Kapitel 5

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Ich räumte meinen Kleiderschrank aus und warf meine Lieblingsklamotten auf mein Bett. Einige Katrons stapelten sich in meinem kleinen aber süß eingerichteten Zimmer. Plötzlich stand meine Mutter in der Tür. Sie hatte Tränen in den Augen und sah mich an. Ich drehte mich zu ihr um und fragte sie: "Was ist denn los?" Meine Mutter warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu und antwortete: "Warum tust du uns das an?" Ich holte kurz Luft und sagte: "Es ist mein Leben und ich habe diese Entscheidung getroffen!"

"Aber warum denn gerade Soldatin? Es gibt doch noch so viele andere Berufe!" meinte Mutter. Genervt verdrehte ich die Augen und packte weiter, während ich mich mit ihr unterhielt. "Wie gesagt: Es ist mein Leben und deshalb ist das auch meine Entscheidung. Ich bin mittlerweile 19 Jahre alt und ihr habt mir nichts mehr zu sagen!" sagte ich genervt. Meine Mutter bekam keinen Ton mehr heraus. "Genieße den Augenblick, denn der Augenblick ist dein Leben", sagte ich zu ihr, als ich einen der Katrons nach draußen trug und in meinen Kofferraum einlud. Mutter folgte mir und fragte mit einem komischen Blick: "Was meinst du denn damit?" Ich blieb vor meinem blauen VW Golf stehen und sah sie genau an. Mein Vater trat neben sie und er blickte zu mir herüber. Dann antwortete ich: "Wir sollten die Zeit, die uns noch bleibt, gemeinsam genießen, denn wer weiß, ob wir uns in diesem Leben noch einmal sehen! Wenn man im Streit auseinander geht und nie mehr die Gelegenheit haben wird sich zu versöhnen, dann ist das das wahrscheinlich schlimmste Gefühl, das man in seinem Herzen trägt!" Meinen Eltern fehlten die Worte. Wahrscheinlich hätten sie so eine Weisheit nie von mir erwartet. Die einzige Reaktion meiner Mutter war ein leichtes Kopfnicken. Entweder verstand sie den Sinn nicht oder wollte meine Entscheidung, Soldatin zu werden nicht akzeptieren. Ich hatte mich in Stuttgart beworben und wurde sofort genommen. Den Leistungstest bestand ich bravo und wegen dem schweren Personalmangel mussten sie mich einfach nehmen. Meinen Eltern passte das natürlich überhaupt nicht aber jeder muss für sich selbst wissen, was die richtige Entscheidung ist.

Im Angesicht des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt