Kapitel 21

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Sams POV:

Ich löste keuchend meine Lippen von seinen und schaute ihm tief in seine leuchtenden Augen. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und auch ich ließ es mir nicht nehmen ihn anzugrinsen. Unmittelbar danach legte er seine Hände an meine Hüfte und zog mich näher an sich heran, nur um mich erneut zu küssen. Ich erwiderte seinen Kuss und mein Herz schlug doppelt so schnell als sonst. Was geschah hier? Egal, nicht zu viel darüber nachdenken, Sam, einfach geschehen lassen. Meine Augen schlossen  sich und dadurch fühlte sich alles nur noch intensiver an. Nach einer gefühlten Ewigkeit schob er mich sanft von sich weg, doch mein Herzschlag verlangsamte sich nicht. War das hier wirklich gerade passiert? Erneut? Verunsichert blickte ich zu ihm hinüber. Nein, das konnte ich nicht glauben.

"Was ist?", wollte er wissen und sah mich verwirrt an. Wahrscheinlich hatte ich erschrocken ausgesehen, nachdem ich das hier realisiert hatte. Ich hatte ihn geküsst, zwei verdammte Male und es hatte sich so richtig, aber zugleich auch so falsch angefühlt. Meine Beine zog ich an meinen Körper heran, umschlang sie mit meinen Armen und legte mein Kinn auf die Knie. Verwirrung breitete sich in meinem Kopf aus. Gefühlschaos. Saß hier der richtige Junge neben mir?

Zac und ich hatten das zwischen uns bis heute geheim gehalten, denn wir waren uns noch nicht sicher, ob wir es jemandem anvertrauen konnten. Was denn eigentlich? Unsere geheime Beziehung? Nein, wir waren nicht zusammen! Oder doch? Küssen, gemeinsam Filme schauen, sich dabei eine Decke teilen und nebeneinander einschlafen, waren das nicht Merkmale einer Beziehung?

Seit dem Abend im Talkfe lief das schon so. Zac und ich hatten uns so oft es ging getroffen, ohne es den anderen zu sagen, denn... irgendwie war es mir schon unangenehm Emily von diesen Treffen zu erzählen. Und da wir schon von Anfang an Augen für einander hatten, führte das Eine zum anderen und er hatte mich nach nur wenigen Treffen unsterblich geküsst und hatte bis heute nicht aufgehört. Es war nicht das Selbe wie auf dem Schulhof, nein, diese Art von Kuss konnte ich nicht beschreiben. Und ich ließ es zu, ich ließ mich küssen und ich ließ ihn mich berühren. Am Anfang war ich überrascht von mir selbst, doch es hatte sich so richtig angefühlt und mit jedem Kuss konnte ich weniger klar denken und fühlte mich umso mehr zu ihm hingezogen.

Von wem ich sprach? Bis vor drei Tagen dachte ich, dass mein Kopf und mein Herz nur dem Blondschopf aus England gehörten, doch mein Unterbewusstsein belehrte mich eines Besseren:

Ich hatte einen seltsamen Traum. Um ehrlich zu sein: Das Wort seltsam traf es nicht unbedingt, in diesem Fall würde ich doch eher merkwürdig, verstöhrend und kurios verwenden. Alles begann damit, dass ich auf einer Wiese lag, auf der rund um mich herum Blumen wuchsen. Hier war Tag, doch als ich meinen Blick nach oben zum Himmel wandern ließ, erblickte ich die dunkle Nacht und Millionen von leuchtenden Sternen. Nicht nur die Sterne konnte ich sehen, sondern der Nachthimmel war auch eine Art Spiegel. Darin war ich zu sehen. Nur ich. Kurze Zeit später zeigte er jedoch auch Zac und Finn links uns rechts neben mir liegen, die mich mit großen Augen musterten. Doch wandte ich mein Gesicht ab und schaute neben mich, war niemand da. Obwohl die Geschehnisse eigentlich harmlos scheinen, nahm mich dieser Traum unfassbar stark mit. Abgesehen von der Tatsache, dass ich jede Nacht mindestens zwei Stunden wach lag, fühlte sich jeder Kuss mit Zac an, als würde ich Finn küssen. Ein Wimpernschlag genügte, da sah ich meinen besten Freund vor mir und ein weiterer, um mich wieder in die Realität zurückzuholen. Jedes verdammte Mal spürte ich zwei von Grund auf verschiedene Menschen, die ihre Lippen vorsichtig auf meine legten und immer wieder ließ das Verwirrung in mir aufsteigen.

Finn war mein bester Freund, warum sollte ich für ihn mehr empfinden als Freundschaft? Das Gefühl, ihn zu küssen, ließ mir keinen Schauder über den Rücken laufen, im Gegenteil, es war ...

"Sam?", riss mich Zac aus meinen Gedanken. Ich hatte seine Frage immer noch nicht beantwortet. Schnell versuchte ich mich zu fassen. "Alles okay", sagte ich, drückte ihm einen Kuss auf die Backe und stand auf, "ich bin nur nervös, wie Finn reagiert, wenn du mich ab heute in aller Öffentlichkeit küssen darfst." Er erhob sich ebenfalls und kam auf mich zu. Da er um einiges größer als ich war, musste ich zum ihm hochschauen, nur um sein freches Grinsen zu sehen. "Komm jetzt, wir schaffen es sonst nicht mehr rechtzeitig zum Treffpunkt", war ich genervt, nahm ihn an der Hand und zog ihn hinter mir her.

~

Nervös lief ich auf und ab. Es war schon 15:35 Uhr, wir wollten uns um 15:30 Uhr treffen und Finn war immner noch nicht da. "Warum kann er nicht EIN Mal pünktlich sein?", beklagte ich mich. Emily und Finn waren beide so, nie kam einer von den beiden zur ausgemachten Zeit. "Beruhig dich, da kommt er doch schon!", sagte Zac und seufzte. Ich schaute auf und erblickte einen gutaussehenden, braunhaarigen Jungen, den ich meinen besten Freund nennen durfte. Von weitem grinste er mich an und als er unmittelbar vor mir stand, umarmten wir uns ganz fest. "Ich habe Hunger", verkünderte er, schlenderte an mir vorbei und begrüßte seinen Mitbewohner mit einem Handschlag. Wir gingen in das Chinarestaurant hinein und stellten uns an die Theke, um unser Essen To Go zu bestellen. Finn versuchte sich mit den Mitarbeitern zu verständigen indem er abwechselnd Reis und Leis sagte, um ihnen so gut wie möglich klar zu machen, dass er Acht Schätze mit Reis wolllte. Ich musste mir mein Lachen verkneifen und war froh, dass die Bedienung Nudelbox mit Hühnchenfleisch gut verstehen konnte. "Sie müssen leider 15 Minuten warten", teilte uns die nette Dame mit und ich grummelte, denn ich war total hungrig!

Während des Wartens standen Finn und ich uns gegenüber und schauten zu Boden, wir hatten uns nichts zu sagen. Zac stand neben mir, hatte seinen Arm um meine Hüfte gelegt und küsste mich ein paar Mal auf Wange, Schläfe und Kinn. Nachdem uns mein besten Freund eines kurzen Blickes gewürdigt hatte, schweifte sein Blick durch das Lokal. Ich versuchte Zac ein wenig von mir wegzuschieben, irgendwie war es mir doch unangenehm so aufgeschlossen der Öffentlichkeit gegenüber zu sein. Doch er ließ nicht locker. Meine Augen erkundeten den Raum ebenfalls und ich entdeckte eine große, verspiegelte Glasscheibe, durch die mich ein weiteres Augenpaar beobachtet hatte: Finns. Unsere Blicke trafen sich und ich zuckte zusammen. Mein Herzschlag wurde schneller. Was war bloß los mit mir? Die Bedienung gab uns endlich das Essen, wir bezahlten und setzten uns draußen auf eine Parkbank.

"Kommst du morgen ins Training?", wollte mein bester Freund wissen. Volleyball, stimmt. Mit dem neuen Schuljahr begann auch wieder das Volleyballtraining, das zwei Mal in der Woche stattfand. Aber ich hatte einfach so viel zu tun, vielleicht sollte ich gleich mal das erste Training schwänzen. "Ich glaube nicht, nein", antwortete ich und schob mir ein Stückchen Hühnchen in den Mund. Er nickte langsam und aß ein wenig Reis. "Oh okay... . Ich hoffe, dass wird nicht zur Gewohnheit" Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Nachdem wir fertig gegessen hatten verabschiedeten wir uns voneinander, weil ich in die Stadt musste, um mich mit Katy und Emily zu treffen und er sich mit Megan und Anja traf. Miese Schlampen dachte ich. Langsam machte ich mir Sorgen um mich selbst? Sie hatten mir doch garnichts getan. Während Zac sich also auf dem Weg zu Finn nach Hause machte, begleitete er mich zur Bushaltestelle. Es herrschte langes Schweigen. "Wollen wir mal wieder zu dritt etwas machen?", setzte er nach einer gefühlten Ewigkeit an, "nur du, Emily und ich?" "Hört sich toll an", antwortete ich in Windeseile. Die Anzeigetafel zeigte 2 Minuten an. Wir standen uns wieder gegenüber und schwiegen uns an. Ich hatte keine Ahnung, über was ich nun mit ihm reden sollte, obwohl uns sonst nie der Gesprächsstoff ausging.

Gott sei Dank fuhr der Bus endlich in die Haltestelle ein. "Ciao", murmelte ich und wollte einsteigen. "Sam?" "Ja?" Ich drehte mich wieder zu ihm zurück. Danach ging alles viel zu schnell. Er nahm mich am Handgelenk, zog mich zu sich heran und drückte seine Lippen auf meine.

Neuer Schüler , Mitbewohner und große Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt