23. Dezember 2018

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Liebes Tagebuch,

Der Tag heute war wunderschön und ich weiß nicht, was ich sagen soll, also ließ es einfach selbst.

,Mooooooom!", schallte es laut durch die Wohnung und riss mich plötzlich aus meinem Schlaf. Rose' sonst so zarte und leise Stimme war wutverzerrt und schrill. Mit einem klagenden Seufzen schleppte ich mich in ihr Zimmer und stützte mich am Türrahmen ab, um von der Restmüdigkeit nicht umzukippen. ,,Ja, Schätzchen, was ist denn los?", fragte ich mit einem Lächeln, damit die größte Wut erstmal verschwand. Mit Tränen in den Augen drehte sich meine Tochter um und hielt mir einen tränenverschmierten Wisch unter die Nase mit den Worten:,, Hugo hat dem süßen Ravenclaw aus der dritten erzählt, dass ich ihn gut finde und jetzt hat er geantwortet. Wenn ich Hugo in die Finger bekomme, wird er sich nicht mehr mit Lily über mich lustig machen können. Mom, ich muss das Al erzählen! Geh jetzt bitte." sie knallte die Tür vor meiner Nase zu und ich blieb völlig verwirrt vor ihrer Tür stehen, den Brief immer noch in der Hand. Ich faltete ihn auseinander und musste gut aufpassen, dass das nasse Papier nicht in meiner Hand zerriss. Meine Augen überflogen die Zeilen, aber je mehr ich las, desto mehr musste ich mich konzentrieren, die teils verschwommenen Wörter zu entziffern. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Rose verliebt war... Als ich fertig mit lesen war, tat mir meine kleine wirklich leid. Sie war in der gleichen Situation gefangen wie ich momentan: unglücklich verliebt und nicht erwiderte Liebe. Wäre sie jetzt in den gleichaltrigen Scorpius Malfoy verliebt gewesen, wären wir praktisch in der selben Lage. Dann wären wir beide in einen Malfoy verliebt, der eine oder einen anderen liebt. Ich frage mich seit einem Jahr, wann Scorpius Albus sagen will, dass er auf ihn steht. Albus hat bis jetzt allerdings auch nichts gesagt. Ich ging in die Küche. Wenn ich schonmal wach war, dann konnte ich mich auch um das Frühstück kümmern. Nach kurzer Überlegung fiel mir wieder ein, was Molly mir beigebracht hatte. Ich holte meinen Zauberstab und verzauberte die Pfannen so, dass sie sich eigenständig um das Frühstück kümmerten. solange ging ich ins Bad und machte mich fertig. Immerhin hatte ich heute noch einiges zu tun.

Während wir am Frühstückstisch saßen, belegte Rose Hugo mit feindseligsten Blicken und vergaß beinahe, zu essen, wenn ich sie nicht alle fünf Minuten daran erinnert hätte. Nach 20 Minuten hielt ich es nicht mehr aus und versuchte, die unangenehme Spannung zu lösen. ,,Hör mal, Hugo. Du weißt bestimmt, warum Rose so wütend auf dich ist. Und wenn nicht, denk doch kurz darüber nach." Hugo schaute mich mit seinen grünen Augen an, die er ganz offensichtlich von seinem Vater hatte. Ich wollte ihm schon sagen, was er falsch gemacht hatte, will er so lange brauchte, als er sich plötzlich zu seiner Schwester umdrehte und sich bei ihr entschuldigte:,, Rosy, es tut mir wirklich voll leid. Du hast dich nicht getraut, es ihm zu sagen und ich dachte, wenn ich ihm unter deinem Namen eine Eule schicke, dann helfe ich dir damit. ich wollte nicht, dass er dir so einen Korb gibt." Entschuldigend schaute er zu ihr hoch und wartete offensichtlich auf eine Antwort. Rose seufzte und antwortete:,, Schon okay. Ich befürchte, selbst wenn ich es ihm gesagt hätte, hätte ich eine Abfuhr kassiert. In seinem Brief hat er mir zumindest gesagt, dass er mich wahrscheinlich überhaupt nicht wahrgenommen hätte wenn ich nicht andauernd bei Victoire sein würde. Sogar Roxanne ist auffälliger als ich. Also es ist nicht deine Schuld, dass er mich nicht mag." Sie lächelte ihren kleinen Bruder an und widmete sich endlich ihrem Frühstück. Ich war verdammt stolz auf meine Kinder und fand es gut, dass sie mittlerweile alt genug sind, ihre Probleme fast selbstständig zu lösen. Ich kann mich noch an die Geburten der beiden erinnern und ich weiß noch genau, wie die beiden angefangen haben, zu laufen und zu sprechen. Ach du meine Güte, ich werde gerade extrem sentimental!

