sonnenbrille, die ich leider nicht finden konnte. "Das Tor von Drogba war doch unfassbar, findest du nicht?", schwärmte Sam. Finn stimmte begeistert zu und das Gespräch wurde nur noch intensiver. Ich seufzte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Entschuldigung", hörte ich eine weibliche Stimme und schnellte wieder hoch. Es war nicht an mich gerichtet, dennoch erblickte ich zwei Mädls in unserem Alter. Sie hatten sich an Finn gewandt, der die Diskussion zwischen ihm und Sam abbrach. "Oh mein Gott, Finn, du bist es wirklich", quietschte die eine und warf sich Finn um den Hals. Auch er schien endlich erkannt zu haben, um wen er sich handelte. "Was macht ihr denn hier?", fragte er aufgeregt. "Wir haben gehört, dass du hier zur Schule gehst und dachten uns, wir schauen mal vorbei" Deren Ernst? Das ich nicht lache. Was war das für eine billige Nummer? Endlich wandte sich Finn wieder uns zu. "Sam, Emily, das sind zwei Freundinnen aus der Grundschule." Von mir bekamen sie nur ein knappes Hi, kein Nett euch kennenzulernen, sondern einfach nur ein Hi. Sam hingegen beließ es nur bei einer Kopfbewegung. "Willst du mit uns was trinken gehen?", fragten sie ihn und ich war froh, dass er darauf nur NEIN antworten konnte, weil wir ja gleich ins Talkfe wollten. "Gern", war jedoch seine Antwort und er wandte sich zum Gehen. "Aber wir wollten doch schon ins ... ähm ... in ein Kaffee gehen, Finn!", beschwerte sich Sam als hätte sie meine Gedanken gelesen. "Das kann doch warten oder?" Mich wunderte es, dass er überhaupt noch geantwortet hatte. "Klar, die besten Freunde können warten", murmelte meine beste Freundin so, dass nur ich es hören konnte.
DU LIEST GERADE
Neuer Schüler , Mitbewohner und große Liebe?
DiversosÜber ihn hinwegkommen? Tja, das war schwierig für Emily. Sie konnte ihre "Summer Love" Alex einfach nicht vergessen. Vielleicht musste sie das aber auch nicht. Sticht ihr nach dem Urlaub sofort ein Neuer ins Auge oder gibt es ein Comeback von dem g...