Nervös schnappe ich mir ein Toast, das gerade aus dem Toaster gesprungen war, schmeiße es auf einen Teller und halte mir die Finger fest während ich: "Heiß, heiß, heiß" murmele. Danach werfe ich dem Toast einen bösen Blick zu und sage: "Dafür wirst du sterben müssen!" Mit einem Messer und Butter bewaffnet schmiere ich das Brot. "Heute schlug dein letztes Stündlein", danach beginne ich es zu essen.
Es wäre auch ein echt lustiger Auftritt gewesen, wenn ich mich nicht an einem Krümel verschluckt hätte. Hustend versuche ich ihn loszuwerden. Dabei spüre ich eine Hand auf meinen Rücken klopfen, als eine Stimme spricht: "Ruhig ruhig, Lea." Nach einer kurzen Weile hat sich mein Atem auch wieder normalisiert. Dankbar schaue ich Clint an, der mir in dieser Misere half.
"Kein Ding", sagt er, als ob er meine Gedanken lesen könne, "Bist du so sehr aufgeregt, dass du mit einem Toast spricht und dich dann von dem auch noch fast töten lässt?" Augenrollend drehe ich mich wieder zu meinem Toast und stelle fest, dass es lapprig geworden ist. Seufzend beiße ich davon ab und antworte dem Bogenschützen mit vollem Mund: "Eff wa femeinn fu mi."
"Man redet nicht mit vollem Mund, Lea", schimpft Steve mit mir. Er kam erst vor wenigen Sekunden rein und gießt sich in eine Tasse Kaffee ein. Schnell schlucke ich den Happen in meinem Mund runter und schaue ihn entschuldigend an. "Ok, vielleicht bin ich doch etwas aufgeregt", gebe ich mich an Clint wendend zu,
"Es ist aber mein erster Schultag, nachdem Dad mich in der letzten Zeit Zuhause unterrichtete. Dabei steige ich erst in der Zehnten ein und belege nebenbei aber Oberstufenkurse. Was sollen die anderen von mir denken? Ich werde das schwarze Schaf dort sein. Meine Mitschüler werden mich hassen. Ich bin doch ein elendiger Besserwisser, damit werde ich allen auf die Nerven gehen. Wahrscheinlich werde ich die Lehrer ständig verbessern, weil die ihren Unterricht nicht vernünftig führen können. Dann werden mich erst recht alle hassen. Es kann also nur schrecklich werden. Am besten ich bleibe gleich hier und gehe wieder ins Bett. Schließlich hat durch das Toast der Tag sowieso doof angefangen, da kann es doch auch nur genauso doof weitergehen."
Endlich rede ich mir all meine Sorgen und Ängste von der Seele. Seit die Avengers und Dad beschlossen, dass ich wieder zur Schule nach einem Jahr "Pause" gehe, hat sich dies in mir angestaut. Und genau wie mein Vater spreche ich nicht über meine Probleme und mache es mit mir und einem Schraubenzieher in der Hand aus.
Clint legt seine Hände auf meine Schultern und schaut mir durch meine Brillengläser in die Augen. "Ganz ruhig und hole tief Luft. Du brauchst nicht vom Schlechtesten ausgehen, denn alles wird heute gut laufen. Wo ist meine optimistische Lea?" Ich schüttel den Kopf und nehme seine Hände von mir. Als ich mir ein Glas Wasser eingieße, antworte ich: "Der erste Schultag ist nicht optimistisch, er ist entscheidend. Clint, der erste Eindruck zählt. Am heutigen Tag entscheidet es sich, in welcher stereotypische Schublade ich bis zur Zwölften leben muss. Nerd, Uncool, Tussi, du kennst sie alle. Und ich will keine schlechte Zeit haben, nicht nach meiner vorigen Schule. Ich will doch einfach meine Ruhe haben. Die bekomme ich jedoch nur, wenn ich mich richtig verhalte."
Verzweifelt versuche ich darzustellen, worin das Problem liegt. "Honey, das ist ja so Stark-untypisch zu denken, bist du wirklich die Tochter deines Vaters?" fragt Natasha, als sie herein kommt. Genervt nehme ich meine Brotdose von der Küchenzeile und gebe Steve einen Kuss auf die Wange als Dank, dass er sie gepackt. Dann nehme ich die Themosflasche von Clint, die mit schwarzem Tee gefüllt ist, und sage zu Na schnippisch: "Es tut mir ja leid, dass ich das Selbstbewusstsein meines Vaters nicht geerbt habe und dich mit meiner Heulerei nerve." Sofort schlage ich mir meine Hand vor den Mund und schaue die Rothaarige entschuldigend an: "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so angehen. Meine Nerven liegen einfach blank."
Mit einer abwinkenden Handbewegung meint sie nur: "Nicht schlimm. Denk in der Schule einfach daran, dass du Zuhause genug Leute hast, die für dich deinen Mitschülern eine rüber hauen können." "Natasha! Erzähle dem Kind nicht, dass Gewalt in Ordnung ist!" regt sich Steve auf und schaut sie über seine Zeitung hinweg entgeistert an. "Sagt der Recht schaffende Captain America, der schon vor dem zweiten Weltkrieg Menschen auf die Nase gehauen hat. Oder es jedenfalls versuchte", macht sich mein verpennter Vater, als er rein kommt, lustig.
"Hey Kleines, bereit für die Midtown High?", fragt er mich und wuschelt durch meine Haare. Verärgert schlage ich seine Hand weg. "Ey, Finger weg, du willst deine Haare ja auch nicht angefasst haben!" Danach versuche ich alles wieder an seinen Ort zu richten. Dad lächelt nur: "Keine Sorge, du siehst auch so gut aus, Kleine. Aber wenn du dich nicht beeilst, fährt Happy ohne dich los. Also hopp hopp, raus mit dir", weist er mich darauf hin.
Fast fluchend schaue ich auf die Uhr und renne in mein Zimmer. Schnell ist der Rucksack geschultert und ich laufe zurück in die Küche. "Ciao Leute, hab euch lieb!" "Wir dich auch und trete den anderen Kids in den Hintern, wenn die gemein sind", ruft Clint mir hinterher. Dad wirft mir nur einen Blick zu, der "Du schaffst das" sagt. Und dies ist mir hilfreicher als tausend Worte.
P.o.V. Tony Stark
Obwohl Lea schon aus der Tür ist, schaue ich ihr immer noch nach. "Na, vermisst du sie jetzt schon, Stark?", fragt der Bogenschütze mich. Ich schüttel den Kopf: "Ich muss noch einen Anruf tätigen. Bin gleich wieder da." Mit meiner Kaffeetasse in der Hand geh ich in meine Werkstatt. "JARVIS, bitte rufe Peter Parker an." "Natürlich, Sir." Bald darauf ertönt ein atemloses "Mister Stark!"
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Founded Girl (Avengers FF)
FanfictionFortsetzung zu 'Lost Girl' Ein Mädchen. Gefunden in den Leuten um sich herum. Gefunden in ihren eigenen Träumen. Gefunden in den Vorstellungen ihres Vaters. Und gefunden in ihren Gedanken und Illusionen. Das ist Lea West. Einst ein ruhiger, unschein...