Einige Stunden später liefen wir drei gemeinsam durch die Winkelgasse. Wir besorgten neue Federkiele für Hugo, ein Fässchen Tinte und obwohl wir nur recht belanglose Dinge besorgten, war der Tag wundervoll. Nach einer Weile setzten wir uns in den tropfenden Kessel und obwohl ich Linsen hasse, bestellte wir uns alle drei eine Linsensuppe und egal, wie fad sie schmeckte, ich war froh, dass ich sie mit meinen Kindern essen konnte. Der Moment kam mir perfekt vor, um endlich unter einem Vorwand verschwinden zu können. ,,Könnt ihr vielleicht einen Moment alleine bleiben? Wenn ihr wollt, bestellt euch einen Nachtisch. Ich brauche noch etwas ganz wichtiges für das Weihnachtsessen und damit ihr mir nicht wieder irgendetwas sinnloses aus den Rippen leiert", bat ich meine Kinder und lächelte sie freundlich an. Schon nach dem Angebot für Nachtisch wusste ich, dass ich sie hatte. Ich legte eine Galleone auf den Tisch und drehte mich um. Als ich mich drei schritte vom Tisch entfernt hatte, hörte ich Hugo leise flüstern:,, Geht Mom jetzt Weihnachtsgeschenke kaufen?" Ich lächelte und hätte fast den Kopf geschüttelt aus Angewohnheit. Aber hätte ich das getan, hätte Hugo gemerkt, dass ich es noch gehört habe.

Ich lief an Madam Malkins vorbei ohne jegliche Idee für ein Geschenk dieser Art. Doch als ich an diesem Laden vorbei lief, kamen Erinnerung wieder hoch. Kurz nachdem ich meine Einladung für Hogwarts erhielt, war dieser Laden der erste, den ich besucht hatte und ich war absolut fasziniert von den Maßbändern, die von alleine meine Maße gemessen haben. Ich erinnerte mich daran, wie in den Sommerferien zur sechsten Klasse nahezu alle Läden zerstört wurden und auch dieser hier wurde nicht verschont. Mittlerweile war er wieder hier und lief besser als nie zuvor, aber der Krieg hatte Spuren hinterlassen... Ich überlegte, ob ich Rose einen neuen Umhang schenken sollte, entschied mich aber dagegen. Ich lief ein wenig weiter und fand einen Schmuckladen. Er war genau gegenüber von Weasleys zauberhaften Zauberscherzen. Ich musste schmunzeln, als ich den großen Zauberer über dem Eingang sah, der ein Kaninchen aus seinem Hut zauberte. Ich betrat den magischen Juwelier und schaute mich ein wenig um. Es waren viele Regale in dem Laden. Sie waren verwinkelt und man fand hinter jeder Ecke ein weiteres Regal und geheimnisvolle Schmuckstücke. Ich lief ein wenig umher und blieb schließlich vor einer großen Ansammlung an feinen silbernen Armbändern. Es gab eine große Vielzahl verschiedener Anhänger. Ich ging die unterste Regalreihe durch. Ein kleiner silberner Herzanhänger fiel mir ins Auge. Es war praktisch wie geschaffen für Rose. Ich ging damit zu einer zierlichen Dame, um zu bezahlen. Doch bevor ich meinen Geldbeutel aus meiner Tasche holen konnte, hörte ich eine vertraute stimme hinter mir:,, Entschuldigen sie, ich würde gerne... Granger?" Ich drehte mich um und begrüßte ihn freundlich:,, Hi, Malfoy. was machst du hier?" Er hielt eine kleine Schachtel hoch und guckte sie kurz an bevor er mir antwortete:,, Ich... ähm ich habe ein Geschenk für eine besondere Person gefunden und wollte gerade bezahlen. Ich hoffe so sehr, dass es ihr gefällt." Mein Mund formte ein tonloses Oh. Aber ich beherrschte mich und erwiderte ein einfaches:,, Das wird es ganz bestimmt." Ich drehte mich zur Verkäuferin und bezahlte.

Etwas betrübt hatte ich den Juwelier verlassen, doch nachdem ich George in seinem Laden besucht hatte, um ein Geschenk für Hugo zu besorgen, hatte ich wieder ein Grinsen im Gesicht. Wie gesagt, liebes Tagebuch, der Tag war wundervoll. Ich habe nach langer Zeit wieder Zeit mit meinen Kindern verbracht und ich habe es unfassbar genossen. Es war nur etwas komisch, dass dieses Jahr kein Ron - kein Vater - für die Kinder dabei war.

Coffee, Granger?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt