fourth chapter

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Endlich Wochenende, dachte ich mir am Abend zuvor. Das heißt du kannst ausschlafen, sagte ich mir. Deshalb saß ich bis halb fünf morgens bei mir im Zimmer und programmierte weiter an meiner KI.

Was ich nicht wusste war, dass Steve mich um sechs Uhr aus den Federn holt, damit wir zusammen Sport machen können. Nun stehe ich um 6:13 Uhr in der Sporthalle mit knapp einer Stunde Schlaf und soll nun leichte Laufübungen mit dem Supersoldaten machen.

Und das alles nur, weil wir mein Herz stärken müssen, laut Bruce. Trotz des ARC-Reaktor in meiner Brust muss ich darauf acht geben. Fragt mich nicht wieso, der menschliche Körper hat mich bis dato nie sonderlich interessiert.

Nach guten zwei Stunden, 5 Mal auf den Boden fallen und drei beinahe Unfällen stehe ich endlich unter der Dusche. Gleich danach lege ich mich trotz meiner nassen Haare ins Bett. Kurz darauf schlummere ich tief und fest.

Dieser Zustand hält jedoch nur eine weitere Stunde, bis Vision mich zum Frühstück holt. Muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass Clint mich dann aus dem Zimmer trug und mich an den Tisch setzte?

Jedenfalls herrscht eine Totenstille beim Essen. Ich fühle mich wie ein Tiger, der im Zoo ausgestellt ist und ständig beobachtet wird. Genervt frage ich: "Ist jemand gestorben oder warum sagt keiner was?" Dann knabber ich weiter an meinem Käsebrötchen.

Mein Vater ist der Erste, der darauf etwas antwortet: "Nein, das nicht. Aber deine Autobiografie könnte 'Fifty Shades of Dark Circles Under My Eyes' lauten bei deinen Augenringen. Wie lange hast du geschlafen? Zwei Stunden?" Den letzten Teil sagt er mit einem belustigten Unterton. Etwas unwohl meine ich: "Sicheeeer nicht. Aber wollt ihr etwas über die Schule wissen?"

Endlich hörten sie auf anzuschweigen und löchern mich mit Fragen. Wenigstens halten mich die Unterhaltungen davon ab immer wieder wegzunicken.

Nach dieser Tortur an Frühstück gehe ich wieder zurück in mein Zimmer. Übermüdet versuche ich etwas Schularbeit zu schaffen, jedoch liegt mein Kopf irgendwann einfach nur auf dem Schreibtisch und ich träume von Einhörner, die mit mir zum Sonnenuntergang reiten. Oder auch nicht, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Jedenfalls ist eine andere Sache in meinem Gedächtnis präsent: Die Jungenstimme. Sie ruft "Mr Stark, es ist wichtig. Es geht um die Mission. Mr Stark, wo sind Sie?".

Vollkommen verwirrt schrecke ich auf. Orientierungslos schaue ich mich um. Was war das? Diese Stimme kenne ich doch. Doch mit dem Aufschrecken sind auch die Rufe verschwunden. Kopfschüttelnd tue ich es ab, bestimmt gehörte dies in meinen Traum.

Bereit weiter an meinen Aufgaben zu arbeiten, nehme ich einen Stift und schaue runter auf meine Zettel. "Ihh, seit wann sabber ich im Schlaf?!" rege ich mich laut auf. Seufzend schreibe ich die ganzen zwei Sätze nochmal auf ein trockenes Stück Papier und fahre fort.

Gerade als ich fertig bin und überlege, welche Serie ich auf Netflix dieses Wochenende durchschaue, klopft es an meiner Tür. Mit dem Rücken zu ihr gedreht bitte ich den Wartenden herein. 

"Hey, ich hatte jetzt die letzten Wochen nicht viel von meinem Cyborg. Ständig warst du in der Schule, hast Hausaufgaben gemacht oder mit deinem Vater getüftelt. Hast du den Bogenschützen nicht mehr lieb?", sagt Clint, legt sich wie ein Seestern auf mein Bett und schmollt. Lachen drehe ich mich zu ihm. "Doooooch, natürlich habe ich dich lieb, Katniss. Aber da ist eine Sache, die nennt sich Verantwortung und diese muss ich nun wieder übernehmen." Dann lege ich mich zu ihm und wir kuscheln eine kurze Weile.

Nur wenige Leute lasse ich körperlich so nah ran an mich. Aber mit Clint habe ich die letzten Monate ganz viel Kontakt gehabt, vor allem weil er mir das Bogenschießen bei bringt. Nun bin ich auf eine Basis mit ihm gekommen, bei der ich ihm, wie meinem Vater und Steve, blind vertraue. Ich habe es gelernt Menschen des männlichen Geschlechts zu vertrauen, obwohl mein Stiefvater zu mir alles andere als zimperlich war. Doch mit den drei Frauen im Tower bin ich noch nicht so weit.

Vielleicht liegt es daran, dass meine eigene Erzeugerin mir ein so wichtiges Detail wie der leibliche Vater verschwiegen hat. Darauf basierend kann ich anderen weiblichen Gestalten wohl nicht vertrauen. Sicher bin ich mir nicht, denn von Psychologie halte ich nicht viel.

"Na, worüber grübelst du? Ist es ein Junge? Wenn ja, dann muss du mir alles sagen, was du über ihn weißt. Dann jage ich ihn durch die Datenbanken. Du weißt, nur um sicher zu gehen." Lachend schüttel ich den Kopf und erkläre ihm, dass ich an keinen Jungen denke.

Seltsamerweise erscheint just in dem Moment das Bild eines Jungens aus meiner Schule vor meinem inneren Auge, was mich erstmal nicht los lässt.

Founded Girl (Avengers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt