Kapitel 20

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"Du warst ja sturzbesoffen gestern", lachte die eine und klopfte Finn auf die Schulter.

"Als ob du nüchtern gewesen bist", gab er zurück und fuhr sich durch seine Haare. Sie waren also nicht nur am Nachmittag nett etwas Trinken gegangen, sondern waren auch noch im Club feiern und haben sich zugeschüttet. Perfekt.

"Gut, ich gebe es ja zu, aber ich habe noch mitbekommen wie du und Anja rumgemacht habt."

"Haben wir das?"

"Okay Finn, du warst wirklich besoffen, aber ich kann dich beruhigen: Du hast trotzdem gut geküsst", meldete sich nun die Zweite zu Wort und kicherte.

Woher wollte die das bitte wissen? Ich brauchte etwas um zu verstehen, doch nach fünf Sekunden hatte ich es endlich überrissen. Sie war Anja. Ruhig versuchte ich normal weiterzuatmen und lauschte erneut.

"Megan, ist nicht heute diese eine Mottofete in der Partymühle?" Anja und Megan, jetzt wusste ich das also auch. "Ja, du hast recht. Lass' uns hingehen! Du bist doch auch wieder am Start oder Finn?" Jetzt war ich gespannt. Ich wusste nicht, ob es an meiner Abneigung zu Partys, dem sich volllaufen lassen oder den Mädls lag, aber wenn er jetzt mit NEIN antwortete, war noch ein Stück von dem normalen Finn in ihm drinnen. Ich hatte das Gefühl, dass er mit Megan und Anja in eine falsche Schiene gelangte und wenn sie ihn schon in ihren Bann gezogen hatten, wäre es zu spät. "Hmmm", machte er und grinste schief. "Bitte", bettelte Megan, "ich möchte eine Fortsetzung von Finnja!"

Finnja? Das war der dümmste Shipname, den ich je gehört hatte.

"Ich sage euch einfach kurzfristig bescheid, okay?", sagte Finn und nach einem zustimmendem Nicken von den Mädchen war das Thema vom Tisch. Der weitere Inhalt ihres Gesprächs war nicht sonderlich interessant, also beschloss ich nach einigen weiteren Minuten des Zuhörens mich wieder zurück in die Klasse zu begeben. Ich wandte mich um. "Finn Carter, zurück in die Klasse! Sofort!" Ruckartig drehte ich mich wieder zurück und erblickte einen aufgebrachten Mr. Stoner aus dem Schulgebäude, direkt auf Finn und die Mädchen zustürmen. Sofort ging ich in Deckung, dass er mich nicht entdecken konnte. "Mr. Stoner, hören Sie, ich kann das...." "Ich will nichts hören! Zurück in den Unterricht, ich werde deine Eltern kontaktieren! Und wo steckt Emily Harris, treibt die sich auch hier mit dir und deinen Mädchen herum?" Mein Herz begann zu rasen. Das war mein Stichwort. Ich musste sofort zurück in die Klasse, noch vor Stoner und Finn! Eilig krabbelte ich auf allen Vieren davon, bis ich endlich wieder die Tür erreicht hatte und auf meinen Beinen den Weg fortsetzen konnte. Mit schnellen Schritten suchte ich den Klassenraum auf und hatte es dem Himmel sei Dank noch vor ihnen geschafft. Ich ließ mich auf meinem Platz nieder, atmete tief durch, schaute zu Holly hinüber, die Beispiel 960 löste und tat es ihr gleich. Gerade die erste Gleichung gelöst, öffnete sich auch schon die Tür und Finn, gefolgt von unserem Mathelehrer, kam zur Tür hereinspaziert. Alle Augenpaare waren auf sie gerichtet. Mr. Stoners böser Blick schweifte durch die Klasse, doch als er mich erblickte entspannten sich sein Gesichtszüge ein wenig. Er glaubte die Toilettensache also. Erleichtert machte ich mich wieder an die Aufgabe und als ich fertig war löste ich die nächste und danach noch eine und noch eine, bis der Unterricht durch das Läuten der Schulglocke beendet wurde.

Sofort stürmten alle hinaus, doch ich ließ mir Zeit und verstaute meine Sachen ganz langsam in meinem Rucksack. Die Mappe, die nicht mehr hineinpasste, umklammerte ich und verließ schließlich auch den Klassenraum. Als ich zur Tür des Haupteingangs hinausging, sah ich Logan mit einer Kippe in der Hand auf und ab laufen. "Auf wen wartest du?", wollte ich wissen. Etwas erschrocken sah er auf und blieb im selben Moment stehen. "Auf Finn" "Finn?" "Ja, der musste noch mit Stoner ins Lehrerzimmer. Du kannst ja auch noch warten." Ich lehnte ab, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und machte mich auf den Weg nach Hause. Erstmal wollte ich abwarten, was Finn in den nächsten Stunden vorhatte, also machte ich mir Zuhause angekommen eine Tasse Tee und chillte mich zu Alex auf die Couch. Der Glückliche hatte heute nur eine Stunde Nachmittag. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und seufzte.

"Du siehst fertig aus", stellte er fest. Da hatte er recht, doch das lag weder an der Tatsache, dass ich heute lange Schule hatte, noch daran was ich da vorhin von Finn, Megan und Anja gehört hatte, okay, vielleicht doch ein bisschen daran... . Aber der Hauptgrund war die Tatsache, dass ich nicht wusste, wie ich das Sam erklären sollte. Auf dem Nachhauseweg hatte ich schon überlegt, es ihr gar nicht zu sagen, aber es zu verbergen? Irgendwann würde sie es doch sowieso herausfinden. "Willst du was dagegen tun?", frage ich und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Dann war da noch Alex. Irgendwie waren wir so vertraut, dass es schon unheimlich war. "Kann ich denn etwas dagegen tun?", wollte er wissen. "Du könnest mir erklären, warum alles so kompliziert ist" Er schwieg, dann begann er mir übers Haar zu streichen. "Weil es einfach so ist" Ich hob meinen Kopf und schaute ihn verwirrt an. Lächelnd fuhr er fort: "Wenn die Dinge einfach wären, hätte ich dich im Urlaub angesprochen, wir hätten eine tolle Woche gemeinsam am Strand verbracht und unsere Nummern austauscht, aber da die Dinge ja immer kompliziert sind, musste sich erst deine Mum am Ende der Woche einschalten, wir mussten nach Hause reisen, um dann Kontakt aufzunehmen und mich als Austauschschüler hier her bringen." Oh ja, eine sehr komplexe Sache war das im Urlaub. Ich grinste: "Aber manchmal ist es besser, wenn die Dinge kompliziert sind, sonst wärst du jetzt vielleicht gar nicht hier." Er nickte.

Am Liebsten wäre ich noch den ganzen Abend einfach nur neben ihm gelegen und hätte mit ihm geredet oder Filme geschaut, aber da Sam, Katy und ich uns an die Lände setzen wollten, um ein bisschen zu reden, musste ich ihn wohl oder übel alleine zurücklassen. Mitschleppen durfte ich ihn nicht. "Jungsfreie Zone", hatte Sam ausdrücklich gesagt, da sich unser ganzes Gespräch über Riley drehen würde. Warum um Riley? Tja, zwischen Katy und Riley lief defintiv etwas, doch keiner von beiden wollte es so wirklich zugeben. Sie schwärmte die ganze Zeit von ihm, redete sich aber ständig ein, dass zwischen ihnen nie etwas sein werde, und er machte süße Gesten und hatte immer sein freches Grinsen aufgesetzt wenn sie in der Nähe war. Es war wie immer alles sehr komplex.

In unserer Clique war das Thema Liebe nie ein wirklich großer Wegbegleiter gewesen, denn Finn, Sam und ich waren beste Freunde, wer brauchte das schon eine Beziehung? Naja und jetzt war alles durchaus komplizierter:

Finn stand auf Sam, machte aber mit einer Bitch namens Anja rum.

Von Sam wusste man nicht, ob sie etwas für Zac oder für Finn empfand (wahrscheinlich wusste sie es selbst nicht so genau)

Und ich, tja... ich war Alex verfallen, ob ich es zugeben wollte oder nicht. Aber fühlte er auch etwas für mich?

Neuer Schüler , Mitbewohner und große Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt