Kapitel 12

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Ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Während Alex und ich mit zwei Gläsern Cola in der Küche der Carters saßen, hatte Finn auf der Treppe im Flur gewartet. Er hatte mich gleich nachdem Sam und Zac aufgebrochen waren angerufen, dass wir herkommen sollten. Nachdem er mir geschildert hatte, was vorgefallen war hatte er begonnen, ohne sich in irgendeiner Weiße komisch dabei zu fühlen, Alex über Zacs Liebesleben auszufragen. Über seine bisherigen Beziehungen, das Aussehen seiner Freundinnen und wie lang er mit jeder einzelnen zusammen war. Doch das ging eindeutig zu weit. "Finn, du reagierst definitiv über", hatte ich gesagt und dann hatte er sich nach und nach wieder abgeregt. Ich hatte ihn sogar dazu überreden können, sich bei Zac zu entschuldigen, wenn er nach Hause kam. Wir hatten uns also auf die Couch gesetzt, die Jungs hatten Bier und ich einen Radler getrunken, als sich mein Handy plötzlich gemmeldet hatte.

Erinnerung an: Sam's Geburtstag in 3 Tagen

Scheiße! Wegen der ganzen Austauschschüler-, Kuss- und Eifersuchtssache hatte ich ihren Geburtstag komplett vergessen! Außerdem konnte ich mir Geburtstage und andere Termine sowieso nicht gut merken, weshalb ich auch ihren großen Tag eingespeichert hatte, aber wenigstens das hätte ich mir merken können! "Finn, Sams Geburtstag!", hatte ich aufgebracht gerufen. "Was ist damit? Wir machen es so wie jedes Jahr, nur Sam, du und ich, jeweils drei Stücke von Trüffeltorte, Bananenschnitte und Schokotorte, viel Capri Sonne und ein paar Filme", hatte Finn ganz lässig geantwortet und einen Schluck von seinem Bier genommen. Geschockt von seiner Antwort hatte ich meinen Mund zu einem O geformt. Wir hatten zwar diese Tradition seit Jahren nicht unterbrochen weil unseren anderen Freunden Sams (und auch Finn und mein) Geburtstag ziemlich egal war und sie sowieso immer eine eher kleine Party feiern wollte, aber dieses Jahr war es etwas anderes. Dieses Jahr waren Alex, Zac und die anderen Austauschschüler da, da konnten wir doch nicht einen ganzen Tag zu dritt abhängen und die anderen im Stich lassen? "Aber was ist mit Alex und Zac, schon mal dran gedacht, dass sie vielleicht mit uns feiern wollen?", hatte ich empört gefragt, worauf Finn seine Augenrbauen hochzog. Alex hatte versucht mich zu beruhigen: "Wir können doch den Tag mit euch verbringen, vorausgesetzt Sam möchte das auch." Daraufhin hatte Finn begonnen sich aufzuregen. Es hatte ihm garnicht gepasst, dass die beiden Briten in unserer Tradition zu dritt involviert werden wollten. Eine Riesendiskussion war entfacht worden, vor allem zwischen Finn und mir. Alex hatte sich zurück gehalten und hatte nur vereinzelt ein paar Sätze eingeworfen. Wir hatten über Sams Vorlieben diskutiert und uns darüber wer besser über sie bescheid wusste gestritten. Dann hatte Finn wieder auf Zac rumghackt und ich hatte ihn wieder verteidigt, woraufhin er mich angegriffen hatte. Das Ganze war unfassbar ausgeartet. Auch wenn man sich mit mir gut verstehen konnte, konnte man sich genauso gut mit mir streiten. Finn hatte zwar keine Schimpfwörter verwendet (so einer war er nicht), doch er hatte Themen angesprochen von denen er wusste, dass er bei mir auf einen wunden Punkt traf - er kannte mich einfach zu gut. Nun war es genug gewesen. Ich hatte meinen Mund geschlossen, war in die Küche gerannt, hatte mir eine Cola hergerichtet und nichts mehr mit ihm gesprochen. Alex war ein paar Minuten später zu mir gekommen und hatte sich schweigend neben mich gesetzt, während Finn sich auf die Treppe gesetzt hatte. Und da saßen wir nun. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Austauschprojekt nicht so gut für unsere Clique war. Der Kampf zwischen Zac und Finn, der Streit zwischen Finn und mir, jetzt fehlte nur noch, das Sam und ich stritten oder Alex und Sam. Es war frustrierend.

Die Tür ging also auf und ich hörte Zacs Stimme: "Hey Finn, du siehst wütend aus. Ist alles okay?" Er musste wahrscheinlich denken, dass Finns Wut von ihm ausging, nachdem was zuvor passiert war, doch zur Abwechslung war ich diesmal der Grund für seine schlechte Laune. Und dann kam etwas aus Finns Mund, dass ich aufgrund der Auseinandersetzung völlig vergessen hatte: "Es tut mir leid wegen vorhin. Ich habe einfach so überreagiert, weil Sam mir einfach viel bedeutet. Sie ist meine beste Freundin und deswegen wirklich wichtig für mich. Alles cool, Mann?" "Klar, alles cool", kam die Antwort von Zac. Er hatte sein Versprechen gehalten und sich bei ihm entschuldigt, nein, mehr als das, er hatte es ihm sogar begründet. Zac eilte die Treppen nach oben. "Komm' dann wieder runter, wir müssen Sams Geburtstagparty planen!", rief ihm Finn hinterher.

Dann kam er in die Küche, nahm sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich zu uns an den Tisch. Keiner sagte ein Wort. Während wir auf Zac warteten, starrte ich das Tischtuch an. Es war ein weißes Tuch mit blauen Blumen darauf gehäckelt, es musste seine Oma gemacht haben. Komischerweise dachte seine Oma, dass Finn und ich ein Paar wären. Doch so oft wir ihr auch klar gemacht hatten, bestimmt schon 15 Mal, das es nicht so war, war sie immernoch der festen Überzeugung. Als Zac endlich aufkreuzte begrüße er uns lächelnd. Auch er nahm sich ein Bier und setzte sich dann zwischen Alex und Finn. "Also, was habt ihr vor?", wollte er wissen und fuhr sich durch seine blonden Haare. "Nun ja,..", wollte ich anfangen ihm den Streit zu schildern, doch er ließ mich garnicht erst zu Wort kommen. "Ich bin ja für eine richtig große Fete mit vielen Leuten aus eurer Schule, einem coolen DJ und natürlich gutem Essen und Trinken" Belustigt stieß ich einen kleinen Lacher aus und trank eien Schluck Cola. Lächerlicher Vorschlag. Ich war nicht begeistert und als ob Finn soetwas unterstützten würde, vor allem weil die Idee von Zac kam. Überraschenderweise war er jedoch total begeistert von der Idee und fragte, ob Zac sich um den Alkohol kümmern konnte. Hallo? - Es war noch nicht mal beschlossen, das die Feier stattfinden würde und schon taten sich die beiden für Partyvorbereitungen zusammen? Mein Blick wanderte zu Alex, um die Bestätigung zu bekommen, dass die Idee doch bescheuert war, aber auch er stand total hinter dem Vorschlag. Innerlich seufzte ich auf. "Also Emily, bist du auch dabei?", fragte mich Finn vorsichtig, nach unserer halbstündigen Gesprächspause. Was blieb mir bitte anderes übrig? Drei gutaussehende Jungs stellen sich gegen mich und einer davon war mein bester Freund, was sollte ich also tun? Ich nickte langsam und immer noch ein bisschen böse. Alex konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen, ich wusste woran er dachte. Seine Gedanken waren bei der verärgerten Emily, die er angeblich so süß fand. "Okay, das ist der Plan: Alex, du kümmerst dich um die Dekoration, Partyhüte, Luftschlangen, Ballons und so weiter. Emily, da du ja die Connections hast, bitte ich dich, dich um den DJ zu kümmern" Ich hatte tatsächlich Connections. Carlos war ein guter Freund von mir und wir kannten uns sogar schon länger als ich Finn und Sam kannte. Er kam viel in der Welt rum, weil er nicht nur DJ sondern auch Moderator, Tanzlehrer und Entertainer war. Die Frage war nur, ob der vielbeschäftigte Mann genau am Samstag Zeit hatte. "Außerdem möchte ich, dass du dich um die Gästeliste kümmerst." Ja, das war auf jeden Fall ein Kinderspiel für mich. "Zac und ich werden uns um das leibliche Wohl kümmern", fuhr er fort, "irgendwelche Einwände?" Er und Zac? Ich glaubte, mich verhört zu haben. Vorher war er noch sein Rivale und jetzt wollten sie sich gemeinsam um die Partyvorbereitung für die Geburtstagfeier des Mädchens, dass sie beide begehrten (glaubte ich zumindest) kümmern? - Verrückt. Niemand hatte irgendwas gegen Finns Anweisungen einzuwenden, also speicherte ich mir noch Zacs und Alex' Nummer ins Handy, um sie jederzeit erreichen zu können und dann wollten mein Mitbewohner und ich schon aufbrechen. Ich fand es toll, dass wir jetzt doch noch eine Lösung gefunden hatten, doch so schnell würde ich meinem besten Freund nicht wieder um den Hals fallen. Immerhin hatten mich seine Worte hart getroffen und entschuldigt hatte er sich auch nicht bei mir. "Hey, wo soll die Party überhaupt stattfinden?", rief Finn mir noch hinterher, als Alex und ich schon am Gehsteig standen. Warum hatte ich so sehnlich auf diese Frage gewartet. "Glaub mir, ich hab' schon die perfekte Location", antwortete ich triumphierend.

Neuer Schüler , Mitbewohner und große Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt